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Kirchheimer Stadtkapelle löst Begeisterungsstürme aus

Konzert Die Musiker der Stadtkapelle haben in der Kirchheimer Stadthalle Unterhaltung auf hohem Niveau geboten. Von Hans-Günther Driess

Wie ein Signal des Aufbruchs wirkt die berühmte Eröffnungsfanfare aus der symphonischen Dichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss: Mit bombastischem Klang katapultiert sich die Stadtkapelle Kirchheim nach den Corona-Einschränkungen der vergangenen Monate zurück auf die Konzertbühne. Schlichtweg erstaunlich ist es, auf welch hohem Niveau sie sich nach nur vier Wochen Präsenzproben im „Concerto“ präsentiert.

Über 300 Zuhörerinnen und Zuhörer kann Stadtmusikdirektor Marc Lange in der Kirchheimer Stadthalle begrüßen. Dort wirkt die Stadtkapelle auf Einladung des Kulturrings bei der Meisterkonzert-Reihe mit. Er verspricht einen „bunten Strauss an Musikgenres“ und lädt ein zu einer Reise rund um den Globus. Sie be­ginnt mit dem symphonischen Tanz „Renaissance“ des 1975 geborenen japanischen Komponisten Yosuke Fukuda, der vom Orchester schwungvoll im Stile der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts dargeboten wird. Alle Registergruppen beeindrucken durch Ausgewogenheit und saubere Intonation.

Volksmusik aus Lincolnshire

Mit der Suite „Lincolnshire Posy” von Percy A. Grainger folgt ein Klassiker der anspruchsvollen Blasorchesterliteratur aus dem Jahr 1937. Grainger sammelte in der mittelenglischen Grafschaft Lincolnshire Volkslieder, die er in diesem Werk verarbeitete. Bis ins Detail hat Marc Lange die Partitur der fünf Sätze ausgereizt, dynamische und gestalterische Feinabstufungen herausgeschürft und mit souveränem Dirigat eingefordert.

Hervorgehoben sei der lyrische zweite Satz „Horkstow Grange“, der als eines der am besten geschriebenen und am besten orchestrierten Werke des Genres Blasmusik gilt. Diese Steilvorlage lässt sich der Stadtmusikdirektor nicht entgehen und erzeugt mit seiner Stadtkapelle eine Tondichtung von großer Schönheit mit weit ausgebreiteten Klangflächen.

Melodien der Klezmer-Musik

Die „Kleine Yiddishe Ragmusik“ von Adam Gorb aus dem Jahr 2003 ist eine brillante Synthese von Ragtime à la Scott Joplin und der jiddischen Klezmer-Volksmusik. Großes Können zeigen hier zahlreiche Solistinnen und Solisten aus den Reihen des Orchesters, indem sie exotische Melodien der Klezmer-Musik aufleuchten lassen oder mit groovenden Saxofonsoli Jazzelemente verdeutlichen.

Das Saxofon-Ensemble der Stadtkaplle, „sax.plus”, brilliert mit Kostproben aus dem Programm, mit dem die fünf Musiker Anfang März auf der Expo in Dubai in fünfzehn Konzerten Besucher aus aller Welt erfreut haben. Ihre Virtuosität und Professionalität stellen Christoph Neumann am Sopransaxophon, Michael Attinger am Altsaxophon, Livia Gööck am Tenorsaxophon und Steffen Sautter am Baritonsaxophon, begleitet von Marc Lange als Perkussionist, unter Beweis: mit rockigen, komplexen und sanften Klängen des Japaners Daisuke Shimizu und dem ekstatischen Latin Funk “Ulla in Afrika” von Heiner Wiberty.

Beim erdigen, pikanten Tango Argentino von Yosuke Fukuda sind neben dem Orchester Solisten in ihrer ganzen musikalischen Leidenschaft gefragt. Herausragend erfüllt diese Vorgabe der Saxofonist Christoph Neumann mit weicher Tongebung und echtem Latino-Feeling.

Klänge aus Lateinamerika

Das exzellente Musizieren der Stadtkapelle zieht die Zuhörerinnen und Zuhörer auch in „El Camino Real – A Latin Fantasy” von Alfred Reed in ihren Bann. Nach der vom Flamenco-Stil geprägten Tanzform „Jota“ besticht im langsamen „Fandango“ die Oboistin Clarissa Bath mit samtigen warmen Tönen und wehmütigem Ausdruck. Freude und Energie kulminieren auf der Bühne in der Schlussnummer „Danzas Cubanas“ von Robert Sheldon. Der tanzende Dirigent entfacht ein Feuer der afrokubanischen Musik, das die Solisten Richard Faller an der Trompete und Hubert Rauschnabel an der Posaune noch anheizen. Bei Salsa und Mambo animiert die Stadtkapelle zusammen mit ihrem großartigen Perkussions-Ensemble das Publikum zu rhythmischen Bewegungen. Nach Beifallsstürmen folgt eine Zugabe, und zum ruhigen Ausklang erklingt der Kanon „Dona nobis pacem“.