Weilheim und Umgebung
Kita-Umbau verschlingt Millionen

Kinderbetreuung Die Sanierung und Erweiterung der Kindertagesstätte auf dem Weilheimer Egelsberg wird erheblich teurer als gedacht. Grund sind unter anderem Preissteigerungen und strenge Auflagen. Von Bianca Lütz-Holoch

Zähneknirschen im Weilheimer Gemeinderat: Der Um- und Ausbau der Kindertagesstätte auf dem Weilheimer Egelsberg wird erheblich teurer als angenommen. Statt der geschätzten 2,5 Millionen Euro fallen voraussichtlich rund 3,2 Millionen Euro für die Sanierung und Erweiterung des 48 Jahre alten Gebäudes an. Dafür gibt es mehrere Gründe.

„Im letzten Jahr gab es deutliche Preissteigerungen bei den Baumaterialien“, legte die beauftragte Architektin Ulrike Ulmer-Herbrik dar. Vor allem Stahl, Bitumen, Holz, Kupfer und die Bauchemie seien betroffen. Das ist aber noch nicht alles: Mitverantwortlich sind ihr zufolge auch die immer weiter steigenden Anforderungen an den Brandschutz sowie schärfere Auflagen des KVJS-Landesjugendamts, das für die Kita-Aufsicht zuständig ist. Außerdem müssen zusätzlich Decke und Böden im Eingangs- und Essbereich sowie Teile der Sanitär- und Elektroinstallation ausgetauscht werden.

 

„Es darf einem angst und bange werden.
Johannes Züfle
Weilheims Bürgermeister angesichts der Kostenspirale im Bereich der Kinderbetreuung

Wenig begeistert waren die Gemeinderäte angesichts der Kos­tensteigerung. „Die Spirale nimmt kein Ende“, zeigte sich Gerda Schrägle (SBV) angesichts des Ausmaßes der Mehrkosten betroffen und fragte: „Wo soll das nur enden?“

Ebenfalls nicht glücklich zeigte sich Ilse Fischer (BDF) über die Kostensteigerung. „Wir kommen um diese Erweiterung nicht herum“, stellte sie fest. „Wir müssen uns aber überlegen, wo wir an anderer Stelle etwas einsparen können.“ Sie mutmaßte ebenso wie ihr Fraktionskollege Hans-Peter Sindlinger, dass die Sanierung der Kita teurer werden könnte als ein Neubau. Dass das Gebäude nun von Grund auf saniert wird, hält sie dennoch für sinnvoll. „Das ist besser, als wenn wir in fünf oder zehn Jahren noch mal ran müssen.“

Dem stimmte Hartmut Hummel (UWV) zu. „Die Kosten wären sonst in ein paar Jahren angefallen“, sagte er und gab zu bedenken, dass man danach immerhin ein komplett saniertes und erweitertes Gebäude habe. Dass mehr Kosten auf die Stadt zukommen, hatte er schon erwartet – ebenso wie sein Fraktionskollege Bernd Kautter: „Die Preissteigerungen sind nachvollziehbar“, sagte er. Er stelle sich jedoch die Frage, wie lange die Kommune noch all die Auflagen erfüllen könne, und fragte provokativ: „Vielleicht eröffnen wir nur noch Waldkindis und machen die anderen zu?“

Appell an Land

„Viele Ihrer Sorgen sind auch unsere“, betonte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Einen Knackpunkt sieht er bei den Vorgaben und Auflagen: „Das Land muss über die Standards nachdenken“, forderte er – sowohl was Bauliches angeht als auch beim Personalschlüssel. Die Stadt sehe sich ständig steigendem Bedarf an Kita-Plätzen und immer wieder wachsenden Kosten in dem Bereich gegenüber – und Kritik aus der Elternschaft, sobald die Stadt einen kleinen Teil der Kos­tensteigerungen an sie weitergebe. „Es darf einem angst und bange werden“, räumte er ein.

Der Rathauschef sieht die Stadt dennoch auf dem richtigen Weg beim Ausbau der Kinderbetreuung. „Der Schuh drückt, und wir haben zügig gehandelt“, sagte er. Insgesamt fehlen in Weilheim in den kommenden Jahren fünf Kita-Gruppen. Die Sanierung der Kita Egelsberg und die Erweiterung um zwei Gruppen ist ein ers­ter von vier Bausteinen, die dazu beitragen sollen, dem Mangel an Kita-Plätzen beizukommen. Die Stadt plant außerdem noch, einen zweigruppigen Jurten-Kindergarten in Weilheim zu eröffnen. Anschließend soll die Kita Öhrich saniert und erweitert werden. Zuletzt steht der Bau eines Jurten-Kindergartens in Hepsisau an.

Mitte Juli geht es los

Der Umbau der Kita Egelsberg ist während des Betriebs ab Mitte Juli geplant. Bei Hartmut Hummels Vorschlag, die Kinder während der Bauzeit vorübergehend woanders unterzubringen, winkte Johannes Züfle ab. „Eine Zwischenlösung liegt bei 100 000 Euro pro Jahr“, teilte er mit, was die Verwaltung in Erfahrung gebracht hat. „Und dann haben wir noch eine quadratische Blechschachtel herumstehen“, spielte er darauf an, dass Container zudem auch noch wenig attraktiv sind.

 

Pläne für den Außenbereich stehen

Neu gestaltet werden auch die Außenanlagen der Kita Egelsberg. Die Pläne hat Landschaftsarchitektin Marion Thiede erarbeitet. Baustart ist voraussichtlich Mitte November. Fertig sein soll der Außenbereich im Herbst 2023. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 414 000 Euro. 

Eingänge zur Kita wird es künftig zwei geben: Der bisherige Haupteingang ist als Zugang für den Ü3-Bereich vorgesehen. Zusätzlich entsteht ein separater Eingang im Norden für den U3-Bereich.

Die Außenbereiche der Krippen- und Kindergartenkinder werden ebenfalls neu angelegt.​ Der U3-Bereich erhält einen neuen Sandkasten, einen Fahrparcours, ein Spielhaus und Schirme sowie einen neuen Baum als Schattenspender.

Im Ü3-Bereich soll es einen gepflasterter Rundweg als Fahrparcours geben, einen Sand-Matsch-Bereich mit Wasserpumpe, einen Barfußpfad, Balanciergelegenheiten und ein Mini-Fußballtor. Am Hügel werden eine neue Rutsche und eine Kletteranlage installiert​​​​​. bil