Notzingen. Anfang Dezember letzten Jahres hat die Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim-Dettingen-Notzingen den Vorentwurf zur Fortschreibung des Flächennutzungsplans beschlossen. Dieser beinhaltet bekanntermaßen auch eine potenzielle regionale Gewerbefläche im Bereich „Hungerberg“ auf Dettinger Gemarkung. Im Februar ging es für den Notzinger Gemeinderat rein formell erst mal um die Zustimmung zur Grundsatzvereinbarung einer gemeinsamen Entwicklung dieses Vorhaltestandorts zwischen der Verwaltungsgemeinschaft und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS).
Soweit so gut. Dass ein solches Gewerbegebiet gute Chancen für die Weiterentwicklung des eigenen Gewerbestandorts böte, steht für das Gremium außer Frage. Zumal die Möglichkeiten einer Innenentwicklung im Ort mangels Fläche sehr begrenzt sind. Mitmachen will man also auf jeden Fall. Aber: Blickt man auf die vorgesehene Kostenaufteilung für die aktuelle Projektvorbereitungsphase des Gebiets, die für alle vier Beteiligten mit 700 000 Euro zu Buche schlägt, ist Notzingen als kleinster Verbundspartner mit nur 3,5 Prozent Anteil mit im Boot. Das entspricht 24 500 Euro. Die Gemeinde hätte lieber etwas mehr bezahlt und sich dafür im Gegenzug mehr Entwicklungsmöglichkeiten und Mitspracherecht im potenziell neuen Gewerbegebiet versprochen. Nach dem Motto: Wer viel zahlt, bekommt auch mehr Platz.
Sieben Prozent sind es für Notzingen, wenn man von einem künftigen Zweckverband zwischen den drei Kommunen allein ausgeht. Dann entfallen auf Dettingen als Standortgemeinde 50 Prozent Anteil, Kirchheim beansprucht 43 Prozent für sich. Nach längerer Diskussion hat der Gemeinderat diesen sieben Prozent mit einer Gegenstimme von Helmut Langguth (SPD) zähneknirschend zugestimmt. In dem Zusammenhang ist wichtig zu wissen, dass sich der gezahlte Anteil auch auf den Stimmenanteil der Beteiligten auswirkt. Ergo: Notzingen als kleinster Partner bekommt am wenigsten.
„Auf Augenhöhe reden können“
Dass Dettingen als Standortgemeinde der mit 50 Prozent größte Anteil unter den Kommunen zusteht, steht für alle außer Diskussion. Dass die Nachbarn aus Kirchheim von ihren 43 Prozent aber so gar nichts abtreten wollen, kam in Notzingen nicht gut an: „Kirchheim hat es hier anscheinend nicht nötig, mit seinen Partnern auf Augenhöhe zu reden“, ärgerte sich Alfred Bidlingmaier (CDU). Grundsätzlich sei es aber wichtig, sich zu beteiligen mit Blick auf die „Industrietransformation und die vielen Hundert Arbeitsplätze, die ein solcher Standort in der Region halten kann.“ Auch für die Notzinger Eigenentwicklung sei ein solches Gewerbegebiet eine Chance, denn im Ort selbst seien die Möglichkeiten platzmäßig beschränkt, so Bidlingmaier. Auch Hans Prell (UKW) stieß das Verhalten der Nachbarn sauer auf: „Es ist insgesamt ein gutes Projekt, daher sollten wir mitmachen. Was Kirchheim angeht, haben wir wirklich eine maßvolle Forderung gestellt. Die Art und Weise, wie wir in diesem Fall behandelt werden, hat Züge von Arroganz und Ignoranz dem kleineren Partner gegenüber. Dieser Stil gefällt mir nicht. In einer Verwaltungsgemeinschaft erwarte ich, dass man sich besprechen kann“, betonte Prell.
Der Bürgermeister von Notzingen, Sven Haumacher, erläuterte, die Anteile seien jetzt „nicht ausgewürfelt worden“, da lägen durchaus rationale Gründe wie etwa die Einwohnerzahl zugrunde. „Das Gebiet kann sich mit oder ohne uns entwickeln, das liegt nun bei uns, ob wir uns beteiligen wollen.“ Katja Eisenhardt