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Kleins haben mehr als einen Vogel

Tierliebe Eine Familie in Dettingen hat seit Kurzem ein „schwalbenfreundliches Haus“. Der Naturschutzbund hofft auf viele Nachahmer, die den Vögeln eine Heimat bieten wollen. Von Maik Treder

Es zwitschert und flattert unter dem Dach der Familie Klein in Dettingen. „Wo Schwalben sind, wohnt das Glück“, sagt eine alte Volksweisheit - das genau scheint hier der Fall zu sein.

Ganze zwölf künstliche Schwalbennester kleben an der Hauswand der Kleins. Keine Frage: Dies ist ein „schwalbenfreundliches Haus“. Als solches wurde es jetzt auch ausgezeichnet durch den Vorsitzenden des Dettinger Naturschutzbundes, Heinz Schöttner. Wie auf Wolken schwebend nahmen die Vogelfreunde die Plakette entgegen, im Wissen, etwas Gutes geleistet zu haben.

Mehr als vier Jahrzehnte ist Heinz Schöttner nun schon Mitglied des Dettinger Naturschutzbundes (Nabu). Seine Liebe zu Tieren ist sofort spürbar. Besonders am Herzen liegen ihm die zwitschernden Flattergeschöpfe: „Schwalben sind zwar beliebt, aber nur wenige Hausbesitzer möchten sie an ihren Häusern haben. Dabei sind sie stark auf menschliche Hilfe angewiesen.“

Schon lange stehen die Mehlschwalben, um die es sich in Dettingen handelt, auf der Roten Liste bedrohter Tierarten. Nicht nur auf dem Weg in den Süden kommen viele um, auch zur Sommerzeit sind die Artgenossen nicht sicher. Wenn die Jungen größer und schwerer werden, können Natur-Schwalbennester oft auf Dauer nicht an glatten Hauswänden haften bleiben. Der Schwalbennachwuchs stürzt in den Tod.

Doch wie finden Schwalbennester überhaupt an Häusern Halt? „Die Schwalben erzeugen einen Klebeffekt, indem sie ihren Speichel mit nassem Lehm vermischen“, klärt Experte Schöttner auf. Das notwendige Material lässt sich jedoch nicht überall finden. Heute sind Feldwege oft asphaltiert, sodass sich keine Pfützen bilden können. Deswegen freuen sich die Flattertiere über jede künstliche Alternative. Junge Nabu-Mitglieder haben kürzlich eine Zählung durchgeführt. An insgesamt 37 Häusern in Dettingen sind 207 Nester angebracht. Davon sind nur 20 echte Naturnester, also weniger als zehn Prozent.

„Einfach tun!“, ist Anton Kleins Rat für alle Hausbesitzer, die mit dem Gedanken spielen, Schwalben eine Heimat zu bieten. Die Zugvögel kommen im Frühjahr an, paaren sich und ziehen zweimal im Jahr Junge groß. So kann ein Schwalbenpaar jedes Jahr um die acht Junge bekommen. Anton Klein genießt es, den jungen Vogelfamilien unter seinem Dach zuzuhören und sie beim Anflug auf sein Haus zu beobachten.

Wer selbst Gastgeber für Schwalben werden möchte, muss den Aufwand nicht fürchten. Was man braucht, hat eigentlich jeder zu Hause. Ein Brettchen, das mit Kaninchendraht überzogen wird, reicht den Vögeln völlig aus. Es wird unter dem Dachvorsprung befestigt. Daran können die Tiere ihre Nester problemlos befestigen. Auch der Ärger mit dem Schwalbenkot lässt sich leicht beheben: Einfach ein zweites Brettchen etwa 60 Zentimeter unterhalb der Nester anbringen. Es fängt den Schmutz zuverlässig auf und ist zudem leicht zu reinigen.

Während die Mehlschwalben an den Außenwänden von Gebäuden Nester bauen, nisten ihre etwas größeren Kollegen, die Rauchschwalben, in Ställen. Für sie gibt es dort genug Fluginsekten, die ihre Bäuche füllen. Viele Bauern wissen diese Art der ökologischen Schädlingsbekämpfung zu schätzen. Manche versehen ihre Stalltüren sogar mit viereckigen Öffnungen, um den Schwalben den Zutritt zu erleichtern.

Mehlschwalben bleiben draußen - aber nur dann, wenn sie dort eine geeignete Bleibe finden. Der Nabu Dettingen hofft deshalb, dass Familie Klein Nachahmer findet und viele zuverlässige Mitbürger den Vogelschutz unterstützen.