Ein Eichhörnchen in freier Wildbahn zu treffen ist keine Seltenheit. Durch ihre geschickte und flinke Art, sind sie die unbestrittenen Könige der Baumkronen. Doch die Könige sind scheu, was Menschen betrifft. Aus nächster Nähe lassen sie sich kaum blicken. Ein Junges zu Gesicht zu bekommen, ist in der Natur nahezu ausgeschlossen.
Nicht so in Weilheim bei Joachim Dobler und in Krummwälden nahe Eislingen bei Tanja Horak. Aktuell beherbergen die beiden insgesamt 33 Nagetiere. Jedes von ihnen ist auf die Hilfe von Menschen angewiesen. Zu ihnen kommen sie nämlich nur dann, wenn sie verletzt sind oder von der Mutter verstoßen wurden. Mit viel Geduld und Liebe übernehmen sie dann den Job, der Eichhörnchen-Mutter. Sie sind sind rund um die Uhr für die Jungen da, füttern sie und massieren ihnen sogar den Bauch nach dem Essen. Die Baumhörnchen-Liebhaber wissen ganz genau, was sie ihren Schützlingen zu Fressen geben, und was nicht. Erdnüsse, Mandeln, Brot oder Südfrüchte sind ein absolutes tabu, weiß Horak. Im schlimmsten Fall kann das sogar zum Tod führen. Sie füttern nur das, das die Eichhörnchen auch in der Natur vorfinden.
Wenn die Bedingungen stimmen, wird versucht, ein unverletztes Junges wieder mit der Mutter zusammenzuführen. Dazu wird die Tonaufnahme eines „Babyschreis“ abgespielt, den das Muttertier hört und im besten Fall ihr Junges findet und mitnimmt. „Das hat sogar schon per Telefon funktioniert“, erzählt Joachim Dobler stolz. Sollte das nicht klappen, werden die Nagetiere im Alter von 12 bis 14 Wochen Stück für Stück wieder ausgewildert. „Die Klappe der Außenvoliere wird dann einfach offen gelassen“, erklärt Tanja Horak. „Die Eichhörnchen können so selbst entscheiden, wann sie gehen, oder ob sie zunächst wieder zurück kommen möchten.“
Tipps für Erste Hilfe
Die beiden Tierschützer geben wichtige Tipps für Erste-Hilfe-Maßnahmen, falls ein Eichhörnchen gefunden wird. Hier geht es im Notfall um Leben und Tod. Die Ziehmutter warnt: „Besonders wichtig ist, die Findelkinder zuerst aufzuwärmen und sie nicht zu füttern. Ansonsten kann es passieren, dass der Kreislauf kollabiert.“ – „Danach sollte so schnell wie möglich die Eichhörnchenhilfe Stuttgart kontaktiert werden“, fügt der Weilheimer hinzu.
Horak und Dobler sind aber nicht die einzigen Eichhörnchen-Fans in Baden Württemberg. Neben den Stellen in Krummwälden und Weilheim gibt es einige weitere Aufzuchtstationen. Es wird sich gegenseitig ausgeholfen und ausgetauscht. „Wir kennen einander und haben regelmäßigen Kontakt“, sagt Joachim Dobler.
Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass es Menschen wie Horak und Dobler braucht, um so viele Tiere aufzupäppeln? Die Tierschützer wissen auch darauf eine Antwort: Die Eichhörnchen siedeln in Städte um, da dort viele neue Nahrungsquellen auf sie warten. Doch in der Stadt lauert auch die größte Gefahr für die kleinen Baumfüchse: Es ist der Mensch, der den Tieren – ohne es zu wissen – eine Menge Fallen gestellt hat.
Ein Rund-um-die-Uhr-Job
Meist sind es die überfahrenen Tiere, die wahrgenommen werden. Die Tierschützer wissen aber, dass der Mensch auch bei anderen Verletzungsmustern seine Finger im Spiel hat: „Viele Wildtiere, die in die Aufzuchtstationen gebracht werden, haben ausgelegtes Gift in Gärten gefressen oder sind in offene Regentonnen gefallen“, erklärt Tanja Horak. Somit bedeutet die Stadt und der Kontakt mit dem Menschen für viele Eichhörnchen das Todesurteil.
Umso wichtiger ist es, dass die beiden ein Herz für die kleinen Nager haben. Zieheltern von Eichhörnchen zu sein, ist ein unbezahlter Rund-um-die-Uhr-Job. „Die Kleinsten müssen schon mal alle paar Stunden gefüttert werden, auch in der Nacht“, verrät Horak. Doch es sind die schönen Momente mit ihren Schützlingen, die die ganzen Anstrengungen und Rückschläge wieder gut machen, bestätigen beide. Darum sind sie Zieheltern, und das von ganzem Herzen. Ihre kleinen Schützlinge sind ihr ganzer Stolz.
Joachim Dobler hat eine Lösung für alle diejenigen, die ins Eichhörnchen- Fieber geraten sind, aber keine Möglichkeit haben die Tiere artgerecht zu beherbergen. Es kann trotzdem mit angepackt werden: Es gibt eine Taxi-Gruppe, deren Mitglieder die Tiere abholen und zu den Auffangstellen fahren. Alles was man braucht ist ein Auto und eine Transportbox“, sagt er.