Esslingen. Strom, Wärme, Kälte und Mobilität – dieses Gesamtpaket liefert ein einziges Energiekonzept für die Bewohner des klimaneutralen Quartiers „Neue Weststadt“ auf dem Gelände des ehemaligen Esslinger Güterbahnhofs. Zwischen Gleiskörper und Dick-Areal ist unter dem Geleit der Hochschule Esslingen gewachsen, was für andere Städte zum Vorbild werden könnte. Auf einer Fläche von rund 100 000 Quadratmetern entstanden 480 Wohnungen, Büro- und Gewerberäume. Ein neues Wohnmodell und gleichzeitig Forschungsobjekt und eines von bundesweit sechs städtebaulichen Leuchtturmprojekten.
Zentraler Baustein des Konzepts: Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit Unterstützung von Solarstrom von den Dächern produziert wird. Jährlich sollen auf diese Weise in der Weststadt 85 Tonnen grüner Wasserstoff entstehen. Das entspricht dem Jahresstrombedarf von 726 Drei-Personen-Haushalten oder dem Energiepotenzial von mehr als 238 000 Litern Öl.
Die bei der Elektrolyse entstehende Energie wird in Verbindung mit einem Biomethan-Blockheizkraftwerk fürs Heizen und Kühlen der Wohn- und Geschäftsräume genutzt. Der hergestellte Wasserstoff dient gleichzeitig als Energiespeicher. Steht nicht ausreichend Sonnenstrom zur Verfügung, lässt sich Wasserstoff wieder schnell und einfach in Strom umwandeln. Überschüssiger Wasserstoff landet in einer Abfüllstation zum Weitertransport an Kunden, im Erdgasnetz der Stadtwerke oder als Treibstoff an einer Tankstelle in Quartiersnähe. Das ehrgeizige Ziel des Projekts: Der CO²-Fußabdruck jeder Person, die im Quartier wohnt und arbeitet, soll in Bezug auf Mobilität und Wohnen unter einer Tonne jährlich liegen. Bernd Köble