Lenninger Tal
Klimaschutz steht bei den Wünschen vorn

Haushaltsentwurf Der Fehlbetrag im Lenninger Etat für 2021 beläuft sich auf drei Millionen Euro. Dennoch will die Gemeinde eine Menge investieren. Von Anke Kirsammer

Corona stellt vieles auf den Kopf. So verzichtete Lenningens Bürgermeis- ter Michael Schlecht darauf, seine Rede zur Haushaltseinbringung vorzutragen, um die Gemeinderatssitzung nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Die Pandemie schlägt sich aber ganz konkret auch im Zahlenwerk für 2021 nieder: Der Fehlbetrag beläuft sich auf drei Millionen Euro. „Der Haushaltsausgleich gelingt bei Weitem nicht“, konstatiert der Rathauschef. Einkommensteueranteile und Schlüsselzuweisungen brechen coronabedingt ein. An deren Tropf aber hängt die Gemeinde. Michael Schlecht will deshalb von 2022 an Steuern, Beiträge und Gebühren erhöhen.

Bildung und Betreuung, Klima, Energie und Mobilität sowie Wirtschaft, Beschäftigung und Infrastruktur sind für ihn die drei zentralen Handlungsfelder. Digitalisierung und Nachhaltigkeit fungieren als verbindende Klammer. Voraussetzung sei eine gigabit-fähige Breitbandversorgung. „Auf den Weg dorthin können wir uns in den nächsten Jahren machen, weil uns Bund und Land mit 10,8 Millionen Euro unterstützen“, so Michael Schlecht. Gefordert sei die Gemeinde durch das Schaffen zusätzlicher Betreuungsplätze und die Stärkung der Schulen. Neben dem Bau eines großen Kinderhauses in Oberlenningen spricht er sich für einen zweiten Naturkindergarten aus.

Wichtig ist ihm der Klimaschutz. Dabei setzt er auf die Klimaschutzagentur des Landkreises als Partner, will aber auch einen eigenen Beitrag leisten. Prüfen möchte er, ob sich der untere, neue Sportplatz in Schopfloch für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage eignet. Unter die Lupe genommen werden soll außerdem der Energieverbrauch der kommunalen Gebäude, und der Bürgermeister will ausloten, ob sich ein ÖPNV-Gemeindeticket umsetzen ließe.

Das Abklopfen von Fahrradgaragen an den Bahnhöfen und die Installation von E-Ladesäulen in allen Ortsteilen sind ihm ebenfalls ein Anliegen: „Wir müssen Ladeangebote schaffen.“ Die Mobilitätswende könne nur mit einem Mix aus E-Mobilität, Wasserstoffantrieb und einem attraktiveren, leistungsfähigeren ÖPNV gelingen. Michael Schlecht wünscht sich deshalb bei Bus und Bahn einen engeren Takt. Einladen will er zu einem Lenninger „Klimatisch“, der die Bürger für den lokalen Klimaschutz begeistert. Mit dem Vorstoß, mit Holzhackschnitzeln aus dem Gemeindewald ein Nahwärme-Netz zu speisen, das in der Ortsmitte von Oberlenningen Schulen, Turnhalle, Freibad und Kitaneubau versorgt, greift er eine Idee des Revierförsters Alexander Klein auf.

Vorwärts gehen soll es in der „Neuen Mitte“ mit der Sanierung des Rathauses und einem Verwaltungsneubau. Ob die B 465 verlegt wird, hängt davon ab, ob sich die Gemeinde mit den Grundstückseigentümern einigt. Derzeit wird der Marktwert der Grundstücke geschätzt.

Gewerbeflächen sind Michael Schlecht ebenfalls ein Anliegen. Vorantreiben will er dieses Jahr deshalb das Gebiet „Vorderer Sand“. Als „größtes Pfund“ bezeichnet er jedoch das Scheufelen-Areal. „Das Lenninger Tal als Hardwood-Valley! Da steckt ordentlich Zukunft und hoffentlich Wirtschaftskraft, Beschäftigung und gerne auch Gewerbesteuer drin.“ Neben Gewerbeflächen ist er bestrebt, Bebauungspläne für Wohngebiete wie den „Lüxen“, „Unter der Sulzburg“ und „Beunk“ voranzubringen. Als geradezu prädestiniert für die Schaffung von Wohnraum hält er nach wie vor die Sportflächen in Oberlenningen. Als Ausgleich käme der Ausbau des Bühls infrage. „Darüber würde ich gerne mit den Verantwortlichen des TSV Oberlenningen und des TV Unterlenningen ins Gespräch kommen, sofern der Gemeinderat diese Überlegung teilt.“ Gelegenheit, ihre Stellungnahmen abzugeben, haben die Räte am 9. Februar.