Holzmadener Eltern können künftig ihre Kinder in einer Krippe betreuen lassen. Der Gemeinderat hat mit einer hauchdünnen Mehrheit eine Baufreigabe für den Umbau der Hausmeisterwohnung der Grundschule erteilt. Dort sollen zehn Krippenplätze entstehen. Gemessen an einer Variante, die im Juni bereits Beschlusslage war, hat sich das Ratsgremium jetzt zwar für eine kleine Version ausgesprochen. Günstig wird sie deshalb nicht. Im Raum stehen rund 620 000 Euro, wobei der Umbau der Hausmeisterwohnung rund 330 000 Euro kostet, die übrigen 290 000 Euro werden benötigt, um unter anderem die Bodenplatte zu sanieren, die Westfassade zu dämmen, die Fenster im Musiksaal zu erneuern und die Personal-WCs zu renovieren. Wie die Architektin Ulrike Ulmer-Herbrik mitteilte, muss noch ein weiterer, derzeit nicht bezifferbarer Kostenfaktor eingerechnet werden: Vergangene Woche wurden unter der Bodenplatte Installationsschächte mit Leitungen entdeckt, deren Verlauf nicht klar ist.
„Die Lösung hat Charme, weil auch ein weiterer Anbau möglich ist“, sagte Bürgermeisterin Susanne Jakob. Die jetzige Planung eröffnet die Möglichkeit, später eventuell einen Querriegel Richtung Friedhofstraße zu errichten, falls weitere Kindergartengruppen benötigt werden. Um sich diese Option nicht zu verbauen, muss auf die im Sommer noch favorisierte große Variante mit einer Verbindung zwischen Krippe und bestehendem Kindergarten verzichtet werden. Die bauliche Abgrenzung bringe zudem mehr Flexibilität bezüglich des Trägers, so Susanne Jakob. Nach anfänglicher Ablehnung könnten sich Tagesmütter nun doch vorstellen, Kinder in Räumen der Gemeinde zu betreuen.
Konträre Diskussion
Äußerst konträr diskutierten die Gemeinderäte den Verwaltungsvorschlag: Während die beiden FWV-Gemeinderäte Heike Schwarz und Dieter Fischer ihn mittrugen, weil er die Möglichkeit eröffnet, einen Standort für Kindergarten und Schule zu bekommen, vermisste Volker Schempp (HBL) demgegenüber den „ganzheitlichen Ansatz“. Er stellte infrage, ob zehn Plätz reichen, und fand das Vorhaben zu teuer. Markus Ocker (HBL) verlangte eine Übergangslösung beispielsweise mit Containern und eine ordentliche Planung. Steffen Stark (FWV) wiederum signalisierte zwar Zustimmung, verlangte aber ein Konzept für den in die Jahre gekommenen Kindergarten Seestraße, „bevor dort auch eine Bombe platzt“. Michael Thiehoff (HBL) hielt einen Bildungscampus mit sämtlichen Kindergartengruppen und Schulklassen für schwierig. Wie Manfred Ott und Rainer Stephan, ebenfalls HBL, vermisste er den Verbindungstrakt zum Kindergarten. Durch den Gang hatten sie sich Synergieeffekte erhofft.
"Meine Horrorvorstellung ist, dass wir heute keine Mehrheit für nix kriegen"
Susanne Jakob reagierte äußerst ungehalten: „Jetzt platzt mir gleich der Kragen. Wir haben kleine und große Varianten prüfen lassen. Wenn wir heute keine Mehrheit bekommen, lag es nicht an der Verwaltung“, so die Rathauschefin, nachdem Rainer Stephan fälschlicherweise noch moniert hatte, dass ein möglicher zusätzlicher Anbau bislang nur nicht öffentlich diskutiert worden war. „Wir brauchen doch die Plätze, sonst stehen mir nächstes Jahr zehn Eltern da. Meine Horrorvorstellung ist, dass wir heute keine Mehrheit für nix kriegen.“
Jörg Molter (FWV) stellte sich auf die Seite Susanne Jakobs. Er verwies auf die Sanierungskosten, die auch ohne Krippe für das Gebäude anfallen. Container würden in drei Jahren ebenfalls 300 000 Euro verschlingen. Eine Gesamtlösung für das Thema Kindergarten sei erst in drei bis fünf Jahren realisierbar und würde im siebenstelligen Bereich liegen, was die Entscheidung nicht leichter mache.
Bei der Abstimmung sah es jedoch fast danach aus, dass die Bürgermeisterin mit ihrer Befürchtung recht behalten sollte: Nachdem Rainer Stephans Antrag, die 740 000 Euro teure Variante mit einem Verbindungsgang zu bauen, abgelehnt worden war, ging der Verwaltungsvorschlag mit fünf Befürwortern äußerst knapp durch. Vier Gemeinderäte stimmten dagegen, einer enthielt sich.