"Wir machen das ja jetzt wirklich jedes Jahr, und jedes Mal freuen wir uns sehr darauf", strahlte Andrea Bürker, pädagogische Leiterin der FBS. Über zwei Stockwerke verteilt trafen sich Frauen jeden Alters und beschnupperten die Angebote. "Kreativ und interkulturell" so lautete das Motto des Nachmittags.
Ein Highlight war ganz sicher der Theaterauftritt von "Frauen aus aller Welt". Die Multi-Kulti-Gruppe aus Nürtingen zeigte einen Sketch, der sich um die Tücken der deutschen Grammatik drehte. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft – was für ein Quatsch, es heißt doch "die Frau" und "die Gesellschaft" – oder doch nicht? Die Darstellerinnen, die sich sonst einmal im Monat in der Alten Seegrasspinnerei in Nürtingen treffen, pflegen Integration auf praktische Weise, lernen voneinander und helfen sich in vielen Alltagssituationen gegenseitig. Die Gründerin der Gruppe, Fatouh N’Diaye, stammt aus dem Senegal, andere Teilnehmerinnen kommen aus Indien und Kenia, aus Osteuropa und Kasachstan, natürlich auch aus Deutschland.
Respekt vor den Mädels der Alleenschule: sie legten Tanzeinlagen aufs Parkett, einen Hip-Hop-Mix und einen Tanz zu Popmusik aus Albanien. Die 12-16-Jährigen stammen aus diesem Land, eine kommt aus der Türkei. Sie waren noch niemals vor Publikum aufgetreten, entsprechend groß war die Nervosität. Im Moment absolvieren sie eine Vorbereitungsklasse an der Alleenschule. Dort lernen sie schwerpunktmäßig Deutsch, haben aber auch viel Spaß am Tanzen unter der Regie von Tanzpädagogin Diane König.
Allerlei Workshops verteilten sich auf die Seminarräume der Familienbildungsstätte. So gab’s etwa eine Einführung an Trommeln mit Alexandra Ott. Trommeln soll ja therapeutische Wirkungen haben, aber natürlich macht das Schlaginstrument vor allem Spaß. Wunderschöne Farben und einfache Techniken hatte die Irakerin Walaa Shamoon zu einem Malkurs mitgebracht. Kinderschminken gehört zu so einer Veranstaltung natürlich auch dazu. Afrikanische Flechtfrisuren bot Daula Musya an. Für sie als Profi „ist das nicht so schwer, aber es dauert!“ In der internationalen Fachsprache nennt sich das Braids, Twists oder Cornrows, man könnte aber auch "kleine Zöpfchen in allen Variationen" dazu sagen. Wie alle anderen Angebote beim Frauenfest, war der Haarschmuck kostenlos.
Immer wieder beliebt ist natürlich das Filzen. Schnell und auch für Ungeübte machbar waren die bunten Kreationen aus unversponnener gefärbter Schafwolle, für den Anfang gerne Blumenblüten. Sanne Stiehler aus Owen zeigte den Frauen in der FBS geduldig, wie die "Wollböppel" mit Seifenwasser zuerst in Form gebracht und danach dauerhaft verfilzt werden.
Geduldig bleiben mussten sicher auch die internationalen Kirchheimerinnen, die den Besucherinnen Schriftzeichen aus aller Welt wieder und wieder erklärten: tamilisch, russisch, kasachisch, arabisch und koreanisch. Ganz schön knifflig fürs schwäbische Auge.
Zeichen ganz besonderer Art konnte man sich beim Frauenfest auch auf die Hand tätowieren lassen. Es handelte sich dabei um Henna Tattoos, eine alte Verschönerungskunst aus Indien, wo sich Bräute oder allgemein Frauen bei großen Festen mit filigranen Ornamenten Hände und Füße bemalen lassen. Die Pflanzenfarbe verschwindet nach einigen Wäschen von selbst. Eine erst 16-Jährige Kirchheimerin hat sich diese Kunst beigebracht und den Besucherinnen am Samstag vorgeführt.
Kulinarisches gab’s natürlich auch, typisch deutsch in Form von Kaffee und Kuchen. Dana aus Bosnien hat in der Küche vor Ort außerdem mit Hilfe einiger Besucherinnen Kolacici hergestellt. Das sind frittierte Hefeteigteilchen, die süß (mit Sahne oder Marmelade) aber auch herzhaft (mit Aijvar oder Käse) gegessen werden können. "In Bosnien eine beliebte Allzweckspeise zum Frühstück, in der Pause oder am Nachmittag, Kolacici geht eigentlich immer", lachte Dana und freute sich über den regen Zuspruch, den ihr Gebäck bei den Besucherinnen fand.
Veranstalterinnen des Internationalen Frauenfests waren (neben der FBS als Gastgeberin) Amnesty international, der Arbeitskreis Asyl, die Beratungsstelle für Flüchtlinge Chai und das Kirchheimer Frauenhaus.