Spannend war sie, die Landtagswahl – auch wenn sie von den Meinungsforschungsinstituten in etwa so vorhergesagt worden war. Manche aber wollten es bis gestern um 18 Uhr nicht glauben, dass es wirklich so kommen könnte wie vorhergesehen. Besonders der Erfolg der AfD ließ bei den etablierten Parteien zunächst keinen rechten Jubel aufkommen. Selbst die Grünen als Gewinner der Wahl – die immerhin zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik die stärkste Fraktion in einem Landtag stellen werden – taten sich in Kirchheim erst einmal schwer damit, das Wahlergebnis insgesamt zu verdauen.
In den nächsten Tagen wird sich noch etwas ganz anderes zeigen, was den Grünen noch stärker auf den Magen schlagen könnte: Wenn es ganz dumm läuft für sie, sind sie in der Rolle, die die CDU vor fünf Jahren einnehmen musste. Sie stellen zwar die stärkste Fraktion, könnten aber am Ende mit leeren Händen dastehen und trotz ihres Wahlsiegs wieder die Oppositionsbank drücken müssen. Grün-Rot hat keine Mehrheit mehr. Und für die anderen beiden möglichen Koalitionen brauchen die Grünen entweder die Bereitschaft der CDU (Grün-Schwarz) oder der FDP (für die „Ampel“-Koalition Grün-Rot-Gelb). Am seidenen Faden schwebt über den Grünen das Damoklesschwert der „Deutschland“-Koalition (Schwarz-Rot-Gelb).
Die AfD hat das Regierungsbilden durch ihren Einzug in den Landtag also nicht einfacher gemacht. Und auch der parlamentarische Alltag muss sich mit der neuen politischen Kraft an Bord sicher erst mühsam einspielen. Aber vielleicht sorgt die AfD ja einfach durch ihre Präsenz dafür, dass die etablierten vier Parteien nun näher zusammenrücken und konsensorientierter zusammenarbeiten. Dem Land wäre es zu wünschen. Und auch den drei Kirchheimer Abgeordneten.
Für Andreas Schwarz, Karl Zimmermann und Andreas Kenner ist derzeit freilich nur eines sicher: Zwei von ihnen vertreten künftig eine Regierungskoalition, einer wird der Opposition angehören. Wer jeweils welche Rolle spielt, das weiß bis jetzt noch keiner. vol