Fast zwei Stunden lang mussten sich Rat und Verwaltung in Lenningen am Dienstag anhören, wo es in ihrer Kindergartenlandschaft krankt. Die Öffnungszeiten reichen nicht aus, die Gruppen platzen aus allen Nähten, die Gebäude gehören modernen Anforderungen angepasst. Dass jongliert werden muss, ist schon lange bekannt. Dass Eltern bis zur Aufnahme ihrer Kinder vertröstet werden und es einen Mehrbedarf an Ganztagesplätzen gibt, ebenso. Doch das gesamte Ausmaß hat nun auch die Verwaltung überrascht. Auch wenn es eine Stange Geld gekostet hat: Es war richtig, die Bedarfsplanung in neutrale Hände zu übergeben. Gemeinderäte und die Verwaltung haben damit schwarz auf weiß, wo gehandelt werden muss, und es liegen - wie das Beispiel Waldkindergarten zeigt - Ideen auf dem Tisch, die sich zügig und kostengünstig umsetzen lassen. Der bereits anvisierte Kindergartenneubau in der Oberlenninger Ortsmitte samt einem Gebäude für die Schulkindbetreuung müssen kommen. Das gehört wie der Ruf nach mehr Gruppen und mehr Ganztagesangeboten zu den unbequemen Wahrheiten, die wie das Mehr an Personal richtig viel Geld kosten.
Man darf gespannt sein, ob die Gemeinde ihre Gebühren beibehalten kann. Denn während andere Kommunen von den Eltern hohe Beiträge verlangen, liegt Lenningen, abgesehen vom Kleinkindbereich, weit unter der empfohlenen Marke. Die vermehrten Zuzüge hängen sicher mit bezahlbarem Wohnraum zusammen, auch die äußerst soziale Gebührenpolitik könnte eine Rolle spielen.
Spannend ist die Frage, wie viel Geld die Gemeinde angesichts der drängenden Aufgaben im Kita- und Schulbereich überhaupt noch für andere Projekte hat. Die Sanierung des Rathauses und ein Verwaltungsneubau sowie die Umgestaltung der Oberlenninger Ortsmitte sind nur ein paar Beispiele, die angepackt werden müssten. Die 13 Millionen Euro, die die Kommune Anfang des Jahres auf der hohen Kante hatte, sind schnell aufgezehrt. Das Beispiel Lenningen mit seinen vielen Ortsteilen zeigt, was den Gemeinden mit Gesetzen zu Ganztagesbetreuung und Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz aufgebürdet wird. Um die Aufgaben stemmen zu können, braucht es eine hohe Beteiligung von Bund und Land, damit Luft zum Atmen bleibt. Anke Kirsammer