Langsam aber sicher entwickelt sich die Ortsumfahrung Owen zur unendlichen Geschichte. Eine weitere (Ehren-)Runde wird dieser Tage gedreht. Ins Rollen gekommen ist die erneute Thematisierung dank eines Berlin-Besuchs einiger Owener Bürger. Die waren auf Einladung der CDU in der Bundeshauptstadt zu Gast. Dabei kam es zu „irritierenden Informationen“, wie es Bürgermeisterin Verena Grötzinger formulierte. Der Vorwurf, der im Städtchen die Runde macht und zu Spekulationen führt: Am Bund liegt es nicht, wenn die Teilumfahrung nicht kommt, sondern an der Stadt, die sich nicht genügend um die Realisierung bemüht. Diesen Vorwurf lässt die Rathauschefin nicht auf sich sitzen und zeigt deshalb die Historie auf. Am Sachverhalt hat sich seit Juni 2018 nichts verändert - und der ist seitdem öffentlich bekannt.
Owen leidet wie keine andere Kommune im Lenninger Tal unter dem hohen Verkehrsaufkommen, zu dem auch der Schwerlastverkehr von und zu den Steinbrüchen zählt. Mitten im Ort ist die „Verteilstation“. Von dort geht es entweder auf der B 465 weiter in Richtung Lenninger Alb oder nach Beuren beziehungsweise Erkenbrechtsweiler auf die L 1210 - oder eben in entgegengesetzter Richtung. Verständlich ist daher der Ruf nach einer Entlastung. Die schien im März 2016 in scheinbar greifbarer Nähe. Der Bundesverkehrswegeplan sah bereits vor seiner Fortschreibung 2015/16 eine Trasse für eine komplette Ortsumfahrung für Owen vor. Der Wermutstropfen dabei: Das Teckstädtchen war nicht im vordringlichen Bedarf eingestuft. Das änderte sich jedoch im März vor drei Jahren. Da lag der Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan 2030 vor. Der sieht zwar nur eine Teilumfahrung Owens vor, die rückte dafür aber als neues Vorhaben in den vordringlichen Bedarf und hat somit „eine Erhöhung der Priorisierung“ erfahren. „Der Stellungnahme der Stadt wurde somit nach sachlicher Prüfung offensichtlich positiv entsprochen“, so Verena Grötzinger. Damit waren bei vielen Bürgern Hoffnungen geweckt, die die Rathauschefin jedoch stets dämpfte, auch bei Anfragen in öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats. Sie warnte vor allzu großer Euphorie.
Darin wurde sie im März 2018 bei einer Informationsveranstaltung mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann bestätigt. Sie erfuhr: Zuerst werden die Projekte umgesetzt, die schon in Planung sind. Dies wird bis zum Jahr 2025 dauern. Erst danach wird mit der Planung neuer Maßnahmen begonnen - und dazu zählt eben auch die Teilumfahrung Owen. Das Fazit der Stadtchefin: Die konkrete Umsetzung liegt noch in weiter Ferne. Dazu kommen noch hohe Risiken, denn die Trasse liegt in zahlreichen Schutzgebieten wie beispielsweise Natura 2000. „Das macht den Planungs- und Genehmigungsprozess nicht einfacher“, so ihre Erfahrung.
Aus diesem Grund entwickelte Verena Grötzinger Plan B: Auf kommunaler Ebene eine Lösung finden und deshalb eine Ortsrandstraße forcieren. Dazu gab es Ende Juni vergangenen Jahres ein Gespräch beim Regierungspräsidium (RP) Stuttgart. „Dabei ging es mir zum einen darum, die Zustimmung dafür zu bekommen, und zum anderen um die Zusicherung, dass wir damit die spätere große Lösung der Umfahrung nicht gefährden - unsere Planung also kein Ausschlusskriterium für den Bundesverkehrswegeplan ist“, sagt sie. Zu ihrem großen Bedauern steht hier die Bestätigung jedoch noch aus.
Deshalb bemüht sie sich um einen erneuten Gesprächstermin beim RP. „Andreas Schwarz hat in dieser Angelegenheit politische Unterstützung angeboten, den Termin organisiert und wird auch dabei sein“, freut sich Verena Grötzinger über das Engagement des hiesigen Landtagsabgeordneten der Grünen. Auf dieser Basis könne dann die weitere Planung konkretisiert werden. Liegen alle Sachinformationen vor, gibt es eine Bürgerbeteiligung.
Info Auf Nachfrage bestätigt Michael Hennrich, CDU-Bundestagsabgeordneter, dass eine Gruppe aus Owen bei ihm in Berlin zu Besuch war und ihn auf die Ortsumfahrung Owen angesprochen hat. Seine Aussage dazu: „Ich habe keinen Handlungsbedarf. Die Straße ist im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf enthalten. Jetzt sind das Land und die Kommune gefordert, zu entscheiden, was sie machen wollen.“ Genau das habe er auch der Gruppe gesagt.