Zwischen Neckar und Alb
Kommt jetzt das Ende der kostenlosen Corona-Tests?

Pandemie Nächste Woche läuft die Finanzierung der kostenfreien Corona-Bürgertests aus. Sie sollen auf bestimmte Personengruppen reduziert werden. Von Matthäus Klemke

Mit der Lockerung der Corona-Regeln und der Abschaffung der Testpflicht ist auch die Nachfrage nach Corona-Schnelltests stark zurückgegangen. An vielen Orten sind Abstrichzentren verschwunden. Bald könnten es noch weniger werden, denn Ende dieses Monats läuft die Finanzierung für die Bürgertests aus.

Laut Corona-Herbststrategie des Bundesgesundheitsministeriums könnte es dann nur noch für bestimmte Personengruppen wie Schwangere, Kleinkinder und Besucher von Großveranstaltungen kostenlose Abstriche geben. Wie geht es also weiter mit den Teststationen in der Umgebung?

Auch die Betreiber der Testzentren haben darauf noch keine endgültige Antwort. „Bislang gibt die Politik da keine klare Richtung vor“, sagt Christian Wohlfahrt. Zusammen mit Michael Raisch hat er zahlreiche Schnelltestzentren in der Region, unter anderem die beiden Stationen in Nürtingen am Schlachthof und in der Kirchstraße und in Wendlingen am Rathaus und am Bahnhof.

Dass die Gratis-Tests für alle bald abgeschafft werden könnten, sei angesichts der steigenden Infektionszahlen „nicht nachvollziehbar“, sagt Wohlfahrt. Dennoch sollen alle Teststationen offenbleiben, die Arbeitsverträge der Mitarbeiter habe man vorsorglich weiterlaufen lassen. „Die Tests werden dann für die Bürger etwas kosten“, so Wohlfahrt. Eine ähnliche Situation habe man schon vergangenes Jahr im Oktober gehabt. Auch damals hatte der Bund die Tests nur noch für bestimmte Personenkreise gezahlt. Nur einen Monat später war man zu den kostenlosen Tests für alle zurückgekehrt.

Fakt ist, dass die Nachfrage an den Teststationen in Nürtingen und der Umgebung stark zurückgegangen ist. „Es gibt noch eine Stammkundschaft, die sich regelmäßig testen lässt“, sagt Wohlfahrt. Dazu gehören unter anderem pflegende Angehörige.

In Frickenhausen und Beuren bietet die „digitallifecare GmbH“ kostenlose Schnelltests an. Aufgrund der geringen Nachfrage habe man bereits im April das Testzentrum in Neuffen geschlossen. CEO Mario Kuhn erwartet dennoch, dass die Tests in den anderen Gemeinden weiterlaufen werden. „Wir gehen aktuell davon aus, dass die Finanzierung verlängert wird.“

Hoffnung auf schnelle Lösung

Aktuell werden pro Standort noch zwischen 50 und 100 Tests gemacht. „Das ist gerade noch so wirtschaftlich“, sagt Kuhn. Er erwartet allerdings, dass das Infektionsgeschehen im Herbst wieder stark zunehmen wird und die Teststationen benötigt werden. „In jedem Fall wollen wir den Standort in Frickenhausen weiter betreiben“, so Kuhn.

Dafür bräuchte es aber einer rechtlichen Grundlage. Die Betreiber der Abstrichzentren werden vom Kreisgesundheitsamt mit den Abstrichen beauftragt. Mit dem Wegfall der Testverordnung entfällt auch die Berechtigung, die Tests vorzunehmen.

Vertreter der Kommunen fordern eine Beibehaltung der Gratis-Tests. So hatte erst kürzlich der Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe, die Wichtigkeit der Bürgertests betont und auf eine schnelle Lösung gedrängt.

Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich sieht hingegen aktuell keine Notwendigkeit dafür, weiterhin kostenlose Abstriche für alle anzubieten. „Einerseits lassen sich mehr Menschen testen, wenn die Abstriche kostenlos sind. Andererseits müssen wir auch langsam zur Normalität zurückkehren.“ Die aktuelle Omikron-Variante sei nicht gefährlicher als eine Erkältung. „Im Oktober werden die Karten dann wieder neu gemischt“, meint Johannes Fridrich.

Ganz ähnlich argumentiert auch das Landratsamt Esslingen. Testungen sollten sich auf bestimmte Personengruppen fokussieren, sagt Sarah Panten, stellvertretende Pressesprecherin des Landratsamtes. Dazu gehören begründete Verdachtsfälle und Angehörige von Risikogruppen.

Termine für Schnelltests in der Region gibt es unter www.schnelltestzentrum-stuttgart.de und www.coronatest.digitallife.care.