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Konzerte als Fest für die Sinne

Musik John Outland wurde an der weltberühmten New Yorker Metropolitan zum Opernsänger ausgebildet. Jetzt leitet er zahlreiche Chöre in der Region und sorgt für begeisternden „Sound“. Von Rainer Kellmayer

Er strahlt menschliche Wärme aus, ist eloquent und hat Charme: Der aus dem US-Bundesstaat Tennessee stammende Opernsänger und Dirigent John Outland kann mit Menschen umgehen. Das hat ihn, neben der künstlerischen Kompetenz, zu einem gefragten Chorleiter gemacht. Sein Credo: „Für mich ist Singen ein ernster Spaß.“ Doch mit der Freude an der Sache allein ist es für ihn nicht getan - er erwartet Disziplin und Begeisterung. So hat er auch dem Esslinger Ensemble „Singebration“, das Outland 2001 gegründet hat, seinen Stempel aufgedrückt.

Vor Corona traf sich die bunte Schar wöchentlich im Probenraum in Sulzgries. „Wir sind in vielen Musikrichtungen zu Hause. Gospels, Rock und Country-Musik singen wir ebenso gerne wie Musical- und Jazz-Titel“, berichtet der Chorleiter. Wie so viele Chöre wurde auch „Singebration“ durch Corona ausgebremst: Das geplante Konzert zum 20-jährigen Bestehen des Chores musste auf Eis gelegt werden.

Viele Online-Proben

Wer jedoch glaubt, John Outland würde einfach die Hände in den Schoß legen, kennt den agilen Dirigenten schlecht: „Seit Monaten investiere ich viel Zeit in Online-Proben.“ Dabei leistet sein Harddisk-Recorder gute Dienste: „Ich habe die Musik auf 16 Spuren eingespielt - die verschiedenen Gesangsspuren sind einzeln abrufbar.“ So kann John Outland die Sänger gezielt fördern.

Was fehlt, ist die Bühnenpräsenz, das Markenzeichen aller Outland-Chöre. Denn der Dirigent weiß: „Für das Publikum ist die Optik ebenso wichtig wie die Musik.“ Deshalb feilt er nicht nur an der Intonation, sondern auch an der dramaturgischen Präsentation. „Es muss alles stimmen - der Chorsound, die Kostüme und die präzise Abstimmung der Bewegungen auf der Bühne.“ Eine wichtige Rolle spielt auch „Outlands Conference“, mit der er die Hörer direkt ansprechen möchte. Dieser Philosophie folgen auch die weiteren Outland-Chöre „VivaVoce“ aus Stuttgart und der Sindelfinger Chor „Vocal Explosion“. „Wir wollen aus jedem Konzert ein Fest für die Sinne machen“, betont der Musiker. Durch die harmonische Abstimmung von Gesang, Choreografie und Conference wolle er den Hörer im Innersten berühren und musikalische Botschaften vermitteln: „Jedes Lied hat eine ganz besondere Message.“ Die begeisterten Reaktionen zeigen: John Outland liegt mit dieser Haltung goldrichtig. Mittlerweile haben seine Chöre eine große Fangemeinde.

Das Talent, die Musik mit Show- elementen aufzupeppen, wurde bereits während Qutlands Ausbildung zum Opernsänger in den USA geboren. Gefördert durch ein Stipendium der New Yorker Metropolitan Opera studierte er Musik an der University of Tennessee. Später hatte er das Glück, ins Opernstudio der MET aufgenommen zu werden. Ergänzend zur Ausbildung im Bühnenfach führten Tourneen den jungen Sänger durch ganz Nordamerika - nicht nur in Opernproduktionen, sondern auch bei Shows und Musicals. Später wurde er oft für Shows auf Kreuzfahrtschiffen gebucht. Auch als Dirigent war der 68-Jährige aktiv.

Und wie kam John Outland nach Deutschland? „Da Opernsänger an den Bühnen der USA nur kurz laufende Zeitverträge erhalten, ist die berufliche Situation für Künstler dort sehr schlecht“, erzählt er. Deshalb packte er die Koffer und versuchte sein Glück in Deutschland. Zunächst erhielt der Bariton am Staatstheater Wiesbaden ein festes Engagement. Später wurde er von Theatern als Gastsänger engagiert. „Das Agieren auf Opernbühnen war mir immer sehr wichtig“, sagt Outland. „Doch mit dem modernen Regietheater, bei dem die Musik gegenüber der Inszenierung oft die zweite Geige spielt, hatte ich meine Probleme.“

Die Romanze mit einer ehemaligen Schauspielerin der Württembergischen Landesbühne führte den Sänger und Dirigenten nach Esslingen. In der Region leitete er mehrere Chöre, darunter den Gesangverein in Wäldenbronn. Bei jedem Verein habe er neben dem Stammchor auch einen jungen Chor gegründet. Dabei komme es nicht auf das Alter der Sänger an - entscheidend sei die Literaturauswahl. Und darin kennt sich Outland bestens aus, schließlich ist er auch ein Experte der unterhaltenden Musik, in Musicals, Filmmusik oder auch Country. Und was wünscht sich John Outland für die Zukunft? „Ich möchte möglichst bald wieder live mit meinen Chören proben und unsere Publikum begeistern.“