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Konzert in Holzmaden: Kammermusik trifft auf Urwelt

Kultur Das Monte Rosa Ensemble war zu Gast im Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden. Ganz besonders begeisterten die Musiker mit einer ausgefeilten Interpretation von Franz Schuberts Oktett F-Dur. Von Rainer Kellmayer

Ein Konzert zwischen Sauriermodellen und urzeitlichen Exponaten erlebt man nicht alle Tage. Diese seltene Gelegenheit gab nun das Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden mit einem „Sprungbrett“--Konzert in seinen Ausstellungsräumen. Animiert vom besonderen Ambiente, bot das Monte Rosa Ensemble ein begeisterndes Konzert im Spannungsbogen eines Streichtrios von Ludwig van Beethoven mit Franz Schuberts Oktett F-Dur.

Kennengelernt haben sich die jungen Musiker aus vier europäischen Ländern vor zwei Jahren bei einem Musikfestival in Zermatt, wo sie mit dem renommierten Scharoun Ensemble der Berliner Philharmoniker anspruchsvolle Kammermusik erarbeiteten. Da die Schweizer Gemeinde im Monte Rosa Bergmassiv liegt, war der Ensemblename schnell gefunden.

Im Zentrum des Programms stand Franz Schuberts Oktett F-Dur, das alles übertrifft, was man im kammermusikalischen Rahmen erwarten würde. Das 70-minütige Opus ist tragisch, idyllisch, manchmal wehmütig – und gelegentlich brechen sich auch fröhliche Töne Bahn. „Mit diesem Werk wollte ich mir meinen Weg zur großen Sinfonie bahnen“, schrieb Schubert einst an einen Freund. Dies ist dem Komponisten bestens gelungen, denn im Zusammenklang eines Streichquintetts mit Klarinette, Fagott und Horn entwickelte sich im Urwelt-Museum ein Klang von fast orchestraler Dimension.

Die stets wechselnden Stimmungen fing das Monte Rosa Ensemble treffend ein. Für bläserische Delikatesse sorgte der wunderschön phrasierende Klarinettist Daniel Kurz, dem Alexander Rauch am Fagott und der Hornist Daniel Dubrovsky in Nichts nachstanden. Herzstück des Ensembles war die Streicherfraktion mit den Geigerinnen Emma Gibout und Pauline Herold, Lise Guérin (Viola), dem Cellisten Lukas Baumann und Jakub Zorn, der mit seinem Kontrabass für die Grundierung des Ensembleklangs sorgte.

Musik wie aus einem Guss

In jedem Takt schimmerte der Melodiker Franz Schubert durch, doch neben den edel geformten kantilenen Passagen standen immer wieder zupackende Tuttis, die aufrüttelten. Die Ensemblemitglieder musizierten sehr mannschaftsdienlich: Keiner drängte sich in den Vordergrund, und in bestens austariertem Zusammenspiel entwickelte sich ein transparenter Klang, der in jedem Moment mitreißend frisch und unmittelbar wirkte. Das Monte Rosa Ensemble musizierte wie aus einem Guss, und als der Finalsatz mit seinen fein abgestimmten instrumentalen Dialogen virtuos und mit tänzerischem Esprit ausgeklungen war, erklatschte sich das begeisterte Publikum ein Da capo.

Eingangs hatten sich Pauline Herold, Lise Guérin und Lukas Baumann des dritten Streichtrios aus Opus 9 von Ludwig van Beethoven angenommen. Die abrupte Kontrastdynamik, den lyrischen Gehalt des Mittelsatzes und den stürmischen Impetus des Finales setzten die jungen Musiker mit instrumentaler Brillanz adäquat um. Dabei überzeugten insbesondere der zupackende Gestus, das homogene Zusammenspiel und die feinjustierte Intonation: Man hörte in Holzmaden inspiriertes kammermusikalisches Spiel auf eindrucksvollem Niveau.