Die Krähe ist ein schlaues Tier, der intelligenteste Vogel, sagen Fachleute. Kluge Entscheidungen sind auch beim Schlierbacher Unternehmen „Krähe“ gefordert. Der Fachbetrieb für Arbeits-, Zunft- und Schutzbekleidung sowie Westernartikel befindet sich derzeit in einer entscheidenden Konsolidierungsphase. Ziel ist ein erneuter Höhenflug.
Seit Mitte dieses Jahres gehört das 82 Jahre alte Unternehmen einer Stuttgarter Unternehmerfamilie, die auch Beteiligungen an Automobilzulieferern hält und namentlich ungenannt bleiben möchte. Die Übernahme erfolgte in einer schwierigen Phase. In den vergangenen fünf Jahren hatte die Firma nämlich einen dramatischen Sturzflug hingelegt. Ein Finanzinvestor hatte nach seiner Übernahme alles auf eine Karte gesetzt: Die Beschränkung auf den Internethandel scheiterte als Konzept grandios. Umsatz und Mitarbeiterzahl hätten sich ungefähr halbiert, erzählt Krähe-Pressesprecher Peter Groschupf. Und das in Zeiten florierender Wirtschaft. Die Gebäude der Firma wurden verkauft; heute ist Krähe Pächter in den ehemals eigenen Räumen. Auch Fabrikation und Näherei habe der Investor „Palero“ geschlossen, so Groschupf weiter.
Mit derart gestutzten Flügeln bekam Krähe erneut einen neuen Eigentümer. Die Stuttgarter setzen nun auf bewährte Stärken und Kundennähe - passend zur zentralen Zielgruppe, dem Handwerk. „Ganz ohne Internet geht es nicht“, weiß Groschupf, dennoch sollen vor allem persönliche Betreuung und Beratung künftig die Kundenbindung wieder stärken. Die Zahl der Lieferanten werde von 187 auf 15 starke, deutsche und europäische Marken begrenzt. Asiatische Lieferanten würden ganz gestrichen, berichtet der Krähe-Sprecher. „Standort ist und bleibt Schlierbach“, sagt Groschupf, der sich von der Kommune und der Dichte starker Unternehmen in und um Schlierbach begeistert zeigt: „Tolle Gemeinde, gute Infrastruktur.“ Hier ist das 1936 in Plochingen gegründete Unternehmen seit 1996 zu Hause. Erst 12 Jahre später, 1948, wurde der direkte Mitbewerber Engelbert Strauss gegründet.
Lange war Krähe größer, mittlerweile wurde Krähe von Strauss weit abgehängt. „Man sieht hier sehr gut, was ein gutes Management ausmacht“, betont Peter Groschupf. Bis es zu einem Wettbewerb auf Schnabelhöhe kommen könnte, scheint es noch ein weiter Weg. Während Strauss deutschlandweit schnell wächst, kämpfe Krähe ums Überleben, macht der Pressesprecher klar. Doch die Zeichen deuten nach oben, erste Anstrengungen fruchten. Groschupf ist im Gespräch mit einer Design-Hochschule im Land, um attraktive Kleidung der Krähe-Eigenmarke entwerfen zu lassen. Kontakte laufen auch mit einem anderen hochinteressanten Partner. Da sich dieses Projekt jedoch momentan in der entscheidenden Verhandlungsphase befindet, möchte Krähe den klangvollen Namen noch nicht bekannt geben. Eine stärkere Rolle solle auch wieder die „Western-Welt“ spielen, die vom Vorgänger total vernachlässigt worden sei. Sie mache rund 20 Prozent bei Krähe aus und bediene einen eingefleischten Markt im Bereich Pferde, Western sowie Freunde amerikanischer Kleidung.
Dankbar ist die neue Krähe-Führung auch den Mitarbeitern für „enorme Loyalität und ebensolches Engagement“. Trotz der Umbrüche, dem Hin und Her, das ihnen viel abverlangt hätte, würden die Mitarbeiter mitziehen: „Sie sind großartig“, sagt Groschupf. Als führenden Mitarbeiter hat die neue Eigentümerfamilie Lars Lindig eingestellt. Mit dem ehemaligen Kaufland-Manager soll der Schlierbacher Krähe wieder Auftrieb verliehen werden. Als Werbefigur soll der schlaue Vogel dann auch bald ins Zentrum der Außendarstellung rücken.