Serie
Krümel für ein gesundes Bodenleben

Im August konnten die Kächeles in Lenningen die Getreideernte einfahren und Vorbereitungen für einen fruchtbaren Boden treffen. Die Apfelernte naht. 

Arnim Kächele prüft die Qualität der Äpfel. Foto: Cornelia Wahl

Es ist einer der milden Tage im August, an dem ich bei den Kächeles auf dem Wiesenhof vorfahre. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und ein Konzert von energischem Mööööh und einfachem Muuuuh der Kühe auf den Weiden rund um den Hof kündigen meinen Besuch lautstark an. Arnim Kächele kommt mir entgegen und wir machen uns gleich auf und fahren zu einer Wiese mit Streuobstbestand.

Einige Äpfel lachen mit ihren roten Bäckchen vom Baum herunter, viele sind schon auf den Boden gefallen. „Von manchen Sorten liegt schon relativ viel unten“, sagt Arnim Kächele. Er bückt sich, nimmt zwei Äpfel und zeigt auf eine braune Stelle, die an einen Bratapfel erinnert: „Das ist Sonnenbrand“, erklärt er die sichtbaren Folgen der heißen Tage mit Temperaturen weit über 30 Grad Celsius. Anschließend schaut er nach den Äpfeln, die noch am Baum hängen.

Der Frost im Frühjahr hat seine Spuren hinterlassen und so wird die Obsternte dieses Jahr deutlich geringer ausfallen als im vergangenen Jahr. Geringer war der Ertrag auch beim Getreide: „Wir hatten dieses Jahr auf Grund des Wetters ein schwieriges Jahr da war zu erwarten, dass die Ernte geringer ausfällt“, sagt Arnim Kächele.

Anschließend fahren wir weiter und er zeigt mir die verschiedenen Schnitte der Wiesen. Dort steht saftiges Gras durchsetzt mit bunten Blüten. Vor allem aber gibt es dort viele Insekten. Kleine Schmetterlinge fliegen auf der Suche nach Nektar von Blüte zu Blüte. Die Bläulinge scheinen sich hier richtig wohl zu fühlen. Dass auf der Wiese Insekten sind, haben auch die Krähen für sich entdeckt. Arnim Kächele erzählt von einer Beobachtung, die er während der Arbeit auf derselben Wiese gemacht hat: 150 Krähen hat er gezählt. Über zwei Stunden hatte sich der Krähenschwarm über die Insekten hergemacht. Auch in der Nähe des Stalls tauchen die Krähen in letzter Zeit vermehrt auf: „Manche wollen auch in den Stall rein. Seit das so ist, haben wir im Stall fast keine Schwalben mehr.“

Dass die Arbeit auf dem Feld nach der Ernte nicht vorbei ist, zeigt mir Biobauer Kächele auf einem Feld. Nach der entsprechenden Bearbeitung hat er dort Zwischenfrucht gesät. Eine Mischung aus Sonnenblumen, Weidelgras, Wicken und Klee. Diese Saat dient dazu, die Fruchtbarkeit und Lockerheit des Bodens zu erhalten und zu verbessern. Die Saat macht den Boden krümelig, was für „Leben im Boden“ und eine stabilere Bodenstruktur bei starken Niederschlägen sorgt. Darüber hinaus verhindert die Saat die Stickstoff-Auswaschung des Bodens. Zudem wird durch die Zwischenfrucht die Wasserspeicherfähigkeit beeinflusst. Mit der Zwischenfrucht lässt sich außerdem die Grünfutterperiode verlängern. Kühe und Rinder können länger von den Nährstoffen des frischen hochwertigen Futters profitieren. Doch es gibt noch weitere Vorteile. Die Zwischenfrucht dient auch der Unkrautbekämpfung, weil sie mit Disteln und Co. auf dem Feld konkurriert und diese zurückdrängt.

Wie Arnim Kächele das so erzählt, wird einmal mehr klar, dass Bauer sein kein Acht-Stunden-Job ist. Um die Schönwetterperiode auszunutzen und der Launenhaftigkeit des Wetters in diesem Jahr ein Schnippchen zu schlagen, müssen die Kächeles noch mehr als sonst Flexibilität und vollen Einsatz bei einer hohen Arbeitsbelastung zeigen. Und so kann es sein, dass der Arbeitstag von früh am Morgen bis spät in den Abend hineinreicht: „Für die Zwischenfrucht war ich elf Stunden am Stück unterwegs und davor noch im Stall“, sagt Arnim Kächele. „Für den Erhalt eines guten und fruchtbaren Bodens und für gutes Futter für unsere Tiere arbeitet man auch gerne.“