Bodybuilding
„Krafttraining mit der Muttermilch aufgesogen“

Für Louisa Lenge aus Grabenstetten steht der erste Wettkampf an. Wie bereitet man sich darauf vor und wie kommt man als Frau zu diesem Sport?

Obwohl die Entwässerungsphase erst noch ansteht, ist die Muskulatur von Louisa Lenge schon eine Woche vor ihrem ersten Wettkampf gut definiert.  Foto: pr

Am Wochenende kann sich Louisa Lenge einen Traum erfüllen. Dann wird die 26-Jährige in Liechtenstein zum ersten Mal im Rahmen eines Bodybuilding-Wettkampfes auf der Bühne stehen. „Mister Universe Liechtenstein“ heißt das Event, übrigens auch für die Damen. „Ich wollte schon auf der Bühne stehen, seit ich 14 oder 15 Jahre alt war“, erzählt sie. Aber warum? Wie bereitet man sich darauf vor und wie kommt man als Frau zu diesem Sport?

„Ich habe das Krafttraining mit der Muttermilch aufgesogen.“ Vater Erwin und Mutter Sibylle hatten mehrere Fitness-Studios, unter anderem in Böhringen und Seeburg. Für die kleine Louisa waren die Studios sozusagen die Kinderspielplätze. „Ich musste nur aufpassen, dass ich mir an den harten Geräten nicht den Kopf anstoße“, erinnert sie sich schmunzelnd. Im besagten Alter von etwa 14 Jahren begann sie dann schließlich selbst mit dem Krafttraining.

Doch aus der schnellen Karriere wurde vorerst nichts – die Jugend. „Da waren Partys und andere Dinge erst mal wichtiger“, gesteht Louisa Lenge. Eine Zeit lang lebte sie auch in München. Doch dann machte es klick, das Datum hat sich bei der Grabenstetterin regelrecht eingebrannt. „Am 14. Juni 2024 habe ich zu meinem Coach gesagt: ‚Jetzt gehen wir’s an‘ “. Und wenn, dann richtig.

Konkret bedeutet das seither in Lenges Wochenplan: fünf Mal pro Woche Krafttraining, sieben Mal Joggen und sieben Mal Kardiotraining. Letzteres dient speziell dem Fettabbau, damit die Muskelkonturen dann auch zu sehen sind. Das alles muss zusätzlich zu ihrem Beruf als Mediendesignerin in einem Metzinger Unternehmen organisiert werden.

Ohne einen einzigen Wettkampf bis dato ist Louisa Lenge noch entsprechend unerfahren in dem Metier. Deswegen vertraut sie bei ihren Trainingsplänen komplett auf ihren Coach Alex Stampoulidis aus Schorndorf, der buchstäblich schon viele Athletinnen und Athleten geformt hat. Um aber auch selbst viel über ihren Sport zu verstehen, hat Lenge einige Übungsleiterlizenzen erworben: als Fitnesstrainerin, im Faszientraining oder im Indoor-Cycling.

Das spielt nicht nur ins Training hinein, sondern auch in die Ernährung. Denn auch diese ist für Bodybuilder speziell und ändert sich im Verlauf einer Trainingsphase. Zu Beginn dürfen dem Körper für den Muskelaufbau noch reichlich Kalorien zugeführt werden, „gesund“ sollten die Lebensmittel aber natürlich trotzdem sein. Etwa zwölf Wochen vor einem Wettkampf beginnt dann die Diätphase, in der die Kalorienzufuhr eingeschränkt wird. Das Körperfett muss abgebaut werden. Wichtig sei dann, so Louisa Lenge, mehrmals am Tag kleinere Portionen und vor allem regelmäßig Mahlzeiten zu sich zu nehmen. „Wegen der geringen Kalorienaufnahme kann man sonst in Probleme kommen, wenn zwischen den Mahlzeiten zu viel Zeit liegt“, erklärt Lenge. Im Volksmund würde man dann von einem „Unterzucker“ sprechen. Ihr Freund übrigens unterstützt die Sportlerin 100-prozentig, ernährt sich aber völlig normal.

Sport fordert seinen Tribut

In der letzten Woche vor einem Wettkampf wird es noch härter. Dann geht es ans Entwässern, damit beim Bühnenauftritt die Muskeln bestens definiert zu erkennen sind. Ist das noch gesund? „Gesund ist relativ“, sagt Louisa Lenge, „ist es gesund, sich speziell auf einen Marathon vorzubereiten oder an der Tour de France mitzufahren?“, fragt sie. Sport fordert eben seinen Tribut. „Man kommt an seine Grenzen, aber man merkt, was Körper und Kopf leisten können.“

Wie läuft so ein Wettkampf im Bodybuilding ab, was muss Louisa Lenge in Liechtenstein leisten? Zunächst gibt es verschiedene Klassen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die Grabenstetterin startet in der Figur-Klasse, in der die Darstellung der Muskulatur im Vordergrund steht. Eingeteilt werden die Teilnehmerinnen zudem nach Körpergröße. Zunächst betreten alle Athletinnen gemeinsam die Bühne und zeigen ihre Grundposen, von vorne, hinten, rechts und links. Dann trifft die Jury ihre erste Entscheidung und ruft die aussichtsreichsten Kandidatinnen erneut auf die Bühne. Diese Athletinnen dürfen eine kurze Posing-Kür zeigen, auch die beinhaltet aber einige Pflichtposen. Dann fällt die Jury ihr Urteil.

Wie das am Sonntag ausfallen wird, ist für Louisa Lenge eigentlich eine klare Sache. Für die Siegerin, und zwar nur für die, winkt nämlich die Pro-Card, die zur Teilnahme an höherklassigen Meisterschaften berechtigt. Genau dort will die Älblerin hin, weswegen sie selbstbewusst verkündet: „Ich fahre nicht nach Liechtenstein, um nur dabei zu sein. Ich habe schon die Ambition, dort zu gewinnen.“ Wenn das nicht klappen sollte, wird es auf jeden Fall einen zweiten Versuch geben. Die „Muttermilch“ verlangt einfach nach mehr.

Auf ihrem Instagram-Account loleslife hält sie ihre Follower auf dem Laufenden.