Zwischen Neckar und Alb
Kraftwerk in Altbach: Steinkohle bleibt erstmal angesagt

Energie Weil die Verstromung von Erdgas künftig verboten ist, wird die Uhr im EnBW-Kraftwerk Altbach/Deizisau vorübergehend zurückgestellt. Von Andreas Pflüger

Erdgas soll von Ende 2026 an die Brückentechnologie für das Kraftwerk Altbach/Deizisau werden, ehe der endgültige „Fuel Switch“, also der Wechsel auf andere, nachhaltige Energieträger wie Biogase oder grün erzeugten Wasserstoff bis 2035 vollzogen wird: So zumindest hatte die Ansage seitens des Betreibers EnBW noch im vergangenen Herbst gelautet. Schon etwas vorsichtiger fiel das Statement des Unternehmens vor rund vier Wochen aus, weil aufgrund eines möglichen Gaslieferstopps aus Russland die Nutzung von Steinkohle offenkundig wieder eine Renaissance erlebt.

Der Bund hat jüngst – und das heißt tatsächlich so – ein Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) verabschiedet und damit die Verstromung von Gas verboten. Für den Kraftwerksstandort Altbach/Deizisau bedeutet das zwar nicht, dass die ins Auge gefassten Pläne über Bord geworfen werden müssen. Verzögern könnten sie sich allerdings, weil sich ein Weiterbetrieb unter den bisherigen Voraussetzungen mit der vorgesehenen Umrüstung womöglich beißt.

Beide Blöcke werden auf den Winter vorbereitet

Von der Struktur her ändert sich für die Anlage, die zwischen den beiden Kommunen am Neckarufer liegt, dabei aber erst einmal nichts. Block 1 wird – Stand jetzt – auch künftig als Notfallreserve dienen und ausschließlich auf Anforderung der Netzbetreibers Transnet BW hochgefahren. Block 2 ist und bleibt hingegen nach wie vor im Markt, dürfte aber vermutlich weit stärker ausgelastet werden, als das bisher der Fall war. Darüber hinaus könnte die sogenannte Notfallreserve und damit der Block 1 künftig wesentlich häufiger gebraucht werden.

Die EnBW arbeitet deshalb zurzeit mit Hochdruck daran, ihre Kohleblöcke – außer Altbach/Deizisau sind im Land noch vier weitere am Markt – auf den Betrieb im Winter vorzubereiten. Neben umfangreichen Revisions- und Instandhaltungsarbeiten geht es dabei auch um eine verstärkte Beschaffung und den Transport von Kohle sowie darum, Flächen für die Lagerung zusätzlicher Kohlemengen anzulegen. Auch die Frage nach Arbeitskräften spielt eine Rolle, da die Personalplanung von den Prämissen des ursprünglichen Kohleausstiegs und damit einer Reduzierung ausgegangen war.

„Wir leisten unseren Beitrag, indem wir unsere Kohlekraftwerke bestmöglich einsatzbereit und verfügbar halten“, sagt Georg Stamatelopoulos, Vorstand für nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur bei der EnBW. Im Winter könne so Strom mit Hilfe von Kohle erzeugt werden und das eingespeicherte Gas bleibe der Versorgung der Haushalte vorbehalten, fährt er fort. Die insgesamt fünf Kohleblöcke der EnBW in Netzreserve würden zwar nicht in den Markt zurückkehren. „Da diese kurzfristig zur Sicherung der Systemstabilität angefragt werden können, hält die EnBW diese aber stets einsatzbereit“, sagt Stamatelopoulos.

Aufgrund ihres Alters könnten die Kohleblöcke in der Netzreserve zwar nicht zurück in den Marktbetrieb gehen, ergänzt er. „Aus technischen Gründen ist es nicht möglich, diese ununterbrochen zur Stromerzeugung einzusetzen. Die Blöcke leisteten aber einen wichtigen Beitrag, um Einbrüche in der Systemstabilität abzufedern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Sie sind nicht in der Startaufstellung, aber wichtig auf der Ersatzbank“, wählt der EnBW-Vorstand einen Vergleich aus der Sportwelt.