Das Soziale Netz für den Raum Weilheim will ein neues Projekt auf den Weg bringen: „Beste Genesung – aus der Klinik sicher im Alltag ankommen“, ist das künftige Angebot überschrieben. „Mit diesem Projekt können wir eine Lücke schließen, denn wir haben festgestellt, dass es immer mehr Menschen betrifft“, sagt Rosemarie Bühler, Koordinatorin des Sozialen Netzes. Patientinnen und Patienten werden immer früher aus dem Krankenhaus entlassen. Oft sind sie noch auf Unterstützung und Begleitung angewiesen, auch wenn keine konkrete Pflege benötigt wird. „Stellen Sie sich vor: Sie waren ein paar Tage zur Behandlung im Krankenhaus und sitzen mit Ihrer Tasche wartend auf dem Flur, denn Sie dürfen nach Hause“, beschreibt sie eine Situation, wie sie tagtäglich zuhauf in den Kliniken stattfindet. Wer Angehörige hat, kann diesem Szenario gelassen entgegenblicken. Anders sieht es jedoch für diejenigen aus, die alleine leben.
Das Angebot richtet sich an alleinlebende Menschen im Raum Weilheim, die sich für die Zeit ihrer Genesung jemand an ihrer Seite wünschen.
Rosemarie Bühler, Koordinatorin des Sozialen Netzes Raum Weilheim
Statt auf Angehörige warten solche Menschen auf ein Taxi, den Entlassungsbrief für den Hausarzt in der Tasche. Nach der Behandlung geht es den Patienten wenigstens so weit gut, dass sie keiner dauerhaften ärztlichen Obhut und Krankenpflege bedürfen. Aber bis zur vollständigen Genesung dauert es noch. „Solche Menschen sehen einer Ankunft zu Hause mit gemischten Gefühlen entgegen“, sagt Rosemarie Bühler. Niemand wartet dort. Manchmal ist nicht klar, ob noch genügend Essen im Kühlschrank ist, die Heizung funktioniert – oder wer die neuen Medikamente aus der Apotheke holt und wie der Brief zum Hausarzt kommt.
Genau hier soll das neue Angebot für Abhilfe sorgen. „Es richtet sich an alleinlebende Menschen im Raum Weilheim, die sich für die Zeit ihrer Genesung jemand an ihrer Seite wünschen“, erklärt die Koordinatorin. So soll der „Drehtüreffekt“ vermieden werden. Das heißt: Wenn die Gesamtverantwortung zu Hause nicht sichergestellt ist, führt dies nicht selten die Patienten wieder zurück in die Klinik. „Eines muss klar sein: Dieser neue Service ist kein Ersatz für hauswirtschaftliche oder pflegerische Dienste. Wir arbeiten mit Ehrenamtlichen – und die putzen nicht und sind auch kein Pflegedienst“, stellt Rosemarie Bühler klar.
Zudem ist die Begleitung auf etwa vier Wochen begrenzt. Das Angebot richtet sich auch an Menschen, die nur temporär nach Hause kommen. „Wir bekommen beispielsweise vom Sozialdienst einen Anruf. Eine Person ist auf Hilfe angewiesen, um die Tage bis zum Beginn der Reha überbrücken zu können“, so die Koordinatorin. Gibt es keine Angehörigen, muss dann der Pflegedienst beauftragt werden und gegebenenfalls das Essen auf Rädern bestellt werden. „Das Entlassmanagement der Klinik stellt also den Kontakt zu den Fachkräften des Sozialen Netzes her. Die ermitteln den Versorgungsbedarf und koordinieren den Einsatz der geschulten, ehrenamtlichen Kräfte“, verdeutlicht Rosemarie Bühler.
Die Idee für das Projekt gibt es schon lange. „Um es umsetzen zu können, braucht es Zeit und Personal. Wir benötigen ein Budget und eine finanzielle Basis, um beginnen zu können – deshalb haben wir uns bei der Teckboten-Weihnachtsaktion beworben“, sagt Rosemarie Bühler. Zudem sei es ein großes Herzensanliegen von Dr. Ernst Bühler, dem ehemaligen und überraschend verstorbenen ersten Vorsitzenden des Sozialen Netzes, gewesen. „Als Mediziner hatte er die Priorität: eine gute Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt“, erklärt Rosemarie Bühler.