Die Funken sprühen, wenn der Schmied den Hammer hebt. Vor der Schlossscheuer biegen sich die Kinder neugierig nach vorne, halten sich die Ohren zu – und schauen doch ganz genau hin. Der Amboss steht mitten im Trubel, zwischen duftenden Seifen, geflochtenen Körben und Taschen aus alten Fahrradschläuchen. Zwischen den Fachwerkhäusern klingt Gitarrenmusik, irgendwo klappert Geschirr.
Der Künstlermarkt ist zurück – zwei Tage, an denen sich Weilheim von seiner kreativsten Seite zeigt. Rund 70 Ausstellerinnen und Aussteller zeigen, was in Werkstätten, Ateliers und Küchen entsteht: darunter handgenähte Kinderkleidung, liebevoll illustrierte Karten, Seifen, Schmuck oder Holzspielzeug. Der Markt ist über die Jahre gewachsen, sowohl flächenmäßig als auch in der Vielfalt. Inzwischen reisen Kreative aus ganz Baden-Württemberg an und füllen das Städtle – von der Schlossscheuer, übers Rathausfoyer bis zur Stadtbücherei.
Ein Dorf aus Ständen
Wer durch die Schlossscheuer oder die Ecken des Markts schlendert, entdeckt Schönes und zugleich Persönliches. „Da duftet’s richtig raus!“, ruft eine Besucherin, und bleibt bei Nora Kugel von Lillemor Naturseifen stehen. Die Seifen entstehen in Handarbeit, mit selbstgebauten Stanzen und handgetöpferten Schalen. „Der Markt hier ist so bunt gemischt“, sagt Kugel, „das ist selten und macht ihn besonders.“
















„Home is where the Teck is“ – mit ihren illustrierten Motiven bringt Luisa Jones von Clou aus Kirchheim das Gefühl von Heimat aufs Papier. Ihre Kalender und Karten sind kleine Liebeserklärungen an die Region. Ein paar Schritte weiter raschelt es leise: Bei Paper Jewels wird aus Altpapier Schmuck – nachhaltig, bunt, jedes Stück ein Unikat. „Ein bisschen eine schlonzige Sache“, sagt die Künstlerin Petra Kerber-Haack lachend und zeigt, wie aus alten Landkarten kleine Schätze entstehen. Eine Etage tiefer funkelt es silbern. Walter Necker aus Weilheim zeigt filigranen Schmuck: Echte Blätter und Blüten werden in Silber gegossen, ihre Struktur bleibt erhalten. In seinem Schmuck lebt die Natur weiter. Unter einem weißen Pavillon präsentiert lulewu ihre handgefertigte Keramik: „Die Menschen hier schauen nicht nur, sie interessieren sich wirklich“, erzählt Luisa Fröschle lächelnd.

Und wenn vor der Scheuer plötzlich alle stehen bleiben, ist klar: Schmied Herbert Häbich ist am Werk. Seit Jahren gehört er zum Markt – kein Schild, keine Bühne, nur Hammer, Glut und Amboss. Er formt glühendes Eisen zu Ginkgoblättern, Schnecken oder stilisierten Figuren.
Zwischen Kunst und Kaffee
Fast wie ein kleines Dorf im Städtle wirkt der Künstlermarkt zwischen Musik, Gebäckduft und Gesprächsfetzen – eins, in dem Handwerk noch Handwerk ist und Gespräche an der Theke länger dauern dürfen. Ob heiße Schokolade vom Christusbund, ein Gläschen Tälessecco bei Rainer Bauer oder eine rote Wurst vom Grill des TSV – auch fürs leibliche Wohl ist gesorgt. Der Waldkindergarten lädt im KünstlerCafé zu Kaffee und Kuchen, bei Lena’s Glückscafé gibt’s das süße Finale. Für warme Töne sorgt Bernhard Amsberg mit seiner Musik, in der Stadtbücherei erleben Kinder beim Kamishibai-Theater kleine Geschichten ganz groß.
Geschäfte öffnen ihre Türen
Der verkaufsoffene Sonntag bringt zusätzlich Leben in die Innenstadt: Viele Läden lassen sich etwas Besonderes einfallen – vom Probierstand bis zur Rabattaktion. Andrea Sindlinger vom Secondhand-Laden Zweitliebe freut sich: „Es kommen viele auswärtige Gäste, das ist jedes Mal super.“ Ab einem bestimmten Einkaufswert lädt sie ihre Kundinnen auf einen Kaffee ein – stilecht vom mobilen Kaffeewagen direkt vor der Tür. Auch das Fitnessstudio fit+ ist dabei: mit Glücksrad, Luftballons für die Kinder und der Chance auf eine kostenlose Jahresmitgliedschaft.
Im Gewerbegebiet Tobelwasen geht es fast ein bisschen wie auf dem Jahrmarkt zu: Ein Kinderkarussell dreht seine Runden, es duftet nach Popcorn, Magenbrot und frischen Churros. Wer möchte, versucht sein Glück am Schießstand oder schaut bei Archies Stand neben Zweirad Heilemann vorbei. Kinder toben sich auf der großen Hüpfburg aus, Erwachsene stöbern am Essig- und Öl-Stand der Villa Weilheim. Der Sonntagsbummel endet hier nicht an der Stadtgrenze – sondern mit einem kleinen Extra-Schlenker.