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Kreissparkasse Esslingen: Der Sparbrief feiert ein Comeback

Bilanz In Zeiten gestiegener Zinsen setzen Kunden der Kreissparkasse wieder auf solide Anlageformen. Das bedeutet zwar höhere Zinsaufwendungen, dennoch verzeichnet die KSK ein leichtes Plus. Von Thomas Zapp

Beispiel für die verstärkte Kooperation im Filialgeschäft mit der Volksbank: Der gemeinsame Geldautomat in Nabern kann von Kunden beider Institute gebührenfrei genutzt werden. Foto: Markus Brändli

Bei der „ziemlich schlechten Stimmung im Land“ appelliert Burkhard Wittmacher an die Eigenverantwortung der Bürger. „Der Staat kann nicht alle Probleme lösen, jeder sollte sich fragen, was er beitragen kann“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Im Jahr der multiplen Krisen auf der Welt und der Rezession in Deutschland kann sein Haus zum 175-jährigen Jubiläum ein immerhin gutes Geschäftsjahr vorweisen. 

Das Kundengeschäftsvolumen konnte die KSK um 3,7 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro steigern, die Bilanzsumme um 6,1 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Allerdings geht der Zuwachs im Kundengeschäft weitestgehend auf die

 

Für Kunden mit Eigenkapital sind sie im Vergleich zum historischen Zinsniveau nicht schlecht.
Frank Dierolf, Vorstandsmitglied, über die aktuellen Möglichkeiten, eine Immobile zu finanzieren
 

Unternehmen zurück. Das Privatkundengeschäft leidet wie überall unter gestiegenen Bauzinsen und hohen Baukosten. Dafür erfreue sich wieder ein Klassiker gestiegener Beliebtheit: der Sparkassenbrief. Nach 1,46 Prozent Zinsen im Jahr 2021 brachte er im vergangenen Jahr im Schnitt bei 2,64 Prozent und wurde für viele wieder interessant als sichere Anlageform mit solider Rendite: Von 3325 Stück 2022 sind es im vergangenen Jahr 15 472 Stück gewesen. Die Zinswende freut die Kunden, macht sich für die KSK aber in der Bilanz bemerkbar: Der Zinsaufwand ist drastisch gestiegen, von 4,7 Millionen auf 95,2 Millionen Euro: ein Plus von fast 2000 Prozent. Der Zinsaufwand steigt für die Kreissparkasse, daher rechnet Burkhard Wittmacher für 2024 mit einem schlechteren Ergebnis. „Wir sind stabil aufgestellt und haben ein hohes Eigenkapital“, sagt der Vorstandsvorsitzende. 

Das kann sich noch als Beruhigung erweisen, angesichts nicht ganz so rosiger Aussichten für das laufende Jahr. Die Landesbank rechnet für Baden-Würt­temberg mit einem Wachstum von 0,1 Prozent. Steigende Verwaltungsausgaben für Digitalisierung und das schwache Kreditneugeschäft, mögliche Kreditausfälle – hinzu kommt noch die inverse Zinsstruktur, die dazu führt, dass Tagesgeld aktuell mehr Zinsen bringt als langfristige Anlagen. All das könnte dazu beitragen, dass das Ergebnis Ende dieses Jahres schwächer ausfällt.

Investiert hat die Kreissparkasse nicht nur in die Energieneutralität ihres Gebäudebestands, sondern auch in die Sicherheit der Geldautomaten. Künftig werden die Geldscheine bei einer Sprengung durch Farbeinspritzung in die Kassetten unbrauchbar gemacht. Die Kriminellen sollen es rechtzeitig merken: „Da werden Tafeln drauf hinweisen“, sagt Vorstandsmitglied Frank Dierolf. Künftig wird es zudem eine verstärkte Kooperation mit der Volksbank Mittlerer Neckar geben: Die beiden Institute betreiben bisher schon zehn gemeinsame Selbstbedienungsstandorte. Nun kommen zwei weitere Kooperationsstandorte in Baltmannsweiler-Hohengehren und am Esslinger Charlottenplatz hinzu. Neu ist, dass es sich dabei um Filialen mit Personal handelt. Künftig werde es noch mehrere solcher Kooperationen geben, sagt Dierolf.

Durch die Preiskorrektur im Immobilienmarkt konnte die KSK 243 Wohnimmobilien vermitteln, immerhin 18 mehr als 2022. Allerdings sind Baufinanzierungen um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken – kein Wunder angesichts eines Rückgangs von 32 Prozent im baden-württembergischen Bausektor. Auch in diesem Bereich rät Frank Dierolf zu einem weiteren Klassiker: „Gerade für junge Leute verweise ich gerne auf den Bausparvertrag als Instrument, um niedrige Zinsen zu sichern.“ 

 

Die Geschäftszahlen für 2023 im Überblick

Kundengeschäftsvolumen: 20,3 Milliarden Euro (19,6)

Bilanzsumme: 12,4 Milliarden Euro (11,7)

Einlagen: 8,7 Milliarden Euro (8,5)

Kredite: 8,23 Milliarden Euro (7,8)

Provisionsüberschuss: 84,7 Millionen Euro (77,0)

Ergebnis (v.B.): 151,7 Millionen Euro (122,0)

Jahresüberschuss: 12,8 Millionen Euro (12,7)

Eigenkapital: 1,3 Milliarden Euro (1,2)

Eigenkapitalzuführung: 78,8 Millionen Euro (49,7)

Steuern an öffentliche Haushalte: 32,0 Millionen Euro (19,6)

Personalaufwand: 93,5 Millionen Euro (92,6)

Mitarbeitende: 1386 (1352)

Filialen: 93, davon 30 SB-Stellen (gleich)

Geldautomaten: 127 (128)

(in Klammern steht jeweils der Vergleich zum Bilanzjahr 2022)