Sieben Jahre lang waren sie draußen. Jetzt sollen Vertreter von Sozialverbänden und freien Trägervereinen wieder als Experten in den Sozialausschuss des Kreistags zurückkehren. Gleichzeitig wird aus dem Jugendhilfeausschuss wieder ein beschlussfähiges Organ. Eine Mehrheit aus dem bürgerlichen Lager und Teile der Grünen hatten die Vertreter der Freien Wohlfahrtspflege 2018 aus den Sitzungen verbannt und den Jugendhilfeausschuss zu einem beratenden Gremium degradiert. Damit sollten Abläufe gestrafft und die Möglichkeiten von sozialen Interessensvertretern, Einfluss auf die Politik zu nehmen, beschnitten werden. Die Entscheidung war damals nicht unumstritten.
Die Rolle rückwärts hat der Kreistag in seiner Sitzung am Donnerstag in Wernau nun einstimmig vollzogen, allerdings nicht ganz aus freien Stücken: Nach einem Beschluss des Ministerrats vom Januar hat der Jugendhilfeausschuss des Kreistags künftig überall im Land als beschließender Fachausschuss zu gelten. Baden-Württemberg, das als einziges Bundesland bisher Ausnahmen vorsah, zieht damit nach. In der Wiedereinbindung der Wohlfahrtsverbände sieht Landrat Marcel Musolf auch ein Signal ans Ehrenamt. Dessen wichtigen Beitrag im Sozialbereich wolle man damit klar unterstreichen, erklärte Musolf.
„Krasse Fehlentscheidung“
SPD-Fraktionschef Michael Medla wertete den Beschluss als „die Korrektur einer krassen Fehlentscheidung.“ Die SPD hatte vor sieben Jahren geschlossen gegen die Änderung gestimmt. Expertise sei heute wichtiger denn je, wenn man Jugend- und Sozialhilfe weiterentwickeln wolle, betonte Medla. Auch die Liga der freien Wohlfahrtspflege im Kreis, die sich seit Jahren für eine Umkehr starkgemacht hatte, äußert sich erfreut zur jetzigen Entscheidung: „Unsere Vertreter bringen wichtige Perspektiven und praktische Erfahrungen aus ihrer Arbeit ein“, sagt die Liga-Vorsitzende, Elke Willi. „Wir freuen uns, dass der neue Landrat und der Kreistag unsere Forderung aufgegriffen haben.“
Auch aus ganz praktischen Gründen erwies sich die Entscheidung vor sieben Jahren als Fehlschuss. Durch die fehlende Beschlussfähigkeit im Jugendhilfeausschuss mussten viele Themen doppelt beraten werden. „Das war nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“, meinte Grünen-Fraktionssprecherin Katharina Günther-Gauger mit Blick auf nicht enden wollende Sitzungen. Ihre Fraktion hatte sich in der Abstimmung damals gespalten gezeigt.