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Krimi-Autor Michael Kobr begeistert die Zuhörer in der Owener Teckhalle

Lesung Die Einnahmen der Veranstaltung kommen dem Projekt Gerätewagen des DRK zugute.

Ostsee statt Allgäu: Michael ­Kobrs erste Solo-Krimireihe spielt auf der Insel Bornholm. Foto: Sylvia Horlebein

Owen. „Das ist mir jetzt ein bisschen unangenehm“, sagt Michael Kobr in der Teckhalle in Owen und trinkt einen Schluck Wasser. Dabei hält er verschämt die Hand vors Glas, weil: „Ist doch blöd, wenn Sie mir ständig beim Trinken zuschauen müssen.“ So ist das halt, wenn man allein auf der Bühne sitzt. Doch nach 21 Jahren Kluftinger-Krimis und dem Duett mit Volker Klüpfl wurde es Zeit für ein Soloprogramm. „Es lag eigentlich auf der Straße“, sagt Kobr und das Publikum ist begeistert.

Mit vielen privaten Anekdoten nimmt Kobr die Teckhalle mit in die Vergangenheit. Ein Familienurlaub auf Bornholm war der Grundstein zu „Sonne über Gudhjem“. Er schwärmt, erzählt von Recherchen und dass seine Familie immer mit dabei war. Auch wenn sie nicht so recht verstanden, warum sie einen ganzen Tag auf der Trabrennbahn zubringen mussten.

Aber Kobr ist immer am Arbeiten. Selbst im Urlaub steht er früh auf und hat dann schon drei Stunden Arbeit hinter sich, bis der Rest aufsteht. Mit dieser Leidenschaft reißt er die Zuhörer mit. Immer wieder wird schallend gelacht, denn seine Figuren sind echte Marken, im positiven Sinne. Aber auch Randfiguren werden liebevoll gezeichnet, bekommen einen eigenen Dialekt und ihre eigenen Marotten. Zum besseren Verständnis bekommen die Figuren auch bei der Lesung eine eigene ­Stimme.

Das führt allerdings schneller dazu, dass er trinken muss. Was ihm, zur Erheiterung aller, immer wieder etwas peinlich ist. Da denkt er laut an die Lesungen mit Klüpfl. „Immer wenn er gesprochen hat, konnte ich trinken“, sagt Kobr, „und die Frauenstimmen hat auch immer er gemacht.“ Das ist am Donnerstag alles anders, doch wirklich stören tut es ihn nicht. Nur bei den beiden Töchtern der Hauptfigur Lennart Ipsen wird es schwierig. Sind doch beide ungefähr im selben Alter. Kein Problem, da lispelt die eine Tochter halt und das Publikum kommt aus dem Lachen nicht mehr raus.

Roland und Eve-Christiane Rath sind begeistert: „Wir konnten es uns erst gar nicht vorstellen, wie das ohne den Klüpfl gehen soll“, sagen sie, „und dann auch noch abseits des Allgäus. Wo er doch so ­heimatverbunden ist.“ Doch der Abend ist für sie ein voller Erfolg. Als eingefleischte Kluftinger-Fans hören und lesen sie die Bücher schon seit 18 Jahren, aber auch die Geschichte rund um Ipsen überzeugt sie. Auch Angelika Fritz aus Plochingen sagt: „Man merkt, dass es seine Herzensinsel ist.“ Aber sie vermisst die zweite Stimme trotzdem ein bisschen. Sonst gibt es nichts zu vermissen.

Für alle ist es ein besonderer Abend, auch für den DRK, denn es ist keine normale Lesung, es ist eine Benefizlesung. Die Einnahmen kommen dem Projekt Gerätewagen zugute. Mit einem geschätzten Preis von 78 500 Euro ist er wichtig für die Arbeit im Lenninger Tal, wie Hans-Jürgen Jung, Bereitschaftsleiter, erzählt. Auch die Getränke und die Speisen haben an dem Abend keinen festen Preis, jeder gibt, was ihm gerecht erscheint. „Aber denkt dran“, sagt Jung, „knistern ist immer schöner als klimpern.“ Damit das Knistern wirklich hilft, haben Bürgermeisterin Verena Grötzinger und der Gemeinderat die Teckhalle für den Abend gesponsert. Sylvia Horlebein