Zwischen Neckar und Alb
Kulinarische Imagewerbung fürs Ländle

Essen Teams von „Staigers Waldhorn“ in Plochingen und vom „Schwanen“ in Köngen kochen im Baden-Württemberg-Haus auf der Expo-Weltausstellung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Von Gaby Weiß

Während der Expo-Weltausstellung in Dubai, die noch bis zum 31. März dauert, sind 14 Teams der Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg nacheinander als Gastköche für jeweils zwei Wochen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und repräsentieren die baden-württembergische Gastronomie. Als „Genussbotschafter“ mit dabei sind aus dem Landkreis Staigers Waldhorn in Plochingen und der Schwanen in Köngen , die schwäbische Spezialitäten servieren.

„Wir sind überzeugt, dass Baden-Württemberg nicht nur Autos, Technologie und Industrie, sondern auch Genuss und Lebensfreude zu bieten hat“, betont Uwe Staiger, Präsident der Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg und Chef von Staigers Waldhorn in Plochingen. Flug und Unterkunft während des 14-tägigen Aufenthalts in Dubai werden zwar bezahlt, der Rest sei jedoch purer Idealismus: „Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten je zehn Tage ohne Bezahlung, vier Tage haben sie frei. Wir machen das aus Überzeugung, denn es ist uns eine Herzensangelegenheit, Esskultur aus Baden-Württemberg im Ausland zu präsentieren“, erklärt Staiger.

Im Baden-Württemberg-Haus auf der Expo unterstützen die Gäste das Vor-Ort-Team sowohl im Restaurant für die Messebesucher als auch bei Veranstaltungen und Banketten. So hat Uwe Staiger, der im November in Dubai war, im Monaco-Pavillon mitgekocht, als dort Prinzessin Stefanie zu Gast war. Bei zahlreichen Events zeigen die Küchenteams, was sie können, und sie präsentieren Bier und Weine aus der Region sowie Spezialitäten wie Schwarzwälder Kirschtorte und Ofenschlupfer, Zwiebelrostbraten, Gaisburger Marsch, Maultaschen, Schupfnudeln und natürlich handgeschabte Spätzle.

„Beim Front-Cooking direkt vor den Augen der Gäste kommt man ins Gespräch“, erzählt Uwe Staiger. „Imagewerbung geht durch den Magen“, ist er überzeugt, und er betont, dass Essen und Trinken zu den besten Möglichkeiten zählen, ein Land kennenzulernen. Stolz wird in Dubai demonstriert, was das Ländle gastronomisch zu bieten hat: „Wir haben nirgends eine so große Sterne-Dichte wie in Baden-Württemberg, wir müssen uns kulinarisch vor keiner Region auf der Welt verstecken“, ist Staiger überzeugt.

Im Januar werden Schwanen-Chefin Nicole Domon und ihr Mann, Küchenchef Patrick Domon, nach Dubai fliegen: „Wir sind schon Feuer und Flamme und freuen uns, Ideen aus unserer Küche präsentieren zu dürfen.“ Aufmerksam lauscht sie Uwe Staigers Bericht: „Es gibt regelmäßige Coronatests, auf dem gesamten Expo-Gelände herrscht Maskenpflicht. Das Kochen mit Maske ist körperlich ziemlich belastend. Die Küchen und Innenbereiche sind zwar klimatisiert, aber draußen läuft man gegen eine Hitzewand.“ Für die Köche gelten in dem arabischen Land besondere Regeln: „Wir arbeiten ohne Schweinefleisch und Alkohol, was bedeutet, dass wir Rezepturen umschreiben müssen. Wenn man sonst Soßen mit Rotwein ablöscht, macht man das nun mit Traubensaft. Aber es gehört zum Berufsbild eines Kochs, dass er sich auf solche Gegebenheiten schnell einstellen kann“, betont Staiger.

Gelebte Gastfreundschaft

Für das Service-Personal sei das einfacher, weiß Nicole Domon, Mitglied des Vorstands der Meistervereinigung Gastronom. Denn die Basis für den Service in der Gastronomie sei über kulturelle Grenzen hinweg stets dieselbe: „Wir stehen für Höflichkeit und Freundlichkeit. Wir sind zuvorkommend und rücksichtsvoll. Wir leben Gastfreundschaft.“ Trotzdem müssen in Dubai landestypische Verhaltensregeln beachtet werden: „Es ist zum Beispiel erwünscht, dass man zuerst die Herren und dann die Damen begrüßt“, erklärt sie.

Uwe Staiger rät seiner Kollegin, neben Sightseeing in Dubai-City unbedingt auch auf dem Expo-Gelände unterwegs zu sein: „Da gibt es Spannendes zu sehen. Viele Länder haben auch Gastronomie mit dabei, da kann man Eindrücke über Strömungen und Trends sammeln. Das erweitert den Horizont, inspiriert die Arbeit der Meistervereinigung, und davon werden künftig auch unsere Gäste zuhause profitieren.“

 

25 Millionen Besucher werden erwartet

Die Weltausstellung Expo findet alle fünf Jahre statt. 192 Länder plus Baden-Württemberg als einziges Bundesland nehmen teil. Von den 25 Millionen erwarteten Besuchern kommen 70 Prozent aus dem Ausland, viele davon aus Europa.

Unter der Devise „Connecting Minds, Creating the Future“ will die aktuelle Expo Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit zwischen Nationen, Kulturen und Institutionen fördern.

Unternehmen aus der Region haben das Baden-Württemberg-Haus initiiert und ein eindrucksvolles Holz-Hybrid-Bauwerk aus baden-württembergischer Fichte realisiert. gw