Ob Ohrringe, Ketten, Ringe oder Armbänder: „Schmuck ist einfach meine Passion“, verrät Andrea Frei. „Ich hatte schon immer das Bedürfnis, etwas Handwerkliches zu machen und am Ende etwas in der Hand zu halten, das ich geschaffen habe.“
Im vergangenen Februar kommt der studierten Schmuckdesignerin die zündende Idee für ein Geschäftskonzept, das es in der Region so noch nie gegeben hat: Ein Selbstbedienungsautomat, in dem es nicht etwa Snacks oder Getränke, sondern Schmuck und kleine Geschenke zu kaufen gibt.
„Meine Augen sehen immer irgendwelche Formen und Strukturen.
Andrea Frei, Schmuckdesignerin
Innerhalb von nur wenigen Monaten ist der Plan in die Tat umgesetzt. Unter dem Namen „Freistück“ sind an dem Automaten in der Lenninger Buchsstraße seit Juni preisgünstige Schmuckstücke, Schlüsselanhänger mit Schriftzügen, liebevoll dekorierte Karten und andere kleine Kunstwerke erhältlich.
„Ich möchte den Menschen die Chance geben, direkt hier auf dem Land etwas zu haben, statt extra in die Stadt fahren zu müssen“, erklärt Andrea Frei. Wichtig sei ihr, Stücke anzubieten, die jeder kaufen könne. Umsatz sei erst einmal zweitrangig. Gleichzeitig sei das Projekt eine Art kreative Spielwiese: „Hier kann ich einfach das machen, was mir gerade einfällt. Das ist das Schöne daran.“
Von Telefonkabeln zu Edelmetall
Die Begeisterung für handwerkliche Arbeit ist eine Konstante im Leben der mittlerweile 34-Jährigen. Ihre Hände kann sie schon in jungen Jahren nicht stillhalten. Sie zeichnet, schreibt und werkelt in jeder freien Sekunde.
Mit zwölf Jahren entdeckt die Hobbybastlerin eine neue Leidenschaft für sich: Sie beginnt, eigenen Schmuck herzustellen. Bei der Umsetzung ihrer Ideen experimentiert sie schon damals mit allen möglichen Materialien und Alltagsgegenständen. „Teilweise habe ich sogar alte Telefonkabel zerlegt. Ich habe wirklich alles verwendet“, gesteht sie lachend.
Dass Schmuckdesign nicht nur ein Hobby bleiben soll, ist Andrea Frei schon vor dem Schulabschluss bewusst. Nach einem einjährigen technischen Vorpraktikum immatrikuliert sie sich im Studiengang „Schmuck und Objekte der Alltagskultur“ an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim. Im Rahmen ihres Praxissemesters verschlägt es sie zu „Swarovski“ nach Innsbruck; ihr Auslandssemester verbringt sie in Südafrika, wo sie ihre Kenntnisse über die Goldschmiedekunst ausbaut. Mit dem Bachelorzeugnis in der Hand stürzt sich Andrea Frei im Jahr 2014 ins Berufsleben.
In den darauffolgenden Jahren ist sie unter anderem bei „Jette Joop“ beschäftigt, entwirft ihre eigene Kollektion, gründet eine Familie, zieht mehrmals um, macht sich selbstständig und betreibt für einige Zeit ein kleines Schmuckgeschäft in Esslingen.
Aktuell ist Andrea Frei in Elternzeit und lebt gemeinsam mit ihrer kleinen Familie in malerischer Lage am Rand von Oberlenningen. „Wir wollten unbedingt naturnah leben“, begründet die Familienfrau den Umzug in das ländliche Örtchen. Ihren Schmuck stellt sie weiterhin her – erstmal aber nur als Nebentätigkeit.
Ein Stück Natur am Körper
Dass die Natur in Andrea Freis Leben eine tragende Rolle spielt, spiegelt sich auch in ihrer Kunst wider. Für ihre Edelmetall-Kollektion „Silva“ (lateinisch für Wald), die sie separat zu den Stücken aus dem Automaten verkauft, dient die Natur nicht nur als Inspiration, sondern wird Teil des Herstellungsprozesses. Hierfür nutzt die Designerin Baumrinde, deren Oberflächenstruktur mit Gold oder Silber nachgegossen und auf diese Weise Teil des Schmuckstücks wird.
„Die Geschichte ist, dass ich Schmuck herstellen wollte, der eine klassische Form hat und von jedem getragen werden kann“, erklärt Andrea Frei. Die Idee, Baumrinde zu verwenden, sei ihr während einer schlaflosen Nacht in den Sinn gekommen. „Ich denke immer: Jeder hat eine gewisse emotionale Verbindung zur Natur“, so Frei. „Vor allem der Wald hat für viele etwas Beruhigendes.“ Ihre Inspiration holt sich die Lenningerin aber nicht ausschließlich aus der Natur: „Meine Augen sehen immer irgendwelche Formen und Strukturen. Vieles nehme ich auch aus der Kunst.“
Kommt ihr eine neue Idee, wird diese schnellstmöglich auf Papier oder dem iPad festgehalten. Anschließend geht es ans Skizzieren, Konzeptionieren und Experimentieren, bis die Idee in ihrer Werkstatt zum Leben erwacht. „Manchmal bin ich etwas ungeduldig, weil ein Schmuckstück zwischendrin oft furchtbar aussieht“, gesteht die Designerin. „Endlich das finale Produkt in der Hand zu halten, ist aber etwas wahnsinnig Tolles.“
Haben die Kunden individuelle Wünsche, gehe sie auch darauf gerne ein, erzählt Andrea Frei. Das reiche von kleinen Aufträgen wie personalisierten Schlüsselanhängern bis hin zu größeren Projekten wie Trauringen. „Es ist wirklich schön, Schmuckstücke herzustellen, die für die Menschen so bedeutungsvoll sind“, schwärmt sie. Ihre kreativen Kenntnisse in Form von Workshops weiterzugeben, könne sie sich gut vorstellen, so Frei. Ein Kooperationsevent, bei dem gemeinsam im Tal gepicknickt und gemalt werden kann, sei bereits in Planung. Auch neue Kollektionen schließe sie in Zukunft nicht aus. „Ich werde sicher nie aufhören, mir neue Dinge einfallen zu lassen.“
Der Online-Shop und weitere Informationen sind abrufbar unter www.andreadilger.de