Wenn man mit guten Neuigkeiten ins Wochenende starten kann, vermittelt dies schon mal ein gutes Gefühl. Wenn aber eine Rockband namens „Good News“ das Festwochenende in Bissingen eröffnet, steigt das Stimmungsbarometer auf den Siedepunkt. So war das Festzelt beim Sportgelände bereits am Freitagabend gut besucht.
Allerdings war der Ansturm am Samstag zur multimedialen Jubiläumsshow so groß, dass das Festzelt drohte, aus allen Nähten zu platzen. Da wurden kurzerhand einige Seitenwände aufgerollt und im Außenbereich zusätzliche Bierbankgarnituren aufgestellt.
Fulminant und rasant startete die Show mit einem spannenden Einspieler auf der Videowand. Dabei stand die druckfrische Dorfchronik zum 1250-Jahr-Jubiläum im Mittelpunkt. Fast wie die olympische Fackel wurde der 350 Seiten starke Schmöker per Porsche, zu Fuß und mit dem Flugzeug nach Bissingen getragen. „Schweißtreibend“, nannte Bürgermeister Marcel Musolf die Aktion.
Dass Bissingen 1250 Jahre feiern darf, ist für Musolf ein Privileg. „Uns geht es besser, als jeder Generation vor uns. Wir sollten die Zeit nutzen und glücklich sein, zumindest am Jubiläumsabend.“
Wer einen formellen Empfang mit Festakt erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Bürgermeister Musolf versprach einen bunten, vielfältigen, modernen und kreativen Samstagabend. Und damit sollte er auch recht behalten. Die Idee des Festausschusses aus Vertretern der Vereinsgemeinschaft, der Verwaltung und dem Bauhof war es von Anfang an, eine offene Feier für alle auf die Beine zu stellen. Dazu hatte man extra Moritz Steegmaier samt Team engagiert. Eine riesige Videowand diente dabei als XXL-Fernseher für die über 1500 Gäste im Festzelt. So konnten diese Videos, aber auch Livebilder vom Jubiläumsevent anschauen.
Geschichte oder Märchen?
Saxofonisten umrahmten mit perfektem Klang dezent den Abend und Erzähler Rolf-Rüdiger Most. Er machte es sich auf der Bühne samt Geschichtsbuch im großen Lehnsessel bequem und stellte die berechtigte Frage, ob die folgenden Erzählungen nun Tatsache oder Märchen seien. Mit sonorer Stimme, ganz im Stile eines Märchenonkels, führte Most durch die kurzweilige Multimediashow.
Erster Meilenstein in der Frühgeschichte der Ortschaft war der 1. Oktober 769 nach Christus. Bissingen wurde nämlich an diesem Tag erstmalig schriftlich erwähnt. Auf den folgenden eingespielten Videos war Kreisarchivar und Autor der Dorfchronik Manfred Waßner zu sehen. Dieser begab sich in den Kurzfilmen an geschichtsträchtige Orte und ordnete die Geschehnisse ein. So wurde bekannt, dass Bissingen ursprünglich mal zwei Kirchen hatte. Die Michaeliskirche am Friedhof jedoch ist verschwunden. Auch der Verkauf einiger Teile Bissingens an die Habsburger kam bei der Show zu Sprache. Große Bedeutung in der Dorfgeschichte wird der Brandkatastrophe im Jahr 1665 zugeschrieben. 27 Häuser und 28 Scheunen fielen damals dem Feuer zum Opfer. Allerdings gab es bereits Nachbarschaftshilfe aus den umliegenden Gemeinden. Die war auch bitter nötig, die Bissinger standen vor dem Ruin.
Knapp 200 Jahre später begann die Auswanderungswelle nach Amerika. Ilse Haug ist eine Nachfahrin von Auswanderern. Sie lieferte als Zeitzeugin spannende Informationen rund um die Berühmtheit des Bissinger Kartoffelsalats.
Rolf-Rüdiger Most führte die Festgäste kurzweilig durch die bewegte Geschichte des Dorfes und stellte eine weitere Berühmtheit vor: Trudy Ederle. Sie ist die erste Frau, die den Ärmelkanal zwischen Frankreich und England durchschwommen hat. Schwimmen gelernt hat die mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Bissinger See.
Der Sprung ins Hier und Jetzt gelang den Organisatoren mit dem neuen Imagefilm der Gemeinden Bissingen und Ochsenwang. Das bestehende Videomaterial wurde dazu mit Portraitaufnahmen der Bissinger Bürger angereichert.