Im Jahr 1947, wurde der Landfrauenverband Württemberg-Baden gegründet. Mit der Wanderausstellung „LandFrauen – 75 Jahre – gemeinsam Zukunft gestalten“, begleitet von Vorträgen, Gesprächsrunden und weiteren Veranstaltungen feiern die Frauen ihr Jubiläum. Am Mittwoch wurde die Ausstellung im Freilichtmuseum Beuren eröffnet, wo sie bis Sonntag, 4. September, im barrierefrei erreichbaren Hopfensaal des Hauses aus Öschelbronn zu sehen ist. An der Vernissage, die im Freien auf der Streuobstwiese stattgefunden hat, nahmen Dutzende von Gästen teil. Für schwungvolle Musik sorgten Elke Knötzele am Akkordeon und Irene Zantow-Bareiß mit der Violine.
„1947 gründete Marie-Luise Gräfin Leutrum von Ertingen in Ludwigsburg den Landfrauenverband Württemberg-Baden“, sagte die Erste Landesbeamtin des Landkreises Esslingen, Dr. Marion Leuze-Mohr. „Sie hatte gesehen, wie viele schwere Arbeiten die Frauen in der Nachkriegszeit voller Zerstörung und Mangel schultern mussten.“ In der Anfangszeit habe die Organisation vor allem diesen Frauen helfen wollen. Gräfin Leutrum habe ein ausgesprochenes Händchen für Menschen gehabt und sei eine ausgezeichnete Netzwerkerin gewesen. Heute sei der Verband die größte Frauenorganisation in Baden-Württemberg. „Die Frauen sind in vielen unterschiedlichen Bereichen tätig und leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft“, betonte Leuze-Mohr. „Sie sind tatkräftige Gestalterinnen und wegweisende Botschafterinnen und Motor und Rückgrat der ländlichen Räume.“ Dafür gebühre ihnen Dank und Anerkennung.
Das Freilichtmuseum arbeite seit Jahren eng mit den Landfrauen in Beuren zusammen. Dr. Beate Krieg, Landesgeschäftsführerin des Landfrauenverbands und Mitschöpferin der Ausstellung, ist auch Mitglied des Sachverständigenrats des Museums. Die Landfrauenverbände Nürtingen und Esslingen, die sich auf einen gemeinsamen Ausstellungsort geeinigt haben, wirkten aktiv an der Museumsgestaltung mit.
„Es ist eine große Ehre, dass das Freilichtmuseum die Station im Landkreis Esslingen ist, die die Ausstellung präsentieren darf“, sagte Museumsleiterin Steffi Cornelius. Gleichzeitig sei dies auch eine Wertschätzung gegenüber den Landfrauen und ihrem internationalen Engagement. Der Dank der Museumsleiterin galt auch der guten und konstruktiven Kooperation der Landfrauen mit dem Museum. Begleitend zur Ausstellung biete das Museum Exklusiv-Angebote für Landfrauen sowie am Sonntag, 14. August, eine Gesprächsrunde mit den Frauengeschichtswerkstätten und den Kreis-Landfrauenverbänden Esslingen und Nürtingen an.
Hebammen fehlen in Dörfern
Fast 7300 Gäste haben die Wanderausstellung, an deren Prozess rund 100 Personen beteiligt waren, bisher an 15 Orten gesehen. „Das ist in den Zeiten der Pandemie ein großer Erfolg“, sagt Dr. Beate Krieg. In beiden Kreisverbänden sind in Ortsvereinen 2354 Mitglieder vertreten. „Hinzu kommen 50 Fördermitglieder und in Nürtingen 16 Juniormitglieder.“ Über ein Touch-Display kann man 24 Persönlichkeiten aus allen 24 Kreisverbänden kennenlernen. Der Landfrauenverband Württemberg-Baden umfasst 52 000 Mitglieder und ist mit 594 Ortsvereinen der drittgrößter Landesverband. Bundesweit sind rund 400 000 Landfrauen zusammengeschlossen. Mehrere Arbeitskreise kümmerten sich um fachliche Weiterbildung und einen gezielten Erfahrungsaustausch. Im Erzeuger-Verbraucher-Dialog und in den Projekten der Entwicklungszusammenarbeit fokussiert man sich anderem auf den Bereich Gesundheit. Schon 1977 sei, so Beate Krieg, der Verband als Träger der ländlichen Erwachsenenbildung anerkannt worden. 1988 wurde auf Anregung des Verbands das von der EU und aus Landesmitteln geförderte Projekt der „Innovativen Maßnahmen für Frauen im ländlichen Raum“ entwickelt, um Frauen Einkommens- und Erwerbskombinationen zu eröffnen. Jüngstes Anliegen ist die Verbesserung der Hebammensituation auf dem Land. In der Stellungnahme „Gewalt gegen Frauen“ solle häusliche und sexualisierte Gewalt an Frauen ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Der Landfrauenverband sei gefragter Ansprechpartner der Politik.
Monika Deyle und Doris Hoinkis, die Vorsitzenden der Kreis-LandFrauenverbände Nürtingen und Esslingen referierten über Geschichte und Aktivitäten ihrer Organisationen. Vernetzung, Bildung und Digitalisierung seien aktuelle Themen. „Auch eine tolle Gemeinschaft ist das große Plus der LandFrauen.“