Esslingen. Seit 1955 gehört es in Baden-Württemberg nicht nur zum guten Ton, sondern zu den festen Regeln, dass ein Prozent der Bausumme bei öffentlichen Gebäuden in „Kunst am Bau“ investiert wird. So wollte das Land dafür sorgen, dass nicht nur nüchterne Zweckbauten entstehen, sondern „Akzeptanz und Identifikation der Nutzer und der Öffentlichkeit mit einem Bauwerk“ gestärkt werden. Deshalb wird auch das neue Esslinger Landratsamt mit Gemälden, Plastiken, Installationen und anderen künstlerischen Installationen bestückt. Das Budget für die Anschaffung beträgt dem jetzt gefassten Beschluss des Kreistages zufolge 1,5 Millionen Euro. Ein Gestaltungskonzept soll im Herbst erarbeitet werden.
Wie Landrat Heinz Eininger das Gremium informierte, sind in den Neubaukosten in Höhe von 144 Millionen Euro nur die Wiederaufstellung des Steinquaders – das von Anton Stankowski gestaltete Signet des Landkreises – und des Brunnens von Irmtraud Förster enthalten. Beide Objekte standen vor dem Altbau und sind vor Beginn der Abrissarbeiten demontiert und eingelagert worden. Im Gebäude selbst mussten um die 500 Bilder, Zeichnungen und Kleinplastiken ihren angestammten Platz räumen – bis auf jene, die fester Teil der Architektur waren und mit ihr verschwanden. Inzwischen wird ein Großteil der Kunstwerke im Erweiterungsbau in den Esslinger Pulverwiesen sowie im Verwaltungsneubau in Plochingen präsentiert.
Das neue Landratsamt wird erst Ende nächsten Jahres bezugsfertig sein, doch schon jetzt hat die Kreisverwaltung eine klare Vorstellung davon, was unbedingt wieder gezeigt werden soll: das versteinerte Skelett des Meereskrokodils, das bei Holzmaden gefunden wurde, 16 Holzschnitte von Matthias Mansen und das riesige „Graffiti“ von Tobias Rehberger zum Beispiel. An weiteren potenziellen Objekten mangelt es nicht: Die Kunstsammlung des Landkreises umfasst immerhin mehr als 1000 Exponate.
Allerdings, räumt der Landrat in der Vorlage ein, gebe es im Neubau „aufgrund der flexiblen Büroformen mit weitgehend verglasten Flurwänden nur begrenzt Flächen, die sich für Kunst eignen“. Zudem müssten Belange des Brandschutzes sowie die Freihaltung von Flucht- und Rettungswegen berücksichtigt werden. Für eine Ausgestaltung infrage kämen insbesondere das große Foyer samt der Galerie, der Sitzungsbereich im Erdgeschoss inklusive Innenhof sowie die halb öffentlichen Bereiche im zweiten bis vierten Stock. Und natürlich auch die oberste Etage, wo sich das Büro des Landrats und seiner Stellvertreterin befinden werden.
In einem ersten Schritt sollen bis zum geplanten Einzug Ende 2025 vorhandene Kunstwerke integriert und um neue Exponate ergänzt werden. Für diese Grundausstattung stehen 750.000 Euro im kommenden Jahr zur Verfügung. In den folgenden drei Jahren sollen dann – je nach Haushaltslage – noch einmal 250.000 Euro jährlich in die „gezielte Kunstförderung“ fließen.
Einingers Einschätzung nach ist das eine sinnvolle Ausgabe: „Durch die Ausstattung des neuen Verwaltungsgebäudes bietet sich die Chance, die Kreiskunstsammlung weiterzuentwickeln, den kulturellen Dokumentationsgedanken mit neuen Werken weiterzutragen, Akzente in der bildenden Kunst zu setzen, Künstlerinnen und Künstler zu fördern und die neuen Räumlichkeiten für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie für die Mitarbeitenden der Verwaltung aufzuwerten.“ Elke Hauptmann