Zwischen Neckar und Alb
Landkreis setzt Maßstäbe in Nachhaltigkeit beim Bauen

Abriss Das alte Landratsamtsgebäude wird Stück für Stück demontiert. Im Oktober beginnt der Rohbau-Abbruch.

Esslingen. Für die Demontage des alten Esslinger Landratsamtsgebäudes ist der Bauschuttrecycler Heinrich Feess aus Kirchheim zuständig. Gearbeitet wird daran seit Anfang Mai mit rund 30 Mitarbeitern. Die Rückbauarbeiten im Bestandsgebäude dauern bis September. Ab Oktober wird der Rohbau mit 31 500 Tonnen Beton und 455 Tonnen Ziegel abgebrochen. Das Gros der mineralischen Baustoffe – täglich bis zu 1 800 Tonnen – wird direkt auf der Baustelle, auf dem Wertstoffhof in Kirchheim oder im Neckarhafen gebrochen, gesiebt und als Zuschlagstoff für ressourcenschonenden Beton wiederaufbereitet und zu den nächsten Betonwerken gebracht.

Die 147 Tonnen Glas gehen nach Köngen, ebenso die 20 Tonnen Kunststoff. 1 100 Tonnen Bewehrungsstahl, 140 Tonnen Aluminium sowie die fünf Tonnen Kupferkabel gehen nach Plochingen, und gut 800 Tonnen Holz werden in Denkendorf verwertet.

Weitere Stoffe sind 90 Tonnen Mineralwolle, 43 Tonnen Dachpappe aus Bitumengemisch, 400 Tonnen Gipsdielen und -karton und 921 Tonnen Baumischabfälle. Damit werden mehr als 90 Prozent des Rückbaumaterials, die dank professioneller Demontage kreislauffähig sind, recycelt, also wiederverwendet.

Auch beim Neubau werden Prinzipien des kreislaufgerechten Bauens angewandt. Entsprechend wird der Neubau in wesentlichen Teilen aus R-Beton gegossen. Weitere Komponenten sind Alu-Elementfassaden und Flachglas. Die Büro-Systemtrennwände bestehen aus Alu und Glas und machen jedes Geschoss komplett frei gestaltbar. Weitere Baugruppen sind Gipskartonwände und -decken, Heiz-Kühl-Deckensegel, Faserplatten- und Metalldecken, Estriche und Nass-Hohlraumböden, Naturstein- und Holzbeläge.

Das neue Landratsamt beherbergt voraussichtlich ab Frühjahr 2026 neben Landrat, Mitarbeitern aus elf Ämtern, der Kfz-Zulassungsstelle und den beiden Sitzungssälen auch eine Kindertagesstätte sowie die Kantine.

Im Süden grenzt der Neubau an den Neckar. Der Fluss soll eine Wärmepumpe speisen, in die Fassade wird eine PV-Anlage integriert und auf dem Dach eine zweite Anlage installiert, die den Neubau und Ladestationen für Pkw und Pedelecs mit Eigenstrom versorgen. Fernwärme für Warmwasser in der Küche und den Duschen sowie Lüftungsgeräte mit integrierter Kälte runden die Haustechnik ab. Herausforderungen stellen der hohe Wasserstand und die Tiefgarage dar, die unter den Neubau kommt.

Der geringe Platz auf der Neckar­insel, die Tatsache, dass es nur eine Zufahrt gibt, und die Gebäudetechnik-Infrastruktur, die teils im Altbau liegt, erhöhen den Schwierigkeitsgrad beim Bauen ebenso wie die Berücksichtigung des Artenschutzes während der Demontage- und Bauphase. Ein Bauzaun sichert das Gebäude während der Arbeiten ab. Die Parkplätze entlang der Pulverwiesen bleiben erhalten. pm