Wettbewerb
„Landwirt des Jahres“: Michael Kuch steht im Finale

Der Mit-Inhaber des Sulzburghofs hat gute Chancen, „Landwirt des Jahres“ zu werden. Bei der Wahl ist Michael Kuch, der zuletzt als Kopf der Bauernproteste aufgefallen ist, unter den letzten 21.

Von Rindern umringt: Michael Kuch. Den Hauptumsatz macht der Sulzburghof mit Milchviehhaltung. Foto: Carsten Riedl

Michael Kuch sitzt auf der Terrasse des Sulzburghofs und genießt die Ruhe. Anders als an den Wochenenden sind nur wenige Tische im Außenbereich des Cafés besetzt. Einige Gäste grüßen zu ihm herüber. Kuch ist bekannt in Lenningen, aber auch darüber hinaus. Politisches Engagement ist ihm wichtig. Im Winter führte er die Proteste der hiesigen Landwirte an, hat eine Amtsperiode im Kreistag für die „Freien Wähler“ hinter sich. Dass er es bei der jüngsten Kommunalwahl trotz seiner 8000 Stimmen nicht ein zweites Mal geschafft hat, schmerzt den 41-Jährigen. Er hätte gerne weitergemacht, weil es ihm wichtig ist, „die Themen der Landwirtschaft transparenter zu machen“. 

 

Wir zeigen, dass man auch als konventioneller Betrieb bio-nah wirtschaften kann.
Michael Kuch, Landwirt
 

Es ist der Tag nach der Kreistagswahl, als Kuch die schlechte Nachricht erhält. Beinahe gleichzeitig flattert jedoch auch eine erfreuliche Nachricht ins Haus: Der Lenninger hat es bei der Wahl zum „Landwirt des Jahres“ unter die letzten 21 geschafft. Beworben hat er sich selbst, gemeinsam mit rund 200 anderen.

Warum gerade er nun im Finale ist, weiß Kuch nicht genau. Er spricht lieber darüber, was den Sulzburghof aus seiner Sicht besonders macht. Vier Generationen packen hier mit an, von seinem 15-Jährigen Sohn, der bald die Ausbildung zum Landwirt beginnt, bis zum 88-Jahre alten Opa, der erst diese Woche noch Gülle auf den Feldern ausgefahren hat. Dazwischen Vater Bernhard und die beiden Kinder, Michael und Schwester Sandra mit ihren Familien. Er managt den landwirtschaftlichen Teil, der hauptsächlich aus Milchviehhaltung und Rinderzucht besteht, sie das Sulzburghof-Café mit Hofladen. Dass sein Sohn in seine Fußstapfen treten will, macht Kuch stolz. „Das war immer mein Ziel, den Kinder Landwirtschaft so zu vermitteln, dass sie Lust darauf bekommen“, sagt er. 

Der Sulzburghof ist längst ein Besuchermagnet für die gesamte Region geworden. Im Sommer lockt das Mais- oder Blumenlabyrinth, im Winter der Christbaumverkauf und der Weihnachtsmarkt. Dazwischen führen Kuch und seine Familie regelmäßig Gruppen über den Hof. Transparenz ist ein Wort, das dem Lenninger häufig über die Lippen kommt. „Ich habe hier fast jeden Tag ‘Tag der offenen Tür’“, sagt Kuch und lacht. Sein Ziel ist es, den Menschen die Landwirtschaft näher zu bringen. „Damit sie beim Einkaufen bewusster ins Regal greifen.“ 

Mit Bio hat Michael Kuch nicht so viel am Hut. Die Produkte seien aufgrund des Preises schwierig zu vermarkten, sagt er. Abgesehen vom Apfelsaft, der von den Streuobstwiesen rund um den Sulzburghof stammt, sind alle Produkte, die auf dem Hof entstehen, konventionell. „Wir zeigen aber, dass man auch als konventioneller Betrieb bio-nah wirtschaften kann“, sagt der Landwirt. Seine Milchkühe stehen beispielsweise nicht den ganzen Tag im Stall, sondern entscheiden  – abhängig von der Melkzeit – dank einem elektronischen Weidetor selbst, wann sie hinaus wollen und wann nicht. „Heute bleiben beispielsweise alle im Stall“, sagt Michael Kuch mit Blick aufs Thermometer, das schon am Morgen über 20 Grad zeigt. Von der Weidehaltung habe er finanziell überhaupt nichts, es sei für ihn aber eine Herzensangelegenheit, sagt er. Schließlich sei es für die Tiere artgerechter, viel draußen zu sein. Und auch besser für ihre Gesundheit.

Am 15. Juli wird es spannend: Dann kommt die Jury vorbei, um den Sulzburghof unter die Lupe zu nehmen. Am 30. Oktober entscheidet sich, wer den sogenannten CERES-Award, ausgelobt von der Fachzeitschrift „agrarheute“ und dotiert mit 27.000 Euro, bekommt. Verliehen wird der Preis „Landwirt des Jahres“, man konnte sich aber auch in verschiedenen Unterkategorien bewerben. Fest die Daumen wird wohl auch Kuchs elfjährige Tochter drücken: Sollte der Vater den Hauptpreis gewinnen, hat er ihr ein eigenes Pferd versprochen. Ein Teil des Preisgeldes würde er spenden. „Und meiner Frau möchte ich noch eine Freude bereiten“.