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„Landwirte gehören auf den Acker, nicht ins Büro“

Agrarpolitik Landwirtschaftsminister Özdemir sprach mit Landwirten der Vereinigung „Land schafft Verbindung“ (LsV).

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bei einer Veranstaltung von „Land schafft Verbindung“ in Raidwangen.  Foto: Jürgen Holzwarth

Nürtingen. Unter großem Polizeieinsatz wurde die Ankunft von Cem Özdemir in Raidwangen erwartet. Der LsV hatte den Grünen-Politiker zu einer nicht öffentlichen Sitzung eingeladen, um über die Schwierigkeiten zu sprechen, mit denen Landwirte zu kämpfen haben. Die Bewegung LsV hat sich erst 2019 gegründet und erlangte bundesweit mediale Aufmerksamkeit im Zuge der Bauern-Proteste im vergangenen Jahr und Anfang 2024. Der Ärger der Landwirte, die zum Teil mit Traktoren Autobahnen und Straßen blockierten, richtete sich gegen die Politik der Bundesregierung.

Nachdem die geplanten Kürzungen aus Berlin zum Teil wieder zurückgenommen wurden, flachte die Protestwelle ab. Doch auch am Donnerstag war eine Demonstration angemeldet, um ein Zeichen „gegen die Politik des Landwirtschaftsministers“ zu setzen, so das Motto der geplanten Kundgebung. Laut Polizei hatte eine Privatperson einen Protest mit rund 80 Teilnehmern angemeldet. Um auf Nummer sicher zu gehen, waren die Beamten mit einem massiven Polizeiaufgebot vor Ort. Bereits um 16.30 Uhr positionierten sich die ersten Einsatzkräfte rund um den Rammerthof. Der Hofladen machte bereits um 17 Uhr dicht, anstatt wie üblich um 19 Uhr.

Bauern fordern Bürokratieabbau

Mit etwas Verspätung kam Özdemir gegen 18.45 Uhr an der großen Halle direkt neben dem Rammerthof an. „Vorher haben wir mit dem Minister Erdbeer- und Spargelfelder in Neckarhausen besucht“, sagt Guido Henzler, Geschäftsführer von Henzler Beeren und Spargelanbau und Mitglied des LsV. Bei der Ankunft des Grünen-Politkers in Raidwangen war von den angemeldeten Protestlern nichts zu sehen. Sie ließen sich auch den restlichen Abend über nicht blicken. „Eine ursprünglich bei der Versammlungsbehörde der Stadt Nürtingen angemeldete Gegenkundgebung fand nicht statt“, so Andrea Kopp, Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen.

Laut Henzler habe es mit Özdemir einen sachlichen Austausch gegeben. Der Minister habe etwas mehr als 30 Minuten gesprochen, anschließend gab es Zeit, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Die habe man genutzt, um klare Forderungen zu stellen. „Unter anderem ging es um die Forderung nach einem Bürokratieabbau. Landwirte gehören auf den Acker, nicht ins Büro“, so Henzler. Außerdem bestärkte man die Forderung nach gleichen Standards für Landwirte europaweit. Nur so könne man konkurrenzfähig bleiben. Zudem sei das Thema Tierhaltung auf den Tisch gekommen. „Er hat auch zugegeben, dass die geplanten Streichungen für Landwirte nicht gut waren“, so Henzler.

Özdemir habe sich viel Zeit für die Anliegen der Landwirte genommen. Seine Anwesenheit war nur bis 20 Uhr geplant gewesen. Der Minister blieb eine Stunde länger. Matthäus Klemke