Die extreme Hitze der vergangenen Tage stellt auch die Landwirte im Kreis Esslingen vor große Herausforderungen. Weil Regen ausbleibt, müssen die Bauern auf künstliche Bewässerung zurückgreifen. Teilweise bringt aber selbst das nichts, um die Früchte vor der enormen Hitze und der intensiven Sonne zu schützen.
„Es ist extrem“, sagt der Filderlandwirt Helmut Kizele aus Echterdingen. Auf seinen Feldern baut er überwiegend Kraut, Kartoffeln und Getreide an. Vor allem die wahnsinnig hohen Temperaturen seien für die heimischen Pflanzenarten schwer zu verkraften. Hinzu kommt die „furchtbare Trockenheit“, wie Kizele sagt. Ihm und seinen Kollegen auf den Fildern bleibt deshalb nichts anderes übrig, als die Äcker zu beregnen, also künstlich zu bewässern.
Tagsüber verdunstet das Wasser jedoch sehr schnell. Außerdem entsteht eine Art Brennglaseffekt, wenn die intensiven Sonnenstrahlen durch die Wassertropfen verstärkt auf die Pflanzen treffen – die Früchte verbrennen. Deshalb wässern Kizele und seine Kollegen bei Nacht. Sie sparen dadurch Wasser, denn die Pflanzen können so das Nass besser aufnehmen. Aber: „Das kostet enorm Kraft“, sagt der Echterdinger Bauer.
Kampf mit dem Extremwetter
Auch Bernhard Bayer, der den Talhof Bayer in Neuhausen bewirtschaftet, kämpft mit dem Extremwetter. Besonders hart trifft es die verschiedenen Beerensorten, die er anbaut. Weil es nicht genug Nachschub gab, musste Bayer unter anderem den Erdbeerverkauf an seinem Stand in Hochdorf einstellen. „Am schlimmsten war es vor vier Wochen, als wir 30 Prozent Ausfall bei den Stachelbeeren hatten“, sagt er. Auch die Brombeeren, die derzeit geerntet werden, verbrennen förmlich in der glühenden Sonne. Zwischen 30 und 50 Prozent seiner Erträge verliert der Landwirt derzeit.
„Wie wir Menschen können sich die Pflanzen an diese Hitze nicht anpassen und leiden darunter“, sagt Bayer. Die Folge: Viele seiner Pflanzen produzieren weniger Früchte und es dauert länger, bis sie reif sind. Vor allem die Gewächse, die im Freiland angebaut werden, bekommen Sonnenbrand. Jene, die in den Folienhäusern wachsen, lassen sich mithilfe von Schattenfolien immerhin schützen.
Die Insekten verenden
Bewässern muss auch Bayer. Dafür verwendet er eine sparsame israelische Technologie, die sogenannte Tropfenbewässerung. Mit Schläuchen wird die Flüssigkeit an die Wurzeln der Pflanzen transportiert, dadurch verliere man nicht so viel Wasser. Gegen die starke Sonneneinstrahlung hilft das jedoch nicht. Auch die Bohnen hätten derzeit große Probleme, weil sie sehr hoch wachsen und dementsprechend schnell Sonnenbrand bekommen. Auffällig ist laut Bayer vor allem, dass mit den Pflanzen auch die Insekten in der Hitze verenden. In den Hitzejahren 2018 und 2019 zum Beispiel hätten sie kaum gegen Schädlinge vorgehen müssen, weil es schlichtweg keine mehr gab. Das stimmt den Neuhausener sehr nachdenklich.
Deutlich entspannter gehen die Wengerter vom Teamwerk Esslingen mit der Trockenheit um. Existenziell ist es bei ihnen noch lange nicht. Besonders die alten Rebstöcke hielten mit ihren tiefen Wurzlen lange Hitzephasen aus. Die jungen Pflanzen könnten zum kleinen Teil bewässert – vor allem an den zahlreichen Esslinger Steilhängen –, zum großen Teil durch Bodenbearbeitung entlastet werden, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Teamwerks, Achim Jahn. „Noch ist alles in Ordnung, ein Weinstock ist eine wärmeliebende Pflanze“, sagt er. „Aber wenn es noch sechs Wochen so weitergeht, dann werden die Weine nicht so fruchtig und wir müssen den Ertrag reduzieren.“