Der 28-jährige Tobias Briem wurde zum Vorsitzenden des Kreisbauernverbands gewählt
Landwirte starten mit innovativen Ideen durch

Das verklärte Bild vom Bauern, der auf seinem Traktor sitzt und die Felder bestellt, gelte längst nicht mehr. „Heute sind wir vor allem Unternehmer“, sagt der 28-jährige Tobias Briem. Er ist zum Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Esslingen gewählt worden. Er folgt auf Michael Zimmermann, der altershalber aufgehört hat.

Filderstadt. Das Image von Landwirten hat sich nach Ansicht von Tobias Briem stark gewandelt. Betriebswirtschaftliche Fragen stehen für den Gärtnermeister Briem, der mit seinen Eltern den Hof im Achgraben zwischen Bernhausen und Bonlanden führt, im Vordergrund. Sein Büro ist mit bunten Designermöbeln eingerichtet. Mit Marketing beschäftigt sich der junge Bauer ebenso wie mit der Aufzucht von Pflanzen. Zwar müssten immer wieder Betriebe aufgeben, weil die junge Generation nicht weitermachen will, räumt er ein. Er kenne aber ebenso viele Bauern, die mit innovativen Ideen durchstarten. „Ich bin überzeugt, dass unser Berufsstand eine sehr gute Zukunftsperspektive hat.“

Dazu will der junge Landwirt beitragen, indem er das Amt des Kreisbauernvorsitzenden übernommen hat. Mit seinen Kollegen im Kreis Esslingen ist er gut vernetzt. „Wir dürfen uns nicht nur beschweren, sondern müssen auf Verbandsebene für die Dinge einstehen, die uns wichtig sind.“ Das sagt der Filderstädter, der ruhig und besonnen wirkt, sehr kämpferisch. Wie kommt ein 28-Jähriger dazu, neben der anstrengenden Arbeit im Familienbetrieb mit acht Saisonkräften, noch ein so forderndes Amt zu übernehmen? „Man investiert ja nicht nur Zeit und Arbeit. Die Aufgabe ist auch wichtig für die eigene Entwicklung“, findet Briem. Er tanke da auch sehr viel Selbstbewusstsein und lerne, für seine Ziele einzustehen.

Bis zu einem Tag pro Woche investiert er in seine neue Aufgabe. Schon vor Jahren habe er angefangen, bei der Landjugend Rhetorik- und Führungskurse zu belegen. „Da habe ich gelernt, mich durchzusetzen“, sagt er und lacht. Auch wenn es repräsentative Pflichten, Sitzungen und viel Papierkram gebe, findet der 28-Jährige: „Es macht einfach Spaß.“ Dabei ist er froh, mit seinem Stellvertreter Siegfried Nägele aus Bissingen einen erfahrenen Kollegen an seiner Seite zu haben. „Ohne ihn würde es nicht gehen“, ist der Filderstädter überzeugt. Außerdem ist er froh, mit Mirjam Schumacher eine Geschäftsführerin für den Kreisverband zu haben, „die uns in vieler Hinsicht den Rücken frei hält“.

Der Flächenverbrauch, nicht nur auf den Fildern, ist nach Tobias Briems Worten nach wie vor das dominierende Thema für die Kreisbauern. „Eine Erweiterung des Flughafens ist mit uns nicht zu machen“, stellt er klar. Dagegen kämpfe der Kreisbauernverband schon jahrzehntelang – „und wir haben vieles erreicht“. Differenzierter sehen die Landwirte die ICE-Neubaustrecke, denn das sei auch aus ökologischen Gründen eher vertretbar. „Aber auch da wirken wir darauf hin, dass möglichst wenig von unserem wertvollen Ackerboden verloren geht.“

Als Gemüsebauer ist es Tobias Briem ein ebenso wichtiges Anliegen, die Verbraucher für Produkte aus der Region zu sensibilisieren. Mit publikumswirksamen Aktionen wie jüngst der Bratwurst-Aktion für die Schweinebauern könne man da manches bewirken. Da haben die Kreisbauern in Esslingen Würste für 0,12 Cent verkauft, um darauf hinzuweisen, wie wenig Geld es für das landwirtschaftliche Produkt Fleisch gibt. Verbraucheraktionen wie diese findet Briem sinnvoll. Der offene Schwabe, der schnell einen Draht zu seinen Gesprächspartnern findet, will da noch stärker als bisher aufklären.

Bleibt dem Landwirt angesichts seines neuen Amtes noch Zeit für Hobbys? Für Familie und Freunde habe er immer Luft, sagt der Jungbauer Tobias Briem schmunzelnd. Und er engagiert sich in der Freiwilligen Feuerwehr. Dass er auch da Menschen helfen könne, erfülle ihn mit Stolz. Er findet es spannend, mit moderner Löschtechnik zu arbeiten. Aber auch die Kameradschaft komme nach den anstrengenden Einsätzen und Übungen nicht zu kurz.