Weilheim und Umgebung
Lange galt bei Märklin: Schiff ahoi

Historie 50 Jahre liefen In Göppingen auch Schiffe vom Stapel. Schlachtschiffe, Passagierdampfer und tauchfähige Unterseeboote, alle aus Blech. Von Peter Buyer

Vom Filsstrand bis zum Meer ist es weit. Über Neckar und Rhein bis zur Nordsee sind es rund 650 Kilometer. Vom Stapel liefen Schiffe in Göppingen trotzdem, 50 Jahre lang baute Märklin Schiffsmodelle, vom handlichen Ruderboot bis zum großen, 1,20 Meter langen Passagierdampfer. 1891 geht es los, Märklin hat die Spielzeug-Firma Lutz aus Ellwangen übernommen, die Lutz-Schiffsmodelle kommen jetzt aus Göppingen, werden von Märklin-Uhrwerkmotoren angetrieben. Denn: Die Schiffe sind nicht nur fürs Regal oder zum Rumrutschen auf dem Teppich gedacht, sie schwimmen auch tatsächlich.

Das Programm wird erweitert, 25 Jahre nach dem ersten Göppinger Stapellauf gibt es Passagierdampfer, Kriegsschiffe, große und kleine Boote. Lange mit dabei: Die Yacht Jolanda. Im Jahr 1909 präsentiert, hält sich der „Schraubendampfer mit Uhrwerkbetrieb, Abstellvorrichtung, Kommandobrücke und Sonnendeck mit Überdachung“ fast 20 Jahre im Märklin-Programm, im 1927-Katalog gibt es die „Jolanda“ in zwei Größen, 41 oder 62 Zentimeter lang, „mit zwei Masten und vier Rettungsbooten“ für 85 und 87 Mark.

Nicht nur die Uhrwerk-Motoren, die auch die Modellbahn-Loks von Märklin antreiben, sorgen im Rumpf der Blechschiffe für Vortrieb. Es gibt auch den „Mysteriös-Antrieb“: Ein Mini-Spiritusbrenner an Bord erhitzt einen kleinen Heißluftkessel, per Überdruck entweicht der Dampfstrahl durch Düsen nach hinten und treibt das Boot vorwärts, zehn bis 40 Minuten kann so eine Fahrt, vielleicht auf dem damaligen Schockensee, also dort, wo jetzt die Hohenstaufen-Halle steht, dauern.

Auch erste Fernsteuerungen gibt es, ein bis zu 20 Meter langer Schlauch bringt per Luftdruck die Steuerbefehle vom Kapitän am Ufer zum Steuerruder. Und per Akku mit Strom versorgte Elektromotoren gibt es auch schon, damit können die Märklin-Schiffe bis zu sechs Stunden in See stechen. Wie immer bei Märklin fährt auch die Geschichte mit: Einige Jahre ist die „Lusitania“ im Programm, ein britisches Passagierschiff, das auch als Blechmodell mit seinen vier Schornsteinen und schwarz-rotem Rumpf sehr imposant daher kommt. Im Mai 1915 wird die echte Lusitania von einem deutschen U-Boot im Atlantik versenkt, 1200 Menschen gehen mit dem Schiff unter.

U-Boote gibt es während des Ersten Weltkriegs auch von Märklin. Mit Uhrwerkantrieb tauchen sie selbstständig ab und auf, Tauchtiefe: immerhin ganze fünf Zentimeter. Die U-Boote halten sich am längsten im Märklin-Katalog, die Herstellung der übrigen Schiffsmodelle stellt Märklin Anfang der 1930er-Jahre ein. U-Boote gibt es aus Göppingen noch bis 1942. Wohl auch kriegsbedingt ist dann Schluss mit den Märklin-Booten, die laut Katalog „vollständig wasserdicht abgeschlossen sind, sodass ein Untergehen unmöglich ist“.

Gebraucht werden nur noch echte U-Boote, die aber ab 1943 einen schweren Stand haben, allein in den letzten drei Kriegsjahren gehen fast 700 deutsche U-Boote unter. Drei Märklin-Boote gehen im Märklineum auf Tauchstation, gegenüber steht in schwerer, computeranimierter See ein Märklin-Leuchtturmmodell auf einem Feinblech-Fels und weist dem Passagierdampfer „Jupiter“ den Weg

 

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tausend Eurobrachte das über einen Meter lange Märklin-Modell des Schlachtschiffs „Bruncvik“ ein, als es vor zwei Jahren im Göppinger Auktionshaus Hohenstaufen unter den Hammer kam. Der Startpreis des seltenen Modells lag bei 130 000 Euro.