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„Learning by burning“

Handwerk Max Künstler und Patrick Carrle fertigen Möbelstücke aus Walnussholz mit individuellen Mustern aus buntem Epoxidharz. Vom Sägen bis zum fertigen Produkt ist alles selbst gemacht. Von Sarah Polzer

Meterlange Baumstämme, kreative Ideen und ein gutes Team – so lautet die Erfolgsformel von Max Künstler und Patrick Carrle. Die beiden fertigen Möbel aus Walnussholz von Hand. Vom Sägen bis zum fertigen Produkt machen sie alles selbst. Jedes ihrer Stücke weist einen ganz individuellen Charakter auf. In ihren Projekten steckt nicht nur jede Menge Leidenschaft, sondern auch viel Zeit.

„Ursprünglich wollte ich nur einen Schreibtisch für mich bauen und habe Patrick gefragt, ob er mich unterstützen möchte“, erzählt Max Künstler. Das notwendige Holz für ihr gemeinsames Projekt haben die zwei über Kontakte aus Bissingen erhalten. Aus einem Baum, der für Brennholz vorgesehen war, entstand so der erste Tisch. „Max hat mich mit seiner Begeisterung für Holz angesteckt“, verrät Patrick Carrle. Seit zwei Jahren sind die beiden jetzt schon ein Team.

 

Max hat mich mit seiner Begeisterung für Holz angesteckt.
Patrick Carrle

 

Max Künstler arbeitet von Kindesbeinen an mit Holz. „Mein ers­tes Projekt war eine Krippe kurz vor Weihnachten, die ich zusammen mit meinem Vater gebaut habe. Da war ich gerade einmal sieben“, erinnert er sich. Dennoch hat er sich nicht für einen handwerklichen Beruf entschieden. In Esslingen studiert der 21-Jährige Biotechnologie, Patrick Carrle ist Rollladenbauer. So bleiben oft nur die Wochenenden oder der Feierabend, um an den Projekten arbeiten zu können. Über E-Bay-Kleinanzeigen suchen sie nach Baumstämmen, die sie für ihre Projekte verwenden können. „Die Leute sind oft dankbar, wenn sie das Holz los sind, und wir freuen uns über neues Material“, sagt Max Künstler. Für das perfekte Rohmaterial fährt das Team auch gerne mal nach Trier und darüber hinaus. Am Zielort angekommen, sind sie stundenlang mit Sägen und Transport beschäftigt.

Am Anfang eines jeden Möbels steht der Stamm: Patrick Carrle und Max Künstler sägen vor Ort die Bretter und laden sie auf den Hänger. Manchmal schauen ihnen dabei neugierige und unerschrockenen Kühe über die Schulter, die sich nicht einmal vom Sägenlärm abschrecken lassen. Foto: pr

Ihre Werkzeugkollektion haben sie mit der Zeit ausgeweitet. „Am Anfang war das schon noch sehr primitiv, eine Kreissäge und noch ein paar weitere kleine Hilfsmittel“, meint Max Künstler. Mit der Zeit sind sie jedoch immer kreativer geworden – und ihre Sammlung an Werkzeugen deutlich größer. Einen Teil davon haben sie sogar selbst gebaut. Dazu gehört zum Beispiel eine handgeführte CNC-Schneidemaschine, die optimal an ihre Arbeiten angepasst ist.

Das Fachwissen haben sich die beiden mit der Zeit selbst angeeignet. „Wir lernen bei jedem Projekt etwas Neues dazu“, meint Patrick Carrle. Max Künstler ergänzt: „Learning by burning ist unser Motto – einfach ausprobieren.“ Besonders das Sägen erfordert höchste Konzentration und ein gutes Teamwork. Die Art und Weise, wie der Baum gesägt wird, entscheidet über die Optik des Endprodukts. Umso mehr Hohlräume in einem Baumstumpf vorhanden sind, desto mehr und intensivere Muster sind später auf dem Tisch sichtbar. Mit buntem Epoxidharz gießen sie die Bohlen später auf. Jedes Werk erhält so ein Alleinstellungsmerkmal. Die Farben des Harzes variieren von Schwarz zu Blau bis hin zu Grün und Rot. Im Kontrast zu dem braunen Nussholz entsteht so ein unverwechselbares Design. Aus den Resten fertigt das Team Uhren und Schüssel – und was sich zu nichts mehr eignet, landet im Ofen.

Max Künstler (links) und Patrick Carrle arbeiten in der Werkstatt gemeinsam an ihren Einzelstücken. Foto: Carsten Riedl

Im Hause Künstler ist nahezu alles selbstgemacht – von der Küche bis zur Kommode ist alles aus Holz. Mittlerweile übernimmt das Duo auch Auftragsarbeiten. Derzeit arbeiten sie an einer Küchenecke, ähnlich einer Bar. Vom Holz bis zum fertigen Möbelstück können mehrere Jahre vergehen, denn das Holz muss lange trocknen. „Die Arbeit macht nicht nur wahnsinnig viel Spaß, sondern ist auch gleichzeitig ein Ausgleich zum Alltag“, sagen beide unisono.

In naher Zukunft soll es eine Website geben, die Einblick in die Arbeit gibt. Auf Instagram sind sie unter dem Namen @carmamassivholz zu finden.