Flammen bekämpfen, Menschen in Notsituationen helfen und eine coole Uniform tragen: Dass viele Kinder davon träumen, später einmal Feuerwehrmann oder -frau zu werden, ist kein Wunder. Dass es ihn in diese anerkennungswerte Branche verschlagen hat, habe sich aber eher „so ergeben“, meint Michael Mühleck. Der Berufsfeuerwehrmann, der heute mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern in Notzingen lebt, verbringt seine jungen Jahre in Heilbronns Nachbarstadt Neckarsulm. Durch den landwirtschaftlichen Familienbetrieb sei schon früh sein Interesse an großen Maschinen und am „Herumschrauben“ geweckt worden, erzählt der 40-Jährige.
Man kann sich nicht in jedes Schicksal hineinversetzen. Das tut einem auch nicht gut.
Michael Mühleck, Berufsfeuerwehrmann
So kommt es, dass sich Michael Mühleck in Teenagerjahren bei der Jugendfeuerwehr engagiert, als junger Erwachsener lässt er sich als Wehrersatzdienst für die Freiwillige Feuerwehr verpflichten. Mittlerweile ist der Familienvater seit 2007 Teil der Stuttgarter Berufsfeuerwehr und seit mehr als 25 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv – früher in Neckarsulm, heute in Notzingen.
Insgesamt gibt es in Stuttgart fünf Feuerwachen; jede mit einer eigenen Spezialisierung. „Den Begriff Feuerwache darf man übrigens nur verwenden, wenn immer jemand da ist“, verrät Michael Mühleck. „Sonst heißt es Geräte- oder Feuerwehrhaus“.
Der, der alles steuert
Die ersten zehn Jahre seiner Karriere verbringt der vielbeschäftigte Notzinger auf der ehemaligen Wache fünf in Degerloch. Neben seiner Haupttätigkeit als Feuerwehrmann ist er hier viele Jahre im medizinischen Rettungsdienst und der Höhenrettung aktiv.
Mittlerweile spielt sich sein Berufsalltag zum Großteil auf der Hauptfeuerwache in Bad-Cannstatt ab. Hier befindet sich auch die Leitstelle, wo die Notrufe eingehen und die Einsätze des Rettungsdienstes sowie der Feuerwehr koordiniert werden. Diese wichtige Aufgabe obliegt den sogenannten Disponenten. Über einen meterhohen Bildschirm können diese alle laufenden Einsätze auf einer Karte Stuttgarts live mitverfolgen. „Bei uns laufen alle Fäden zusammen“, erklärt Michael Mühleck, der als Dienstführender Disponent für den gesamten Feuerwehrbereich der Leitstelle verantwortlich ist. „Pro Tag führen wir hier rund 1000 Telefongespräche, und wenn es zum Beispiel ein Unwetter gibt, können hier mal schlagartig 50 oder 60 Notrufe auf einmal anstehen.“

Trotz technischer Unterstützung durch den Rechner liegt es an den Disponenten, binnen Sekunden wichtige Entscheidungen zu treffen und den Anrufern, falls nötig, telefonisch Anweisungen zu geben. Die meisten Einsätze sind Routine, natürlich gibt es aber auch immer wieder Ausnahmesituationen. „Hätten wir zum Beispiel eine Person im Neckar, müsste ich mit den Schleusen telefonieren, die Schiffsfahrt sperren, die Anfahrt zum Einsatzort koordinieren, parallel die Kräfte anweisen und so weiter“, erklärt Michael Mühleck. „Da muss man viele Parameter beachten.“
An einem regulären Arbeitstag in der Leitstelle ist Michael Mühleck 24 Stunden im Dienst. Wie viele davon er am Tisch, mit Ausruhen oder anderen Tätigkeiten verbringt, ist tagesabhängig. Doch der Berufsalltag besteht nicht nur aus Schreibtischarbeit: Ein paar der monatlichen Schichten ist er auf der Feuerwache als Führungsassistent oder auf dem Löschzug eingesetzt.
Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut zu bringen, sei für ihn kein Problem. Natürlich, so Mühleck, laufe das Familienleben bei so einem zeitintensiven Beruf anders. „Wir sind da mittlerweile aber sehr gut eingespielt.“
Leid gehört zum Arbeitsalltag
Wer bei der Feuerwehr arbeitet, muss körperlich fit sein, das technische Know-How auf dem Kasten haben und auf alle möglichen Einsatzszenarien vorbereitet sein. Um das zu gewährleisten, stehen regelmäßige Fortbildungen und Trainingseinheiten auf dem Programm. Das reicht von gewöhnlichem Fitnesstraining bis hin zu speziellen Übungen, wie der Belastungsübung, bei der eine gewisse Strecke mit Atemschutzgerät durchquert werden muss oder der Wärmegewöhnung, die die Feuerwehrleute auf die extreme Hitze vorbereitet. „Diese Heißtrainingsanlagen werden meistens aus Überseecontainern zusammengebastelt“, erzählt Michael Mühleck. „In gasbefeuerten Anlagen erreichen die Temperaturen circa 300 bis 400 Grad; in holzbefeuerten Anlagen hat es mal schlagartig 800 Grad oder mehr.“
Man bekommt immer wieder Einblicke in Bereiche, die dem Ottonormalo oft verborgen bleiben.
Michael Mühleck, Berufsfeuerwehrmann
Mittlerweile lasse ihn Feuer relativ kalt, berichtet Michael Mühleck: „Ich habe schon so viele Brände erlebt. Das ist für mich nichts Besonderes mehr.“ Auch an den Anblick heftiger Verletzungen habe er sich durch die langjährige Arbeit im Rettungsdienst gewöhnt. „Mich kann eigentlich fast nichts mehr schocken“, gesteht der Notzinger. Doch auch er habe schon einige prägnante Einsätze erlebt. Besonders im Kopf geblieben sei ihm etwa ein Einsatz im überschwemmten Ahrtal, wo er Erkundungsfahrten durchgeführt habe. Er erinnert sich, viel Leid gesehen und vor Ort mit Menschen gesprochen zu haben, die sogar Angehörige verloren hatten und trotzdem mit anpackten.
(K)ein normaler Job
Wichtig sei es, so Mühleck, eine gewisse emotionale Distanz zu bewahren: „Es ist einfach ein Job. Man muss in diesem Moment professionelle Arbeit abliefern und kann sich nicht in jedes Schicksal hineinversetzen. Das tut einem auch nicht gut.“
Dennoch beteuert der Berufsfeuermann, dass seine Arbeit ihm großen Spaß macht. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ich wüsste keinen Tag, an dem ich nicht gerne ins Geschäft gegangen bin.“ Besonders schätze er den abwechslungsreichen Arbeitsalltag und die vielen Möglichkeiten zur Gestaltung, die der Beruf eröffne. Auch komme der Job nicht ganz ohne Privilegien, setzt er augenzwinkernd hinzu. So sei die Feuerwehr bei großen Veranstaltungen stets mit von der Partie. „Man bekommt immer wieder Einblicke in Bereiche, die dem Ottonormalo oft verborgen bleiben“, verrät Michael Mühleck. Ein Highlight: Bei einem Fanta-4-Konzert sei er im V.I.P.-Bereich einmal direkt neben Thomas D gestanden – das kann auch nicht jeder von sich behaupten.
Am lohnendsten ist für Michael Mühleck aber noch immer, den Menschen zu helfen und Leben zu retten. Seine Arbeitsphilosophie: „Ich versuche jeden Tag Vollgas zu geben und den Menschen, die sie brauchen, die absolut bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen!“