Ostfildern. Nächstes Jahr soll also Schluss sein. Ende März geht Ostfilderns Erster Bürgermeister Rainer Lechner nach mehr als 39 Jahren in Diensten der Kommune in den Ruhestand. Vorzeitig, denn eigentlich ist der heute 64-Jährige für den Posten bis 2026 gewählt. Aber seine Lebensplanung sei nun eine andere. Und wenn er seine Agenda von 2018, dem Jahr seiner dritten Wiederwahl, durchforste, habe er „kein schlechtes Gefühl“. Denn an vielen Vorhaben, die er damals im Gemeinderat auflistete, könne er einen Haken für „erledigt“ oder „auf einem guten Weg“ machen: Gewerbegebiet Scharnhausen West, Mobilitätskonzept, Sporthalle 1, Sanierungen auf dem Schulcampus in Nellingen, Umstellung der Finanzverwaltung auf SAP, Ortskernsanierung Kemnat, um nur einige zu nennen.
Lechner hatte kurz vor der Sommerpause bei Oberbügermeister Christof Bolay seine Versetzung in den Ruhestand beantragt. Auch den Gemeinderat hatte er über seine Pläne informiert. Quer durch alle Fraktionen genießt Lechner hohe Anerkennung. Er habe „riesengroßen Respekt“ vor der Lebensleistung Lechners, sagt Rathauschef Bolay.
Über den Tellerrand geblickt
Der gebürtige Stuttgarter, Jahrgang 1958, war in Ellwangen aufgewachsen und entschied sich nach dem Abitur für den öffentlichen Dienst. In der Landeshauptstadt absolvierte Lechner die Fachhochschule und landete 1983 in Ostfildern. „In der Zeit gewannen vor allem die Themen Umweltschutz und Öffentlichkeitsarbeit an Bedeutung“, erinnert sich Lechner. 1987 berief ihn OB Gerhard Koch zu seinem persönlichen Referenten. Zugleich war er für den Kommunalen Arbeitskreis Flughafen (KAF) tätig, für Lechner „eine hoch spannende Zeit“. Interessant für ihn auch deshalb, weil er in dieser Tätigkeit stets über den Tellerrand der eigenen Kommune blicken musste. 2000 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Bis ganz an die Spitze der Verwaltung hat es allerdings nicht gereicht. 2005 unterlag er Christof Bolay, der bis heute die Amtsgeschäfte im Rathaus leitet.
Bleibende Wunden hat Lechner von der Niederlage nicht davongetragen. Die einstigen Kontrahenten haben schnell zu einem guten Miteinander gefunden. Er könne auf eine „sehr erfüllte Zeit“ zurückblicken, sagt der 64-Jährige. Dankbar sei er dafür, dass er stets großes Vertrauen beim jeweiligen Oberbürgermeister und im Gemeinderat genossen habe. Harald Flößer