Esslingen. Statt kuschliger Wolle soll es künftig im historischen Kielmeyerhaus am Marktplatz Speisen und edle Tröpfchen geben. Nachdem Barbara Scherrer den Mietvertrag für ihr Woll-Fachgeschäft gekündigt hat und Ende des Jahres in der „Scherrerei“ die Türen schließen wird, will die Eigentümerfamilie Kielmeyer das Haus gastronomisch nutzen. „Die Rahmenbedingungen sprechen einfach gegen den Einzelhandel, weil Veranstaltungen am Marktplatz uns schädigen“, sagt Thomas Kielmeyer. Dass der Nachbar im „Markt eins“ regelmäßig wegen des Zwiebelfestes dicht macht, spreche für sich. Das Problem: Die Feste schotten sich ab, statt sich zur Altstadt zu öffnen. Die Läden würden nur die Kulisse stellen.
Sohn Hannes, der gemeinsam mit seinem Bruder Lutz den neuen Gastronomiebetrieb übernehmen wird, fände es gut, „wenn wir Gastronomen uns künftig bei der Planung von Festen einbringen könnten“. Bevor im Kielmeyerhaus Speisen und Getränke serviert werden, wird das 1582 als Spitalkelter errichtete, denkmalgeschützte Gebäude einer umfangreichen Verjüngungskur unterzogen. „Mit dem Umbau werden wir das Haus vor allem auch brandschutztechnisch auf den neusten Stand bringen“, erläutert Thomas Kielmeyer.
Um die Pläne zu verwirklichen, hat er der Frauenarztpraxis im ersten Stock bereits gekündigt. Dort planen die Söhne Räume einzurichten, in denen geschlossene Gesellschaften, etwa bei Hochzeiten oder runden Geburtstagen, sowie größere Gruppen Platz finden. Mit ihrem Restaurant im Erdgeschoss wollen die beiden Brüder eher ein jüngeres Publikum ansprechen. „Dort soll der Schwerpunkt auf einer gehobenen, modernen Küche mit Events wie etwa Weindegustationen oder Schnapsproben liegen“, erklärt Hannes Kielmeyer. Da der Familie nicht nur die Destille hinter dem Kielmeyerhaus, sondern auch ein Weinberg gehört, könnte sie sich auch Führungen durch den Weinberg vorstellen. Die Küche des neuen Lokals wird mit der in „Kielmeyers Besen“ verbunden. „Im Marktplatzbesen werden wir aber weiterhin gut-bürgerliche Gerichte anbieten“, versichert Thomas Kielmeyer.
Läuft alles nach Plan, wollen die Kielmeyers im Sommer 2018 an den Start gehen. Bis dahin gilt es aber, nicht nur den Umbau zu managen. „Es muss vor allem geklärt werden, wie es mit der Außenbewirtschaftung aussieht“, sagt Thomas Kielmeyer. Dass diese Frage problembehaftet ist, ist ihm klar (siehe Info). Ohne Tische und Stühle im Freien sei ein Gastronomiebetrieb heute nicht mehr überlebensfähig. Dagmar Weinberg