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Lenningen schafft eine Stelle fürs Personal

Verwaltung Die Organisationsberaterin Claudia Reiser empfiehlt der Gemeinde Lenningen, sich personell besser aufzustellen. Von Anke Kirsammer

Es fehlt an vielen Stellen Personal, und es fehlt jemand, der sich ums Personal kümmert. Das gehört zu den Hauptbotschaften, die Claudia Reiser von der gleichnamigen Organistionsberatung aus Reutlingen dem Lenninger Gemeinderat mitgebracht hatte. Sie hatte untersucht, wie die Verwaltung aufgestellt ist, Gespräche mit den Beschäftigten geführt und nun Vorschläge für bessere Abläufe unterbreitet.

Auf den Prüfstand gehören Claudia Reisers Ansicht nach vielerlei Punkte: So würde sie etwa einige Aufgaben, die die Finanzverwaltung derzeit übernimmt, dorthin verlagern, wo sie hingehören. Betreuungszeiten in den Kindertagesstätten sollten ihr zufolge weiter standardisiert werden, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, die Einrichtungen besser auszulasten und den Personaleinsatz zu optimieren. Zu Leistungen, die Claudia Reiser hinterfragt, zählt beispielsweise die Entgegennahme von Führerscheinanträgen durch die Gemeinde – eigentliche eine Aufgabe des Landratsamts.

 

Eine Gemeinde von Ihrer Größe bräuchte eigentlich zwischen 29 und 33 Stellen.
Claudia Reiser
Die Organisationsberaterin hat festgestellt, dass Lenningen eine sehr dünne Personaldecke hat. Besetzt sind derzeit nur rund 20 Stellen.

 

Der grundsätzliche dreiteilige Aufbau der Verwaltung hat sich gemäß der Organisationsberaterin bewährt, deshalb würde sie daran festhalten. Neben der Beibehaltung von Haupt- und Ordnungsamt und der Finanzverwaltung plädiert sie für eine Umfirmierung der Technischen Ämter in ein Bauamt. Teamleitungen könnten Abteilungsleitungen entlasten. Vom Zusammenlegen von Hoch- und Tiefbau verspräche sie sich das Bündeln von Fachkompetenz, und sie sieht dadurch die Chance, dass sich Planer vertreten könnten. Die personelle Lage zeigt indes die Bredouille, in der die Gemeinde Lenningen steckt: Allein für den Hochbau empfiehlt Claudia Reiser vier Stellen. Tatsächlich sieht der Stellenplan momentan nur zwei vor. In dem Bereich Leute an Land zu ziehen, gestaltet sich überdies äußerst schwierig. So wurde für die vakante Stelle der Bauamtsleitung – zentrale Voraussetzung für eine neue Organisation – noch niemand gefunden.

Wie die Untersuchung offenlegt, ist die Lenninger Verwaltung insgesamt äußerst dünn besetzt. Claudia Reiser betonte: „Eine Gemeinde von ihrer Größe bräuchte eigentlich zwischen 29 und 33 Stellen.“ Tatsächlich hat die Verwaltung lediglich 25,5. Davon sind aktuell 20 Prozent offen. „Sie müssen mehr tun, um attraktiver zu sein“, so die Beraterin. Mit sämtlichen Beschäftigten im Bauhof, in den Kindergärten und anderen Einrichtungen ist die Gemeinde Arbeitgeberin von 226 Menschen. „Da steckt richtig Arbeit dahinter“, machte Claudia Reiser klar. Um Personal zu gewinnen und sämtliche Vorgänge rund um Arbeitsverträge ordentlich abwickeln zu können, brauche es deshalb eine im Haupt- und Ordnungsamt angesiedelte Sachbearbeiterstelle für das Personalwesen. Dafür bekam die Fachfrau breite Unterstützung vom Gremium. Die Stelle soll zügig eingerichtet werden. Einstimmig wurde sie vom Gemeinderat genehmigt. Jährlich verursacht sie Kosten in Höhe von rund 60 000 Euro.

Die Frage nach dem Personal ist für Claudia Reiser verknüpft mit der Frage nach den Arbeitsbedingungen. Sie empfahl dringend das Zusammenlegen der kompletten Verwaltung, um ein stärkeres Miteinander und kurze Wege zu gewährleisten, und sprach sich dafür aus, noch einmal zu prüfen, ob die Rathauserweiterung beziehungsweise der -neubau den tatsächlichen Anforderungen gerecht wird.

Schaffen moderner Arbeitsplätze

Das Schaffen moderner Arbeitsplätze und effizientes Arbeiten ist das, was Bürgermeister Michael Schlecht auf den Weg bringen möchte. Im Bürgermeisterwahlkampf dem Vorwurf ausgesetzt, in den vergangenen Jahren zu wenig geschafft zu haben, sei er stolz auf das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz der dünnen Personaldecke geleistet haben.

Jana Reichle, Haupt- und Ordnungsamtsleiterin, erinnerte daran, dass die letzte Organisationsentwicklung bereits 20 Jahre zurückliegt und die Umsetzung der aktuellen Vorschläge eher einem Marathon als einem Sprint gleiche. Beim herrschenden Fachkräftemangel müsse man froh sein, überhaupt Bewerber zu bekommen. In einer Klausurtagung möchte sich der Gemeinderat intensiv mit dem Thema Organisationsentwicklung befassen.