Die Erschöpfung ist Lenningens Feuerwehrkommandant Jochen Mendl anzuhören. Von Freitagabend, gut 19 Uhr bis Montagfrüh um zwei Uhr dauerte der Dienst der Freiwilligen Feuerwehr in Lenningen mit ihren Abteilungen Lenningen, Gutenberg und Schopfloch. „Gleichzeitig waren im Schnitt immer zwischen 35 und 40 Mann im Einsatz“, sagt Mendl, zwischendurch wurde teils geschichtet, um zumindest ein bisschen Schlaf zu bekommen. Der Dauerregen und seine Folgen traf Lenningen und seine Teilorte stark. Am Freitagabend sei es erst mit ein paar kleinen Überflutungen in Unter- und Oberlenningen, Gutenberg und Schlattstall losgegangen, so Mendl. In der Nacht auf Samstag und übers Wochenende spitzte sich die Lage dann zu.

In Brucken sei der Rinnenweg durch Oberflächenwasser überflutet worden, im Felsenweg drang Oberflächenwasser in Gebäude ein. In Unterlenningen habe es das Wohngebiet in der Seestraße, der Austraße und dem Burghofweg/Gstadweg getroffen. Ebenfalls ein Industriebetrieb in der Daimlerstraße. Durch den hohen Pegelstand der Lauter, liefen im Bereich Kirchheimer Straße mehrere Keller voll. „Dazu hat der Brühlbach in Unterlenningen die Bahnanlage unterspült, was Samstagfrüh zu einer vorübergehenden Sperrung führte“, nennt Jochen Mendl verschiedene Einsatzpunkte.
Havarie der Kläranlage
In Oberlenningen gab es einen Rückstau, hier haben der Hirschtal- und Weilbach sowie der Tobelbach Probleme gemacht: „Über die Kanalisation hat das Wasser in die Häuser gedrückt, zum Beispiel im Starenweg“, erklärt der Kommandant. Auch das Oberflächenwasser wurde in Schlattstall und Gutenberg zum Problem, in Gutenberg traf es etwa das Wohngebiet Herrengärten und in der Ortsmitte trat der Mühlbach über die Ufer. „Am späteren Samstagnachmittag gab es außerdem eine Havarie in der Kläranlage, die überflutet wurde. Wir haben dann sehr schnell reagiert und mit Unterstützung eines Örtlichen Bauunternehmens und dem Bauhof Lenningen einen zirka 300 Meter langen Graben erstellt und das Oberflächenwasser in die Lauter umgeleitet. Parallel wurden mit Sandsäcken die Kläranlage gesichert, so dass sie in der Nacht auf Sonntag wieder in Betrieb genommen werden konnte“, schildert Jochen Mendl die kräftezehrenden Dauereinsätze.

Aktuell sei die Lage soweit stabil, „das meiste Wasser müsste draußen sein, wer aber zusätzlich zum Oberflächenwasser Probleme mit dem Grundwasser hatte, wird wohl noch mehrere Tage benötigen, um alles aus den Häusern zu bekommen“, so Mendl. Am Freitag habe sich die Feuerwehr schon zwei Stunden vor dem ersten Einsatz bereit gemacht. „Insgesamt war das aber schwer planbar, die Vorhersagen trafen nur bedingt zu. Was teils als leichterer Schauer angekündigt war, wurde zum Starkregen. Diese Ausmaße waren nicht absehbar“, sagt Jochen Mendl, der einfach nur hofft, dass es nicht wieder zu regnen anfängt. Denn schon am Montagnachmittag kamen die nächsten Einsätze, Keller liefen mit Grundwasser voll.

Weilheim scheint mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein: „Die Lage hat sich entspannt, war aber zu keinem Zeitpunkt besorgniserregend“, erklärt Bürgermeister Johannes Züfle, „zwar waren die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr am Wochenende und teils noch am Montag tagsüber sehr stark beansprucht, doch insgesamt sind die Auswirkungen des Hochwassers rund um Lindach, Zipfelbach und die weiteren Zulaufbäche unter Kontrolle.“ Aktuell seien alle Wege, einschließlich der Steige nach Gruibingen frei, so Züfle. Einzig die Steige von Hepsisau nach Ochsenwang/zur Ziegelhütte ist noch gesperrt, hier werden die Aufräumarbeiten laut Landratsamt noch einige Tage dauern.“
Noch einmal glimpflich davongekommen, hieß es auch in Owen, allerdings verbunden mit der Gewissheit: mehr hätte nicht kommen dürfen. Kritischster Punkt ist hier das Wehr an der Mühle Ensinger, wo in der Nacht auf Sonntag sich der Pegelstand der Lauter nur noch wenige Handbreit unter Straßenniveau bewegte. Die Feuerwehr traf dort erste Vorkehrungen mit Sandsäcken, um einer möglichen Überschwemmung der Schießhüttestraße vorzubeugen. „An der Stelle war Sonntagfrüh keinerlei Spielraum mehr“, sagt Owens Feuerwehrkommandant Markus Taxis. Ähnliches galt auch im Gewerbegebiet „Braike“, wo Wasser von Bachläufen und Feldern die Räume eines Logistikunternehmens bedrohte, weil Einlaufschächte verstopft waren. „Eine Viertelstunde länger Regen,“ meint Taxis, „und das Wasser hätte das Firmengebäude erreicht.“
Wasser wurde umgeleitet
Alle Hände voll zu tun hatten am Wochenende auch die Feuerwehrmitglieder und die Bauhofmitarbeiter in Dettingen. Laut Florian Imrich, stellvertretender Kommandant und Bauhofleiter, gab es in Dettingen seit rund vier Jahrzehnten nicht solche Wassermassen. „Der Zufluss aus dem Lenninger Tal war enorm“, sagt Imrich. Davon sei besonders der Triebwerkskanal betroffen gewesen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag lief der Kanal am niedrigsten Punkt der Mauer über und flutete nicht nur die Straße, sondern auch fünf Keller In der Stelle und einen Keller in der Hinteren Straße. „Dort stand das Wasser 20 bis 30 Zentimeter tief“, so Imrich. Größere Schäden seien durch Sandsäcke verhindert worden, die Lenningen und Kirchheim der Gemeinde Dettingen zur Verfügung gestellt hatten. „Wir haben oberhalb des Baugebiets Berger-Areal außerdem mit dem Bagger einen Bypass vom Kanal in die Lauter gegraben, um das Wasser umzuleiten“, erzählt Florian Imrich. Noch steht nicht genau fest, wie hoch die Schäden sind, die die Fluten in Dettingen etwa auf Feldwegen und an den Ufern der Bäche angerichtet haben. Gemäß dem Bauhofleiter bewegen sie sich zwischen 200.000 und 600.000 Euro. Zwar sprach er am Montagnachmittag von sinkenden Pegelständen – Radfahrer müssen aber weiterhin einen Umweg in Kauf nehmen: Die Verbindung zwischen Berger-Brücke und Bauhof ist vorerst gesperrt.