Das Fundament für den Wettbewerb zur Sanierung des Oberlenninger Rathauses und zum Neubau eines Verwaltungsgebäudes ist gelegt: Flexibilität heißt das Zauberwort beim Raumkonzept. „Es ist eine Herausforderung, weil wir nicht wissen, wo wir in ein paar Jahren mit der Digitalisierung stehen“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht im Gemeinderat. Die Büros sollen relativ klein gehalten werden, da davon auszugehen ist, dass Aktenschränke der Vergangenheit angehören. Kleinere Büros bedeuteten nicht automatisch ein geringeres Raumprogramm, bestehe doch ein größerer Bedarf an Besprechungszimmern, erklärte die Wettbewerbsbetreuerin Petra Zeese vom Büro FPZ Zeese Stadtplanung und Architektur. Sich im Vorfeld intensiv Gedanken darüber zu machen, was man sich von dem Wettbewerb beziehungsweise den Gebäuden verspricht, hält sie für unabdingbar. Insgesamt können 25 Architekturbüros teilnehmen. Fünf stehen bereits fest. Die übrigen 20 werden in einem europaweiten Bewerbungsverfahren ausgewählt. Die Kosten für den Wettbewerb belaufen sich auf rund 150 000 Euro. Die Tagung des Preisgerichts ist für den 15. Juli vorgesehen.
Die Teilnehmer haben recht große Freiheiten: Dachformen und Gebäudegröße sind nicht festgeschrieben. „Es soll wirtschaftlich und bezüglich Benutzung und Unterhalt einfach sein“, so fasste es Petra Zeese zusammen. Neu gebaut werden kann nicht nur auf der Fläche des bisherigen Verwaltungsgebäudes Amtgasse 5. Möglich ist auch, das Grün dahinter zu nutzen. Bei der Sanierung des Rathauses lässt sich durch das Auflösen der Hausmeisterwohnung das Dachgeschoss einbeziehen.
Für Meike Büchler vom Büro Designfunktion, das den Wettbewerbsrahmen mit abgesteckt hat, ist elementar, dass sich die Mitarbeiter in den Räumen konzentrieren können und wohlfühlen. Für problematisch hält sie die derzeitige Verteilung der Verwaltung auf drei Standorte. „Dabei kann kein Teamgedanke aufkommen“, sagte die Innenarchitektin. Auch sei das unmodern wirkende und technisch veraltete Rathaus für Bürger und Mitarbeiter unattraktiv. Sie strebt einen modernen, funktionalen Bau an, der Offenheit und Transparenz ausstrahlt und eine digitale Verwaltung ermöglicht. Gearbeitet werden soll mit Modulen, die sich durch flexible Wände einfach erweitern und umnutzen lassen. Eine Festlegung, wer wo einzieht soll es nicht geben. In Anlehnung an den aus dem Logo bekannten Schriftzug „Lenningen – mehr als nur ein Ort“, kreierte das Büro den Slogan „Rathaus Lenningen – mehr als nur eine Verwaltung“.
Vorgesehen sind mehrere Multifunktionsräume und Räume, von denen auch die Bürger profitieren. Möglich wären Pavillons, in denen Mitarbeiter ihre Pausen verbringen, genauso aber auch Trauungen stattfinden können. Um die Zeiten zu nutzen, in denen das Rathaus leer steht, wird angestrebt, Teile Vereinen oder Unternehmen zu überlassen. „Sonst stehen uns die Räume zu viel rum“, so Michael Schlecht. Gedacht ist auch an ebenerdige Parkplätze, eine Tiefgarage, E-Ladestationen, Fahrradabstellmöglichkeiten und eine Gestaltung der Grünfläche beispielsweise durch Spielgeräte.
Mitarbeiter wollen Struktur beibehalten
Insgesamt stieß das Konzept im Gemeinderat auf Zustimmung. Karl Boßler fand allerdings 12,3 Quadratmeter für ein Einzelbüro nicht gerade üppig. Leicht veränderbare Wände seien zudem oft hellhörig. Kurt Hiller wunderte sich über das Festhalten an Büros für ein bis zwei Mitarbeiter und den unveränderten Flächenbedarf. Im September vergangenen Jahres hatten die Amtsleiter in einem Workshop zusammengetragen, was ihnen wichtig ist. Dazu gehören Einzel- oder Doppelbüros und gemeinsame Arbeitsplätze für Projekte. „Gewünscht ist, die bisherige Struktur beizubehalten. In Zukunft Großraumbüros einzurichten, wäre aber möglich“, erklärte Meike Büchler. Den Schallschutz hält sie für problemlos einhaltbar.
Bürgermeister Schlecht will im Hinblick auf Mitarbeiterzufriedenheit trotz des Trends zum Homeoffice an persönlichen Arbeitsplätzen festhalten. Petra Zeese blies in dasselbe Horn: „Kommunen müssen heute attraktive Arbeitgeber sein. Sonst laufen Ihnen die Leute weg.“