Der geplante Schutz der Streuobstwiesen durch das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz stößt bei den Obst- und Gartenbauern auf heftigen Widerstand. „Der gesetzliche Schutz bringt nur Einschränkung und Bevormundung mit sich“, ärgerte sich Sigrid Jetter bei der Hauptversammlung des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine (OGV) in Jesingen. Das Land Baden-Württemberg reagierte mit einem Eckpunktepapier auf das Bienen- und Insektensterben. Statt den Mitgliedern vorzuschreiben, wie die Streuobstwiesen zu pflegen sind, solle man die Mitbürger lieber durch nachhaltige Förderung begeistern. Die Vorsitzende stellte fest: „Viele Obstbäume werden kaum noch gepflegt.“
Als große Chance für den Erhalt des Streuobstparadieses sieht Sigrid Jetter die Fachwartausbildung. „Gemeinsam mit dem Kreisverband Esslingen bilden wir Menschen unter anderem in Obstbaumschnitt und Mosterei aus.“ Die Mitgliederzahl im Kreisverband Nürtingen sei zwar mit 4 049 Gartenfreunden stabil geblieben, doch am Rande der Hauptversammlung sorgt sie sich: „Obwohl viele Jugendliche an unseren Veranstaltungen teilnehmen, will sich kaum noch jemand an einen Verein binden.“
Deshalb will Sigrid Jetter im Verbandsrahmen das Bewusstsein der Bevölkerung sensibilisieren. „Jeder Einzelne kann in seinem Privatgarten Lebensraum für Insekten und Bienen schaffen.“ Unterstützung bekam die Kreisvorsitzende von Sigrid Erhardt. Sie führt den Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft in Baden-Württemberg. „Landwirte sollen weitergehende finanzielle Unterstützung zum Erhalt der Streuobstwiesen erhalten.“ Sigrid Erhardt folgte im Jahr 2008 auf Ulrich Rieker, den ehemaligen Neidlinger Bürgermeister. Rieker leitete 15 Jahre die Geschicke des Kreisverbandes Nürtingen.
Lob für Impulse
Landrat Heinz Eininger zollte den 74 Delegierten der 32 Obst- und Gartenbauvereine Anerkennung: „Sie leisten wertvollen Dienst für den Klimaschutz.“ Ein besonderes Augenmerk beim Sortenerhalt lege man auf die jüngsten Verbraucher. „750 Schülern der dritten und vierten Klassen konnten im vergangenen Jahr die Geheimnisse der Obstsorten nähergebracht werden.“
Während Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer die Pflege der Streuobstwiesen als unabdingbar einschätzte und die maschinelle Unterstützung der Stadt vorstellte, ärgerte sich der Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann über immer neue Verordnungen beim Klimaschutz. „Im Landwirtschaftlichen Zentrum Aulendorf bekommen Kühe ätherische Öle als Futterzusatz.“ Dies würde angeblich die Rülpser der Milchlieferanten reduzieren. Es könne sich niemand dem Klima- und Artenschutz entziehen, eine Politik für eine biologische Vielfalt brauche aber einen Blick nach allen Seiten. Er forderte: „Unsere wertvolle Kulturlandschaft, ob Streuobstwiese oder Weinregion, darf nicht verloren gehen.“ Zimmermann versprach, dass die Ministerien ein entsprechendes Verfahren einleiten würden, damit bäuerliche Familienbetriebe und die Obst- und Gartenbauern auch morgen noch Freude an ihrer Arbeit haben.
Rolf Wohlfahrt, stellvertretender Kreisvorsitzender, blickte auf die Wetterkapriolen des vergangenen Jahres zurück und stellte die diesjährige Obstsortenausstellung im Freilichtmuseum Beuren vor. Gastredner Daniel Kontradiuk sprach an der Hauptversammlung zum einen über die Zusammenarbeit des Museumsdorfes mit den Obst- und Gartenbauern im Landkreis und stellte zum anderen das Erlebnis-Genuss-Zentrum vor.
Karl Maier vom OGV Weilheim erhielt bei der Hauptversammlung die Auszeichnung „Goldener Apfel mit Goldkranz“, Sigrid Jetter wurde für ihre Verdienste als Vorsitzende mit dem „Goldenen Apfel“ geehrt, und die Schriftführerin Jutta Würz bekam in Abwesenheit den „Silbernen Apfel“. Zusätzlich wurden Hans Kiener und Bernhard Janorschke für ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Verein geehrt.