Die Holzmadian Harmonists begeistern das Publikum in der voll besetzten Auferstehungskirche
Liebliche Lieder von der Liebe und wie „Mann“ sein Glück findetInfo

Die Liebe brachte die Holzmadian Harmonists zusammen und gab ihnen ihren Namen: Jeder der fünf Herren heiratete eine Holzmadenerin, vier Schwestern und eine Cousine. Von der Liebe sangen die Fünf auch beim Vesperkirchen-Kulturabend in der Auferstehungskirche, sie taten dies sehr lieblich.

Holzmaden/Kirchheim. Mit ihrem ersten Lied zogen die fünf spätromantischen Wanderburschen in die voll besetzte Auferstehungskirche ein: „Muss i denn . . .“ Einer von ihnen ist im echten Leben bis aus England hergewandert, einer immerhin aus Norddeutschland. Ums Wandern ging es in vielen Liedern, denn wer ein erfolgreicher Meister werden will, der muss hinaus: Jung, ledig, ohne Kinder und schuldenfrei. Das fällt aber nicht immer leicht, vor allem, wenn man die Liebste zurücklassen muss. „Oh wie herbe ist das Scheiden“ sangen die Fünf. Auch dieses Lied war, wie alle Lieder bis zur Pause, von Friedrich Silcher.

Das Quintett hatte Silchers Lieder in kleine Spielszenen eingebettet, präsentierte sie mit einem Spritzer Ironie. Warum überhaupt wegziehen, wenn einen doch dem Kronenwirt seine Liesel nehmen würde, die „nicht gerade wüst ist und Sachen hat sie auch“? Ja, das Wandern mit einem „Sträußchen am Hute und dem Stab in der Hand“, so ein weiteres Lied, kann auch schön sein. So fiel die Stimmung von einem Extrem ins andere. Was tun, wenn einem die Arbeit des Meisters, bei dem man gerade lernt, nicht gefällt, und das Essen nicht schmeckt? Man sage es dem Meister und der Meisterin frei ins Gesicht und ziehe weiter: „Ich muss mein Glück probieren, marschieren.“

Der Lore, Tochter des Meisters, etwas ganz anderes ins Gesicht zu sagen, dazu hatte einer der Herren keinen Mut, er seufzte nur: „Ach, wenn sie doch nur schon die meine wäre.“ Aber warum ist die Meisters­tochter so traurig? „Was habe ich denn meinem Feinsliebchen getan?“ Nein, keiner der Herren war schuld, sondern die Mutter: „Mei Muader mag mi net“, das nächste Lied. Dann wagte der Wanderbursche es doch noch, die junge Dame zu fragen, ob sie seine Meisterin werden will. Sie kann sich das vorstellen, ein fröhliches Tänzchen ist fällig. Trotzdem, oh Schmerz, muss er mit den anderen erst einmal weiterziehen: „Muss i denn . . .“

In der Pause gehörte die Kirche den Sektierern, was nichts mit Theologie zu tun hat, sondern mit dem Sektverkauf zugunsten der Vesperkirche. Nach der Pause waren aus den Handwerksburschen gestandene Herren mit Anzug und Fliege geworden. Ein ungarischer Tanz von Johannes Brahms mit Comedian-Harmonists-Text kam bei den Zuhörern genauso blendend an wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ und der kleine grüne Kaktus. Dann kam mit einer Gitarre das – neben den Stimmen – einzige Instrument des Abends zum Einsatz, beim Lied zur Finanzkrise. „My Money Is Over The Ocean“, sang die ganze Kirche mit. Wenn einer kein Geld hat und ihn deshalb keine anschaut, tut das schon saumäßig weh. Ja, der Schwabe, der Besitz und das Essen: Wiegen zwei ­Stückle und ein Bausparvertrag keine „Schlabbergosch“ auf? Ist der Sonntagskittelschurz und Bratenprophet nicht das allerschönste Kleidungsstück, das den Mann zum Frohlocken bringt, „Mädchen, du wirst immer schöner“? Beim Spätzleslied traten die kulturellen Unterschiede im Ensemble voll zu Tage, der Engländer besang in seiner Strophe lieber „Fish and Chips“.

Es folgte noch ein Loblied auf den Daimler und am Ende – als Lieblingslied der Holzmadian Harmonists – eines für Gott, der die ganze Sache mit der Musik schließlich erfunden hat. Eine Erfindung, die das Ensemble zu derzeit vier abendfüllenden, teils selbst getexteten Programmen inspiriert hat.

Als Dank der Zuhörer gab es für das lieblich-stimmgewaltige Quintett ganz viel Applaus, als Dank der Vesperkirche zwei Flaschen Wein. Zwei Flaschen für fünf Leute, war da ein sparsamer Schwabe am Werk? Es sei, so die offizielle Verkündung, schließlich ein Benefizkonzert.

 

Am Samstag, 13. Februar, um 19.30 Uhr sind die Holzmadian Harmonists in der „Alten Kass“ in Neidlingen zu hören. Sie präsentieren „Amor und Bacchus – Szenen und Lieder zu Liebe und Wein“. Einlass ist ab 18.30 Uhr, Karten gibt es in der Alten Kass und bei den Sängern.