Was kommt heraus, wenn sich zwei Vollblutmusiker für 14 Tage auf eine einsame Berghütte in den Alpen zurückziehen? Erfrischende Musik, die die inspirierende Bergluft atmet. Musik, abseits vom Mainstream. Deutsche Lieder und Tänze, aber auch keltisch/amerikanische Stücke haben Gudrun Walther und Jürgen Treyz aus Oberlenningen in der Einsiedelei im österreichischen Aschau für die Doppel-CD „Duo“ eingespielt. Zum Teil wurden sie in der Abgeschiedenheit auf 1200 Metern erst komponiert und arrangiert. „Dort konnten wir völlig konzentriert arbeiten und uns eine kreative Zeit nehmen“, sagt Jürgen Treyz. Denn trotz der Idylle im Lenninger Tal: Im Alltag klingelt bei dem Musikerehepaar ständig das Telefon, E-Mails mit Konzertanfragen müssen beantwortet werden. „Das Tempo hat sich in den letzten Jahren extrem beschleunigt“, so Gudrun Walther. Ihr Wunsch war deshalb, zwei Wochen lang für andere nicht da zu sein. „Das hat super geklappt.“ Aus all den Gitarren, Banjos, Mandolen, Resonatorgitarren und E-Gitarren auszuwählen und zu entscheiden, welche vier mit auf den Berg durften, fiel Jürgen Treyz nicht leicht. Gudrun Walther hatte es da deutlich einfacher: „Ich habe nur wenige Instrumente, mit denen man auch was vorspielen kann“, sagt sie lachend.
„Vorspielen“, das hört sich fast bescheiden an bei einer Profimusikerin, die wie ihr Ehemann zu den Gründungsmitgliedern von „Cara“ gehört. Für ihre eigenständig interpretierte keltische Musik wurde die seit 16 Jahren bestehende, international bekannte, Band bereits mit zwei Irish Music Awards ausgezeichnet. Sie füllt auf ihren weltweiten Tourneen, die sie jeweils für mehrere Wochen bis nach Amerika und Australien führen, die Säle. „Wir spielen meist vor 200 bis 300 Leuten, in vielen Konzerten sind aber auch mehr Besucher“, sagt Gudrun Walther. Zu den Spielstätten gehören beispielsweise das „ROXY“ in Ulm, die Queens Hall in Edinburgh und das Pink Palace Theatre in Memphis Tennessee. Das Kulturzentrum „Dieselstrasse“ in Esslingen, wo „Cara“ am 24. Januar im Rahmen ihrer nächsten Tournee einen Auftritt hat, bezeichnen die beiden als ihr „ausgelagertes Wohnzimmer“. Das geht zurück auf die Zeit, als Gudrun Walther und Jürgen Treyz noch in Neuhausen auf den Fildern wohnten und Esslingen direkt vor der Haustür lag. Eng verbunden ist das Ehepaar auch mit dem Nürtinger Club Kuckucksei: „Dort habe ich in den späten Siebzigern meinen ersten Auswärtsgig gehabt“, erinnert sich Gudrun Walther. Früh für eine heute 44-Jährige. „Es war faszinierend, mit den Freunden meines großen Bruders bei Sessions rumzuhängen“, erklärt sie. Der zwölf Jahre ältere Bruder hatte eine Folkband, die schottische und irische Musik spielte. Da mitzumischen, fand die kleine Schwester, die Hausmusik in der Familie gewohnt war, cool. In den ersten Jahren erhielt sie Geigenunterricht von ihrem Vater, als Jugendliche musizierte sie mit mehreren Symphonieorchestern, darunter die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. „Klassische Musik fand ich aber zu steif“, sagt sie rückblickend. Jazz schied ebenfalls aus. Ein Studium, in dem sie sich für einen der beiden Stile hätte entscheiden müssen, fiel flach. Das Spielen auf der Geige und ihrem Zweitinstrument, dem Akkordeon, sowie den Gesang perfektionierte Gudrun Walther deshalb autodidaktisch.
Jürgen Treyz, der in Richtung Rock, Blues und Jazz unterwegs war und Jazzgitarre studierte, kam über einen Deutschlehrer zum Folk. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Wege des aus Gaildorf stammenden Gitarristen und der in der Pfalz aufgewachsenen Gudrun Walther kreuzten. „Die Szene ist gut vernetzt, wenn Leute professionell Musik machen“, sagt die Geigerin. Nach Festivals sei es üblich, noch gemeinsam in einer Kneipe oder in der Hotelbar zu musizieren. „Es kann sein, du hast schon dreimal mit jemandem Musik gemacht, bevor du das erste Bier zusammen trinkst und merkst, dass du dich verstehst“, erzählt Jürgen Treyz.
Auf der gleichen Wellenlänge ist das Musikerpaar auch mit den drei weiteren, aus Schottland, Irland und Hamburg stammenden Bandmitgliedern von „Cara“: Bei mehrwöchigen Tourneen im Bandbus haben die Musiker teils engeren Kontakt zueinander als zur eigenen Familie. „Es geht bei uns sehr freundschaftlich zu“, sagt Gudrun Walther.
60 Konzerte gibt die Band im Schnitt pro Jahr. 30 bis 40 weitere Auftritte bestreitet Gudrun Walther als Duo mit Jürgen Treyz. Die beiden treten in kleineren Clubs auf. „Es ist schön, die Leute direkt bei sich zu haben.“ - Die richtige Bühne für die auf der abgelegenen Berghütte arrangierten Stücke.