Der November steht in Esslingen ganz im Zeichen der Literatur. Von Sonntag, 2. bis Sonntag, 23. November, präsentiert die Lesart einige der interessantesten, spannendsten, überraschendsten und bemerkenswertesten Neuerscheinungen dieses Bücherherbstes. Die Stadtbücherei und die Esslinger Zeitung, die das Literaturfestival gemeinsam veranstalten, stellen neben etablierten Autorinnen und Autoren auch eine ganze Reihe vielversprechender junger Künstler vor. Der Vorverkauf beginnt am Samstag, 18. Oktober.
30 Lesungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene stehen auf dem Programm der 31. Lesart, die von der Stiftung der Kreissparkasse und dem örtlichen Buchhandel unterstützt wird. Viele der vertretenen Texte spiegeln die großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit wider – oft geht es auch um die Frage, ob und wie sich das Persönliche vom Politischen trennen lässt. Dominique Caina, die das Programm für Erwachsene kuratiert, hat unzählige Neuerscheinungen gelesen und Literaturfestivals besucht, um aus der Fülle neuer Bücher die reizvollsten auszuwählen.
Der „Sams“-Vater Paul Maar eröffnet die Lesart
Bettina Langenheim, die das Programm für den Lese-Nachwuchs zusammenstellt, hat sechs Gäste eingeladen, die in öffentlichen Auftritten und in zehn Schullesungen live zu erleben sind. Einer von ihnen wird die Lesart am 2. November um 16 Uhr in der Württembergischen Landesbühne eröffnen: Paul Maar, der Esslingen und der WLB schon lange verbunden ist – bis 1985 war er dort sogar Hausautor. Zum Start der Literaturtage hat er sich mit seinem „Schiefen Märchen-Trio“ angesagt. Das Publikum ab sechs Jahren darf sich auf das „Mini-Sams“ und andere Geschichten freuen.
Nikola Huppertz zeigt am Montag, 3. November, mit ihrem Kinderbuch „Wie war’s heute“ (ab drei Jahren), wie viele Erlebnisse und Ideen in einem einzigen Tag stecken können. Uticha Marmon erzählt am Sonntag, 9. November, in „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ eine urkomische Geschichte über Freundschaft, Streit und ein Kälbchen, das alle haben wollen (ab neun Jahren). Manfred Theisen ist am Sonntag, 16. November, mit dem spannenden Jugend-Thriller „Escape – Der Schlüssel sind wir“ zu Gast (ab 14 Jahren). Cezary Harasimowicz lädt am Dienstag, 18. November, mit „Mirabelka“ zur literarischen Zeitreise durch das jüdische Viertel Muranów in Warschau ein (ab zehn Jahren). Und am Sonntag, 23. November, liest Felicitas Horstschäfer aus ihrem Buch „Die ganze Wahrheit über das Lügen“ (ab acht Jahren).
Einige der Autoren im Abendprogramm begleitet die Lesart schon länger – allen voran Joachim Zelter, der vor Jahren auch Bahnwärter-Stipendiat in Esslingen war. Er liest am Mittwoch, 5. November, aus „Hoch oben“, der Geschichte eines Mannes, der nach einem Unfall in einer fremden Stadt strandet, die ihm wie ein kafkaeskes Absurdistan vorkommt. Marlene Streeruwitz ist ebenfalls nicht zum ersten Mal in Esslingen. Diesmal liest sie am Donnerstag, 6. November, aus ihrem Roman „Auflösungen“, der ein eindringliches Bild von New York wenige Monate vor der Wiederwahl Donald Trumps zeichnet. Und mit Katharina Mevissen erzählt eine frühere „Bahnwärterin“ am Donnerstag, 13. November, wie aus ihrem Buch „Mutters Stimmbruch“ ein Hörbuch wurde.
Russische Spezialitäten und die Botanik des Wahnsinns
Jonas Lüscher liest am Montag, 3. November, aus seinem Buch „Verzauberte Vorbestimmung“, das von Kritikern als „Jahrhundertroman“ gefeiert wurde. Dimitrij Kapitelman serviert am Dienstag, 4. November, „Russische Spezialitäten“, einen Roman über Familie und die (Un-) Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege. Leon Engler hat sich am Freitag, 7. November, mit „Botanik des Wahnsinns“ angesagt – einem Roman, dessen Erzähler in seine Familiengeschichte blickt und dort einen „Stammbaum des Wahnsinns“ entdeckt. Liao Yiwu erzählt in „18 Gefangene“ Fluchtgeschichten aus China, dem größten Gefängnis der Welt (Dienstag, 11. November). Und Christina König gibt am Freitag, 14. November, mit ihrem Buch „Alles, was Du wolltest“ Einblicke in eine toxische Beziehung, deren weitreichenden Folgen und die Möglichkeit, daraus wieder herauszufinden.
Miku Sophie Kühmel widmet sich am Samstag, 15. November, in ihrem Roman „Hannah“ einer Liebe, die von der politischen Bedrohung durch den Nationalsozialismus mehr und mehr unter Druck gesetzt wurde. Jochen Schmidt macht das Lesart-Publikum am Dienstag, 18. November, mit „Hoplopoiia“ und einem Stadtneurotiker des 21. Jahrhunderts bekannt. Kathrin Bach fügt am Donnerstag, 20. November, in „Lebensversicherung“ Erinnerungen, Bilder und Listen zu einer tragikomischen Familiengeschichte zusammen. Katja Kullmann kommt am Freitag, 21. November, mit ihrem Debüt „Stars“ nach Esslingen, das als „ultimativer Hochstaplerinnen-Roman“ gefeiert wird.
Kaśka Brylas Roman „Mein Vater, der Gulag, die Krähe und ich“ erzählt vom Kampf ums Überleben unter widrigen Bedingungen. Und zum Finale macht die Lesart am Sonntag, 23. November, gemeinsame Sache mit dem Podium-Festival: Katerina Poladjan, Julia Schoch, Iris Wolff und Matthias Jügler gestalten den Abend zusammen mit dem Rothko String Quartet unter einem Motto, das perfekt zu einem Literaturfestival passt: „Wir dachten, wir könnten fliegen“.
Kurzinfos zur Lesart 2025
Das Festival: Die Anfänge der Lesart reichen ins Jahr 1996 zurück. Damals holten der frühere Kulturreferent Peter Kastner und die einstige Bücherei-Leiterin Sibylle Weit das Festival nach Esslingen – als Teil eines bundesweiten Lese-Marathons in fast 20 Städten. Seit Ende der 90er-Jahre wird das Festival von der Stadtbücherei und der Eßlinger Zeitung gemeinsam veranstaltet. Mehr als 900 Autorinnen und Autoren haben sich bislang ins Gästebuch der Lesart eingetragen – darunter so prominente Namen wie Ralph Giordano, Martin Walser, Imre Kertesz, Juli Zeh, Marcel Reich-Ranicki, Monika Maron, T. C. Boyle sowie die Nobelpreisträgerinnen Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch.
Tickets: Eintrittskarten für die Abendveranstaltungen kosten 10 Euro plus Servicegebühren und Versandkosten. Kulturpassinhaber erhalten kostenlosen Eintritt. Der Eintritt zu den Kinder- und Jugendveranstaltungen ist frei, eine Platzbuchung ist jedoch erforderlich. Der Vorverkauf für die Lesart beginnt am Samstag, 18. Oktober, um 11 Uhr. Eintrittskarten für das Literaturprogramm können ab Vorverkaufsstart bei Reservix erworben werden. In der Stadtbücherei findet kein Kartenvorverkauf mehr statt.

