Übung
Luftretter proben am Heidengrabenturm

Neben dem Astropfad in Erkenbrechtsweiler gab es einen ganz besonderen Hubschraubereinsatz. ­Gemeinsam mit der Polizei probte die Stuttgarter Feuerwehr den Einsatz aus der Luft. 

Einen Einsatz aus der Luft per Helikopter mit Seilwinde probte die Stuttgarter Feuerwehr zusammen mit der Polizei. Fotos: Johannes Aigner

Der vorletzte Arbeitstag von Andreas Leffler wird noch einmal ein ganz besonderer. Zum ersten April geht er in den Ruhestand. Doch am Donnerstagmorgen steht der Feuerwehrmann bei eisigen Temperaturen auf einem Erkenbrechtsweiler Feld und blickt in die Luft. Dort senkt sich gerade ein Polizeihubschrauber vor den Baumwipfeln herab und lässt per Winde ein Seil in Richtung Wiese sinken. Einer von Lefflers Kollegen hat genau darauf gewartet. Er klinkt sich ein, gibt dem Piloten ein Zeichen. Die Luft unter den Rotorblättern drückt die Grashalme platt. Dann fliegt der blau-weiße Helikopter mit dem gesicherten Feuerwehrmann im Schlepptau ab.

Leffler zeigt sich zufrieden. Bei der Übung läuft alles nach Plan. Regelmäßig trainiert die Höhenrettungsgruppe der Stuttgarter Feuerwehr den Ernstfall. „Der letzte Probelauf ist aber schon ein bisschen her“, sagt er und lächelt. Die Flüge am Heidengrabenturm sind quasi der Saisonauftakt.

Sogar im Ahrtal im Einsatz

Etwa vier bis fünf Höhenrettungsgruppen von Berufsfeuerwehren gebe es in Baden-Württemberg, sagt Leffler. Hinzu kommen noch einige bei den freiwilligen Feuerwehren.

40 Mann stark ist die Gruppe auf der Möhringer Feuerwache. Ihr Einsatzgebiet ist so simpel wie riesig: dort, wo sie angefordert werden. 2021 flogen die Kameraden etwa bis ins Ahrtal und retteten dort während der Überflutungen zahlreiche Menschen von Hausdächern.

Die Luftretter der Feuerwehr werden dort hinzugerufen, wo die Drehleiter der Wagen nicht mehr ausreicht. Meistens sind das Höhen von etwa 23 Meter. Viele Einsätze mit dem Hubschrauber fliegen sie aber nicht. „In den vergangenen Jahren war es eigentlich nur der im Ahrtal“, erinnert sich Leffler. Der Hubschrauber sei ein teures Einsatzmittel und deswegen immer nur die letzte Lösung. Von den 40 Mitgliedern der Gruppe sind 15 „Air-Rescue-Specialists“, umgangssprachlich auch Luftretter genannt. Sie retten im Ernstfall direkt vom Hubschrauber aus und seilen sich zum Beispiel zu verletzten Personen ab.

Von Balkon abseilen

Diese Einsätze proben die Feuerwehrleute unter anderem am Donnerstagmorgen. Die hochgezogenen Einsatzkräfte werden zunächst in einen nahe gelegenen Steinbruch oder das Betriebsgelände einer Firma gebracht. Dort müssen sie sich auf einen vier mal vier Meter großen Balkon abseilen. Da der Pilot die kleine Fläche unter sich nicht im Auge hat, zählt besonders die Kommunikation zwischen den Männern am Seil und denen im Helikopter. Einen eigenen Hubschrauber hat die Feuerwehr nicht, deswegen kooperiert sie mit der Polizei.

Die Feuerwehrleute müssen sich auf einen vier mal vier Meter großen Balkon abseilen. Foto: Johannes Aigner

„Vor drei Jahren hatten wir das erste Mal eine Grundausbildung drüben im Steinbruch“, erzählt Leffler. Mit dem Turm am Heidengrabenzentrum gibt es nun ein weiteres Objekt in der Nähe, das sich hervorragend für die Übungen der Feuerwehr eignet. „Das wollten wir dann natürlich auch mitnehmen“, sagt Leffler.

Foto: Johannes Aigner

Am Vormittag werden die Männer von der Aussichtsplattform des Turmes sowohl auf- als auch abgeseilt. Am Nachmittag simulieren sie dann auch das Bergen von Patienten, etwa mit dem Luftrettungsbergesack, in den verletzte Patienten eingepackt und dann abtransportiert werden.