Baumwollmützen, Stirnbänder und Loops, Beißringe, zartbedruckte Decken und gefütterte Schühchen. Im Atelier von Luisa Degout versammeln sich allerlei nützliche Dinge für Babys, kleine Kinder und deren Eltern. Schrilles sucht man hier vergebens. Vielmehr dominieren zarte Farben, die wirken, als seien sie mit Puder überzogen. Darunter anthrazit, ein Roséton, nude, mint und blaugrau. „Eigentlich ist unser Unternehmen durch Zufall entstanden“, sagt Luisa Degout. Als 2017 Tochter Maya geboren wurde, war die frischgebackene Mama auf der Suche nach schönen Babysachen. Doch was sie fand, traf nicht ihren Geschmack. Von Youtube-Tutorials inspiriert, fertigte sie anfangs Schnullerketten an, die sie auch an schwangere Freundinnen verschenkte. Die überwiegend in dezentem Grau gehaltenen Ketten aus Holzperlen hängen nach wie vor zu Dutzenden in dem kleinen Atelier. Werden sie als Geschenk gekauft, sind sie oft mit dem Namen des kleinen Rackers versehen.
Mehr als 10 000 Follower
Die Nachfrage wurde immer größer, Luisa Degout begann, die von ihr entworfenen Babyartikel über Instagram anzubieten. Inzwischen hat sie mehr als 10 000 Follower. Ein Firmennamen musste her. Lui.Liebe war geboren. Warum Lui? „So nennen mich viele“, erklärt Luisa Degout lachend. Das Hobby mündete 2018 in einem Gewerbe. Vor zwei Jahren eröffnete das Ehepaar einen Onlineshop. „Das ist ein ganz großes Glück und erleichtert die Arbeit“, sagt die 32-Jährige. Während die Abläufe vorher sehr aufwendig waren und oft etliche Fotos hin- und hergeschickt wurden, laufen die Bestellungen seitdem standardisiert. Individuell sind die Anfertigungen auf Wunsch nach wie vor. So surren die Nähmaschinen bei Mützen beispielsweise erst nach dem Bestelleingang. Die Kundinnen legen Größe und Farbe fest und ob das Exemplar nur mit Label oder mit einem Motivaufnäher versehen wird. Dann ziert die Krempe etwa ein Löwe, eine Sonne oder ein Bär.
Dass sich die Käuferinnen ganz bewusst für die Produkte aus Neidlingen entscheiden, zeigt die minimale Retourenquote. „Sie liegt bei knapp einem Prozent“, sagt Luisas Ehemann Patrick Degout. Während sich die gelernte Bürokauffrau kreativ austobt, E-Mails abarbeitet und sich Gedanken zu Aktionen macht, ist der Betriebswirt, der einen Fulltimejob in einem Kirchheimer Unternehmen hat, fürs Organisatorische zuständig. „Es kann sein, dass ich abends um 9 noch in der Garage sitze und Pakete packe“, sagt er. Noch ist alles etwas beengt. Materialien und Kartons lagern in verschiedenen Räumen. Ein großer Wunsch des sympathischen Ehepaars ist, in Neidlingen einen Bauplatz zu ergattern und ein Haus zu bauen mit genügend Platz für alles, was es rund um den Versand benötigt.
Peu à peu wurde das Sortiment, bei dem großer Wert auf Zertifikate, Schadstofffreiheit und kurze Lieferwege gelegt wird, ausgeweitet. „Das wächst mit unseren beiden Kindern mit“, erzählt Patrick Degout. Zur Schnullerkette gesellten sich knapp 160 weitere Artikel wie Greifspielzeug mit Knisterpapier, Stapelbecher, Musselintücher und inzwischen auch Regale für „Tonieboxen“. Sie haben in vielen Kinderzimmern Cassetten und CDs abgelöst. Stellt man etwa den kleinen Sandmann auf den Würfel, erklingt die bekannte Sandmännchenmusik. Doch wohin nur mit den zig Figuren? Das fragten sich die Eltern. Das regenbogenförmige Holzregal im Kinderzimmer ist ein echter Hingucker, und Maya und ihr kleiner Bruder Vincent haben alles griffbereit, wenn sie Musik oder Geschichten hören möchten.
Hersteller aus der Region
Hergestellt werden die Holzregale in einer Neidlinger Werkstatt. Genauso gravierte Erinnerungskisten und „Meilensteine“. Die verwenden Eltern gerne für Fotos, um den Geburtstag, die ersten Schritte oder die Taufe ihrer Sprösslinge dekorativ festzuhalten. „Wir wollen keine Weltverbesserer sein, aber Regionalität ist uns wichtig“, sagt Patrick Degout. Deshalb stammen die Teile aus Stoff auch alle von Näherinnen aus dem Reußensteinort und der direkten Umgebung – meist sind es junge Mütter, die ein kleines Gewerbe angemeldet haben. Eingebunden sind auch die Eltern von Luisa und Patrick Degout. „Ohne sie würden wir das alles gar nicht schaffen.“
Einen großen Schub haben dem noch jungen Unternehmen Do-it-Yourself-Workshops gegeben, die 2019 im Rahmen der Babydays von C&A sowie der „Eltern“-Zeitschrift in Frankfurt, Hannover und Köln angeboten wurden. Auch durch Online-Veranstaltungen von „Eltern“, bei der die Teilnehmerinnen Werbegeschenke unter anderem von Lui.Liebe bekommen sowie Kooperationen mit Bloggern und Influencerinnen weitet sich der Kundenkreis. Die Kundinnen kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Frankreich, Belgien, Italien und Österreich. Inzwischen gibt es Lui.Liebe-Produkte in einzelnen Läden für Babyausstattung zu kaufen. So in Krefeld, München, Bregenz und Düsseldorf.
„Ziel ist, eine Marke aufzubauen, die man mit Kindern in Zusammenhang bringt“, sagt Patrick Degout. Seine Frau ist glücklich, dass sie ihre Kreativität ausleben kann. „Ich liebe meine Arbeit“, sagt sie und strahlt. Schon jetzt freut sie sich darauf, wenn sie ihre Produkte auch wieder in der Region wie bei Märkten auf dem Unterlenninger Sulzburghof präsentieren kann.
Der Onlineshop ist unter www.luiliebe.de zu finden. Kunden aus der Region dürfen nach Terminabsprache die bestellten Dinge auch vor Ort abholen beziehungsweise im Atelier in der Neidlinger Kirchstraße 56 stöbern und sich individuell beraten lassen.