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Möglichst lange selbstbestimmt leben

Betreuung Die 40 neuen Pflegewohnungen der Hochdorfer Amalien-Residenz füllen sich allmählich mit Leben. Die Evangelische Heimstiftung ist der Träger und bezeichnet das Projekt als Schnittstelle. Von Katja Eisenhardt

Ewald Maier greift in den Wäschekorb, den ihm Hausdirektorin Karen Zoller hinhält, nimmt ein paar Tupperdosen heraus und räumt sie ins Küchenregal. Nach und nach füllen sich die Schränke mit allem, was in einem Ein-Mann-Haushalt fürs tägliche Leben nötig ist. Am 13. Januar ist der 79-Jährige in seine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Balkon im dritten Stock der Amalien-Residenz der Evangelischen Heimstiftung (EHS) eingezogen. Damit ist Ewald Maier einer der ersten Mieter der 40 barrierefreien Pflegewohnungen im Hochdorfer Breitwiesenareal.

„Ganz fertig eingerichtet habe ich mich noch nicht. Das ist aktuell wegen der geschlossenen Geschäfte ja auch gar nicht so einfach. Ich möchte die wenigen noch fehlenden Dinge wie Lampen, ein Regal oder Bilder nicht im Internet bestellen, ich muss das vorher sehen“, erklärt der 79-Jährige, der ursprünglich aus Stuttgart stammt, die vergangenen 50 Jahre aber mit seiner Frau in einem großen Einfamilienhaus im Ebersbacher Stadtteil Weiler gelebt hat. Der Umzug von 200 in rund 58 Quadratmeter sei die vermutlich letzte große und ganz sicher auch keine leichte Entscheidung gewesen, „auf jeden Fall aber die richtige“, sagt Ewald Maier.

Vor sechs Jahren ist seine Frau an Parkinson erkrankt, er hat sie zu Hause gepflegt, so lange es ging. „Vor einem Jahr war das nicht mehr möglich, sie ist nun im Asklepia-Pflegeheim in Notzingen untergebracht, also ganz in der Nähe“, erzählt er. Hochdorf sei für ihn kein unbekanntes Pflaster, was das Ankommen erleichtere, so der 79-Jährige. Der Enkel spielt hier Fußball, und auch er hat über den Sport schon einige Leute kennengelernt. „Ich bin ein kommunikativer Mensch. Sobald es wieder gemeinschaftliche Angebote gibt, beteilige ich mich daran.“

Bis Februar werden die ersten 15 Wohnungen laut Hausdirektorin Karen Zoller vollends bezogen. „Hinter jedem Einzug steckt eine persönliche Geschichte, das Verlassen der gewohnten Umgebung“, weiß Zoller. Umso wichtiger sei es, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Je nach Pflege- und Betreuungsbedarf können Leistungen individuell kombiniert und über die Mobilen Dienste dazugebucht werden, um so lang wie möglich selbstbestimmt zu leben. „Die Amalien-Residenz ist quasi die Schnittstelle für alle, die nicht mehr allein zu Hause leben können, aber noch nicht die Leistungen eines Pflegeheims benötigen“, fasst Karen Zoller zusammen.

Terrasse bietet Blick auf den Ort

Das Leistungsspektrum der Mobilen Dienste deckt laut Pflegedienstleiterin Victoria Ferraro-Kust sämtliche zentrale Bedürfnisse des Alltags ab. Jedem Mieter steht zudem ein kleiner Abstellraum zur Verfügung, und es gibt einen gemeinschaftlichen Fahrradkeller mit Ladestationen für E-Bikes, Elektro-Rollstühle oder -Rollatoren. Im dritten Stock wartet eine große Dachterrasse mit Blick auf den Ort und den Sportplatz auf alle Bewohner.