Dettingen. Alpine Kulissen, daneben Felder unter der Sonne Andalusiens und immer wieder die Schwäbische Alb: Landschaft steht in der Galerie Diez derzeit im Mittelpunkt. Das kommt nicht von ungefähr. In den 1940er-Jahren lehrte Fritz Mader als Professor für Landschaftsmalerei an der Stuttgarter Kunstakademie. Handwerklich solide Stillleben runden die Mader-Retrospektive ab, die eine beeindruckende Schaffenszeit von acht Jahrzehnten vor Augen führt.
Der im Jahr 1900 geborene Mader gehörte einer Generation an, die stark von der Massenarbeitslosigkeit in der Weimarer Republik betroffen war. Stagnierende Wirtschaft und überfüllter Arbeitsmarkt nährten das Gefühl, überflüssig zu sein. Viele wandten sich den radikalen Flügen des politischen Spektrums zu. Auch Mader war nicht der unpolitische Ästhet, auf den seine Bilder schließen lassen.
Enttäuscht von der sozialistischen Utopie stellte er sich in Diensten der NSDAP. Bis 1936 war er Kreisleiter in Nürtingen, danach Funktionär für „Kraft durch Freude“. Im Zuge der Entnazifizierung wurde er als „weicher“, keineswegs fanatischer Nazi betrachtet und als „Minderbelasteter“ eingestuft. Einer zügigen Eingliederung in den Schuldienst stand damit nichts im Weg. Bis 1963 war Mader Oberstudienrat in Fellbach. Seine künstlerische Schaffenskraft blieb ihm lebenslang erhalten. Noch mit über 90 gelangen ihm beeindruckende Gemälde. 1998 ist Fritz Mader in Waiblingen verstorben.
Bei all ihrem Augenmerk auf ästhetische Belange blendet die Werkschau die dunklen Kapitel in Maders Biografie keineswegs aus. Galerist Wolfgang Diez ist hellhörig für die politischen Untertöne der Kunst. Im Werk von Mader zeigt er Einflüsse von Gottfried Graf auf, einem Wegbereiter moderner Kunst: „Graf wurde von den Nazis als „entarteter“ Künstler gebrandmarkt“, weiß Diez. Zudem stellt Diez die Exponate in den Kontext der Familiengeschichte des Malers: „So entsteht ein vielschichtiges Zeitporträt.“
Hatte Maders pietistischer Großvater in Nizza die erste deutschsprachige Kirchengemeinde gegründet, erlangte der Vater Friedrich Wilhelm Mader als „schwäbischer Karl May“ literarische Berühmtheit. Damit entfaltet die künstlerische Retrospektive auch ein Panorama, das anhand der Geschicke dreier Generationen Verwerfungen deutscher Geschichte fassbar macht. Florian Stegmaier
Die Retrospektive „Prof. Fritz Mader – Stillleben und Landschaft“ ist noch bis 26. November in der Galerie Diez in Dettingen zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.